
Smartspeaker bieten noch immer nur einen relativ begrenzten Nutzen. Forscher der University of Washington haben jetzt jedoch gezeigt, dass Geräte wie Amazons Echo oder Googles Nest Audio auch im medizinischen Bereich genutzt werden könnten. Für ihr Experiment nutzten sie typische Smartspeaker-Bauteile und eigens für diesen Zweck entwickelte Software, um die Herzfrequenz von Probanden aus der Distanz zu messen.
Die Wissenschaftler stützen sich bei ihrem Experiment auf frühere Forschungsergebnisse, laut denen es möglich ist, die Herzfrequenz eines Menschen mit Ultraschallwellen zu erfassen. Mit gängiger Smartspeaker-Hardware können solche Signale allerdings nicht erzeugt und gemessen werden, weil die natürlich auf die Erkennung der menschlichen Stimme und das Abspielen von Musik optimiert wurden.
Herzfrequenzmessung per Smartspeaker: Noch müssen einige Probleme gelöst werden
Statt Ultraschall haben die Forscher eine Art Sonarsystem entwickelt, das auf Frequenzen zwischen 18 und 22 Kilohertz basiert. Die dazugehörige Software soll damit in der Lage sein, die genaue Position des Probanden und seine Herzrate zu bestimmen. Allerdings funktionierte das nur aus einer Entfernung von maximal 60 Zentimetern.
Außerdem funktionierte das Ganze zwar auch, wenn sich die Zielperson weggedreht hatte, allerdings erhöhte das auch die Fehlerrate, die auch unter bestmöglichen Bedingungen höher als bei klassischen Elektrokardiogrammen lag. Während Kleidung keinen großen Einfluss auf die Testergebnisse hatte, funktionierte das System auch bei stark übergewichtigen Menschen nicht zuverlässig.
Software der Forscher kann auf kommerziellen Smartspeakern nicht eingesetzt werden
Die Forscher wollen die Python-Software auf Anfrage kostenlos mit anderen teilen, sofern sie nicht für kommerzielle Zwecke verwendet wird. Einfach auf einen handelsüblichen Smartspeaker lässt sich die Software aber nicht übertragen. Schon aus Sicherheitsgründen erhalten Programme für Amazons Echo oder ähnliche Geräte nämlich keinen direkten Zugang auf die Hardware-Funktionen, was in diesem Fall aber wohl notwendig wäre.
Möglich ist aber natürlich, dass die Hersteller die Technik aufgreifen, weiterentwickeln und selbst in ihre Smartspeaker integrieren. Dass sich Geräte mit Gesundheitsfunktion gut verkaufen, zeigt Apple beispielsweise seit geraumer Zeit mit der Smartwatch des Unternehmens. Allerdings wäre es aus datenschutzrechtlicher Sicht natürlich schon etwas anderes, wenn ein im Raum platzierter Smartspeaker die Gesundheitsdaten der anwesenden Personen sammeln würde.
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