Startups: Die Kunst des Ausstiegs – Exit-Optionen im Überblick

Frühzeitig an den Exit denken. (Foto: © Spectral-Design – iStockphoto.com)
Exit-Strategien: Es ist nie zu früh, an das Ende zu denken

Für Gründer eines Startups gibt es verschiedene Exit-Optionen. (Foto: © fourthexposure – iStockphoto.com)
Auf den ersten Blick erscheint es paradox: Warum sollte ein Gründer, der gerade seinen Traum von der Selbstständigkeit verwirklicht, schon wieder über den Ausstieg nachdenken? Doch wer sich Unterstützung von Investoren ins Boot holt, muss sich die Frage nach dem Exit stellen. Denn diese wollen meistens nach drei bis sieben Jahren Kasse machen und die Unternehmensanteile verkaufen, um einen ordentlichen Return on Invest einzufahren.
Viele Gründer denken ähnlich, zumal es die meisten lieben, ein Unternehmen aufzubauen. Oft existiert bereits die nächste Idee im Kopf, die nach einem Exit realisiert werden soll. Zudem setzen Startups, die frühzeitig über Exit-Optionen nachdenken, sich zwangsläufig auch damit auseinander, wie sie ihr Unternehmen noch attraktiver und überzeugender machen. Fatal ist es dagegen, erst über den Exit nachzudenken, wenn das Unternehmen in Schwierigkeiten kommt. Dann droht die Gefahr, den falschen Weg einzuschlagen und aus Zeitdruck weit unter Wert zu verkaufen.
Das Startup und der Investor sollten daher idealerweise bereits im Vorfeld einer Zusammenarbeit die diversen Exit-Szenarien erörtern und sich auf eine Option verständigen. Dabei gilt: Nicht jeder Exit muss auch bedeuten, dass der Gründer das Unternehmen verlässt.
Exit-Option 1: Der Börsengang
Denkbar ist ein Börsengang. Der Börsenauftakt (IPO, Initial Public Offering) stellt gewissermaßen den „Königsweg” dar, da er oft höhere Renditen bringt als alle anderen Exit-Optionen. Das Startup Urbanara Home AG hat vorgemacht, wie ein Börsengang zum Erfolg wird: Das 2010 gegründete E-Commerce-Unternehmen für Heimtextilien und Wohnaccessoires ist mit seinem Shop seit 2011 online und konnte dank einer spannenden Equity-Story Ende 2013 erfolgreich an der Börse platziert werden. Ein weiteres Beispiele eines gut vorbereiteten Börsengangs ist das bayrische 3D-Druck-Unternehmen Voxeljet.
Exit-Option 2: Der Trade-Sale
Ein Trade-Sale empfiehlt sich bei einem unfreundlichen Börsenklima. Wer sein Startup an einen Investor verkauft, wie es etwa Massivkonzept und Trivago getan haben, kann für sich und die anderen Anteilseigner viel Geld rausholen: So heimste etwa Massivkonzept 20 Millionen Euro Erlös in Aktien des Käufers fab.com ein, Trivago erhielt 434 Millionen Euro in bar und 43 Millionen in Aktien des Käufers Expedia. Potenzielle Käufer sollten im Vorfeld bekannt sein. Die Beziehungspflege muss frühzeitig erfolgen, ohne dass dabei das operative Geschäft vernachlässigt wird. Wichtig: Die Gründer müssen einen guten Plan haben, um den Verkauf abzuwickeln. Außerdem sollte die Bandbreite des Verkaufserlöses klar sein.
Exit-Option 3: Secondary Purchase
Ein so genanntes Secondary Purchase stellt ebenfalls eine Option dar, damit Gründer und Kapitalgeber getrennte Wege gehen können. In diesem Fall werden die Anteile des bisherigen Investors an einen anderen Kapitalgeber verkauft, der sich vom weiteren Unternehmenswachstum eine gute Rendite verspricht.
Die „Statthalter-Variante“: Als Eigentümer an Bord bleiben
Erfolgreiche Startups, die in einem stabilen, sicheren Markt unterwegs sind, können sich auch einen vertrauenswürdigen „Statthalter“ ins Unternehmen holen, der die Geschäfte übernimmt und verantwortet. Die Gründer bleiben also Eigentümer und sichern sich mit ihrer Startup-Cash-Cow eine stetige Einnahmequelle, auf die sie beispielsweise zurückgreifen können, um die nächste Geschäftsidee zu realisieren. Wichtig: Der Statthalter sollte sehr versiert sein und das Business verstehen, schließlich müssen auch gesunde Kühe gefüttert und gepflegt werden, um weiter Ertrag zu liefern.
Weitere Exit-Optionen: Buyback und Liquidation
Im Falle eines Buybacks steigt nur der Kapitalgeber aus dem Unternehmen aus, nicht aber der Gründer. Dies geschieht durch den Rückkauf der Investorenanteile durch den Gründer. Ein Buyback ist eine eher selten vorkommende Exit-Option, denn Gründer benötigen hierfür viel Kapital, das sie in der Regel eher in ihr Startup investieren.
Über die Liquidation eines Unternehmens wird bei der Exit-Planung nur selten intensiv nachgedacht. Dabei kann jeder Unternehmer für sich entscheiden, wann es für ihn genug ist. Die Geschäftstüren zu schließen und das Unternehmen abzuwickeln kann zum Beispiel eine Option sein, wenn sich ein Markt ganz plötzlich total verändert. Da dies immer passieren kann, man denke an die Folgen von 9/11 oder sonstige Katastrophen, sollten frühzeitig Abläufe überlegt werden, wie die Liquidation erfolgen kann, ohne dass Captain und Crew am Ende mit dem Schiff untergehen.

Manchmal kann es die richtige Option sein, die Türen für immer zu schließen. (Foto: © EyeMark – iStockphoto.com)
Der richtige Zeitpunkt
Der gesamte Verkaufsprozess kann bis zu einem Jahr dauern. Denn auch wenn die Exit-Strategie bereits steht, gilt es viel zu klären: Der Preis, die Art und Weise der Zahlung, wie hoch der treuhänderisch hinterlegte Betrag ist, welche Garantien die Gründer bzw. Anteilseigner geben, wie Earn-Outs bezahlt werden und wie lange das Gründer- oder Management-Team nach dem Exit im Unternehmen verbleibt.
Wann ist der optimale Zeitpunkt zum Exit erreicht? Die Erfahrung zeigt, dass der Erfolg von Unternehmen ab einer bestimmten Phase rückläufig ist. Die Kunst besteht also darin, diesen Zeitpunkt zu erwischen – und durch eine geschickte Planung auf einen erfolgreichen Exit hinzuarbeiten.
Checkliste: Sieben Anzeichen für eine falsche Exit-Strategie
Wer einen oder mehrere dieser Punkte in seinem Unternehmen wieder erkennt, sollte seine Exit-Planung noch einmal überdenken.
- Die Bandbreite für den Exit-Erlös kann nicht begründet werden, sondern ist reines Wunschdenken.
- Die für eine Due Diligence der Emissionsbank (IPO) beziehungsweise des Käufers (Trade Sale) nötigen Unterlagen und Informationen stehen gar nicht oder nicht in der nötigen Qualität zur Verfügung.
- Es fehlt eine professionelle Equity Story, die exakt die Erwartungen des Kapitalmarktes oder der potenziellen Käufer adressiert.
- Falsches Timing: Das Produktportfolio ist noch nicht reif für einen Exit. Für bestimmte Käuferschichten spielt die Technologietiefe eine entscheidende Rolle.
- Das Management hat nicht die Fähigkeit, alle wichtigen unternehmerischen Entscheidungen vom Exit aus zu denken und schlägt strategisch eine falsche Richtung ein. Dies kann zu Liquiditätsengpässen und Zeitdruck führen.
- Es wird versäumt, die eigene Unternehmensentwicklung regelmäßig mit der strategischen Entwicklung potenzieller Käufer zu matchen.
- Das Unternehmen mandatiert seinen Corporate Finance Berater zu spät, nämlich erst dann, wenn es zu Störungen im Verkaufsprozess kommt.
t3n.de/news/deutsche-startup-boerse-hoechste-500567/
Börsengang lohnt erst ab 100 Mio Euro. Da steht auch wo viel vom Geld bleibt.
Craigslist, Dwolla und Whatsapp haben wohl unter 100 Mio Mitarbeitern. Die wären dafür wohl zu klein gewesen….
Geschichten vom neuen Markt sind beim heise-Newsticker, Lanu usw. problemlos nachlesbar. Daran erinnern sich leider zu wenige und deshalb wiederholt sich Geschichte.
Und für Manager-Buy-Outs durch Manager gibts wohl Anbieter und spezialisierte Fonds. Nicht jeder Gründer hat eine große Familie die übernehmen will.