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Neue Studie: 3 düstere Szenarien für San Francisco – unterstützt von Facebook

Eine Non-Profit-Organisation hat eine neue Studie zur Stadtentwicklung von San Francisco vorgelegt. Von vier Szenarien enden drei in urbanen Albträumen. Dabei wurde die Studie von Facebook, Genentech und der Stanford University unterstützt – den Treibern der Gentrifizierung.

Von Jan Vollmer
3 Min.
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Eine Zeltstadt mitten in San Francisco. Eine Studie untersucht, wohin die Ungleichheit der Tech-Stadt im Jahr 2070 führen könnte. (Foto: dpa)

Der Thinktank Spur, der sich mit Stadtentwicklung in San Francisco und der Bay Area beschäftigt, hat in einer neuen Studie vier Zukunfts-Szenarien für die Entwicklung von Kaliforniens Tech-Hotspot ausgearbeitet. Dank der ansässigen Tech-Szene gehört die San Francisco Bay Area zu den reichsten Regionen der USA. In der Studie von Spur wird aber gerade das zur Gefahr – und das, obwohl Spur von den reichsten der Tech-Szene finaniziert wird: Facebook, eine Stiftung von Mark Zuckerberg, der Biotech-Riese Genentech und die Stanford Universität werden als Sponsoren aufgeführt.

„Gated Utopia“ – eine Stadt für die Tech-Elite

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Die Szenarien, die Spur ausgearbeitet hat, handeln vor allem von den gewaltigen Einkommensunterschieden, die der sozialen Struktur von San Francisco zu schaffen machen. Im ersten Szenario, das den Titel „Gated Utopia“ trägt, hat die IT-Szene die Stadt komplett übernommen. Neben den IT-Arbeitern wohnen in San Francisco nur noch diejenigen, die so glücklich waren, sich früh genug dort eine Immobilie zu kaufen.

„Der Kern der Region ist ein internationales Metropolis, das die globale Elite anzieht. Viele der Dienstleistungsjobs wurden automatisiert, es gibt deswegen weniger Dienstleister als vorher. Ein Großteil der Arbeiterklasse ist weggezogen, um Arbeit zu finden. Als Resultat ist die Bay Area eine ethnisch, ökonomisch und kulturell homogene Region geworden – ohne den afroamerikanischen Bevölkerungsteil und viele Migranten-Communitys. Es ist kein Ort mehr, an dem Arbeiter oder Mittelklasse-Familien bezahlbaren Wohnraum finden könnten.“

Wer noch in der Stadt als Handwerker oder Dienstleister arbeitet, so die Studie, muss außerhalb wohnen, und von einer Mega-Stadt in der Nähe von Stockton pendeln. Arbeiter müssen sich dann aber nicht nur an das Pendeln gewöhnen – sondern auch an die Zeltstädte, die um Stockton wachsen.

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„Bunker Bay Area“ – die Reichen schotten sich ab

Das zweite Szenario mit dem klingenden Namen „Bunker Bay Area“ vereint den extremen Reichtum und die Armut des ersten Szenarios in einer Stadt. Dank der liberalen politischen Grundeinstellung haben sich die Reichen ihr Paradies in einer an sich armen Stadt gebaut – und es mit privaten Sicherheitskräften und High Tech gegen die Bewohner der Slums drumherum abgesichert.

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„Die dominante Architektur ist die ‚Gated Community‘. Neubauten haben grundsätzlich den Charakter von Festungen, und wer in älteren Nachbarschaften wohnt, baut eben Mauern, Tore und vergittert die Fenster. Die Parkanlagen der Stadt sind zu informellen Siedlungen geworden und öffentliche Dienstleistungen [Müllabfuhr und ähnliches] gibt es entweder nicht mehr, oder sie funktionieren schlecht.
Die digitale Trennung hat geteilte Transportsysteme entstehen lassen. Gut bewachte, teure, selbstfahrende Bahnen fahren auf umgebauten Schnellstraßen. Elektronische Passagierdrohnen fliegen vorbei und transportieren die Reichsten. Währenddessen nutzen die Ärmsten alte Technologien wie benzinbetriebene ‚Werbe-Busse‘, die sich mit Werbung auf Bildschirmen und Werbetafeln finanzieren.“

„Rust Belt West“ – wie Detroit, nur eben San Francisco

Im dritten Szenario der Studie haben die Bewohner von San Francisco genug von der überheblichen Tech-Industrie und vertreiben sie. Mit der Tech-Industrie verschwindet aber auch der Reichtum der Stadt. Was übrig bleibt, erinnert an ebenfalls verfallene Städte wie Detroit, wo mit der Autoindustrie auch die Beschäftigungszahlen verkümmert sind.

„Es gibt wenig neue Gebäude, aber es werden auch keine gebraucht, weil die Zahl der Jobs und die Bevölkerung nicht wächst. Es gibt viele leere Gebäude und sogar einige unserer wertvollsten Ressourcen verfallen langsam.“

Neues Zusammenleben – wäre schön, aber überraschend

So drastisch die ersten drei Versionen waren, so optimistisch klingt die vierte. Es ist auch offensichtlich das Szenario, das den Verfassern der Studie am liebsten wäre. Es gibt darin schnelle und verlässliche öffentliche Verkehrsmittel für alle und fröhliche Fahrradfahrer und Fußgänger.

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„Über die Zeit sind einige Industrien abgewandert, aber neue Jobs entstehen, da wir kontinuierlich Neues erfinden. Wir haben fossile Energiequellen in unseren Häusern, Verkehrsmitteln und der Industrie abgeschafft. Innovation generiert eine Exportwirtschaft; und wir bringen anderen Städten und rund um die Welt bei, wie man leistungsstarke Energie und Transportsysteme baut (…).“

Obwohl das letze Szenario wohl sicherlich das angenehmste ist, ist es nicht unbedingt die Richtung, in die die Stadt sich gerade entwickelt. Gerade sieht es tatsächlich eher nach Szenario Nummer zwei aus, der „Bunker Bay Area“. Während die Mieten San Francisco zu einer der teuersten Städte Amerikas gemacht haben, sorgt sich sogar schon die UN um die Obdachlosen auf den Straßen. Eine Un-Spezialistin verglich die Situation in San Francisco im Januar sogar mit Obdachlosigkeit in Mumbai.

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