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Gesetz für Frauenquote kommt: Großteil der Börsen-Konzerne noch ohne Frauen im Vorstand

Bei vielen Unternehmen sitzen bisher nur Männer im Vorstand – dabei können Frauen in Führungspositionen Unternehmen erfolgreich machen. Kurz vor der Bundestagswahl hat sich die GroKo jetzt zu einer Quote durchgerungen. Die Unternehmen haben Bedenken.

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Mehr als die Hälfte der großen börsennotierten Unternehmen in Deutschland hat keine Frau im Vorstand.  (Foto: Peshkova/Shutterstock)

Demnach sitzt in 103 von 186 untersuchten Konzernen keine einzige Frau in der Vorstandsetage. Gleichzeitig stieg der durchschnittliche Frauenanteil in den Vorständen im Vergleich zum Vorjahr auf 13 Prozent (plus 2,3 Prozentpunkte). Ausgewertet wurden Konzerne in den Börsenindizes Dax, MDax und SDax sowie die im regulierten Markt an der Börse notierten, paritätisch mitbestimmten Unternehmen zum Stichtag 15. Januar 2021 und aktualisiert bis zum 22. März dieses Jahres.

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In der Gruppe der Unternehmen, für die bereits seit 2015 eine Frauenquote für Aufsichtsräte gilt, liegt der Frauenanteil in Vorständen mit 14,1 Prozent etwas höher als in den restlichen Konzernen ohne Quote, wo er bei 11,3 Prozent liegt. In beiden Gruppen gab es aber einen leichten Zuwachs um 2,6 Punkte beziehungsweise 1,8 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2020.

Der aktuelle Women-on-Board-Index, wie die Studie heißt, zeigt, dass 62 der 186 betrachteten Konzerne weiterhin mit einer frauenfreien Vorstandsetage planen, darunter den Angaben zufolge auch die Dax-30-Unternehmen Delivery Hero und RWE. Gleichwohl ist die Zahl dieser Unternehmen, die sich für ihren Frauenanteil die sogenannte Zielgröße Null gesetzt haben, seit 2020 von 75 auf 62 gesunken. Mehr börsennotierte Unternehmen haben also die Absicht, ihre Vorstandsposten mit Frauen zu besetzen.

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Frauenanteil steigt nur langsam – verbindliche Frauenquote kommt

Der Frauenanteil in Aufsichtsräten hat sich seit 2020 nur leicht nach oben bewegt. Die aktuell 106 Unternehmen, die der verpflichtenden Frauenquote unterliegen, erreichen im Aufsichtsrat mit durchschnittlich 35,9 Prozent Frauen (plus 0,7 Punkte seit 2020) der Erhebung zufolge einen Höchststand. Die 80 nicht unter die Quote fallenden Dax-Unternehmen bewegen sich dagegen mit 24,5 Prozent (plus 1,7) weiter unter der 30-Prozent-Marke.

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Das Bundeskabinett hatte Anfang des Jahres auch eine verbindliche Frauenquote für Unternehmensvorstände auf den Weg gebracht. Sie soll noch bis Ende der Legislaturperiode den Bundestag passieren. Die Initiative Fidar fordert, darüber hinaus die bereits existierende Frauenquote für Aufsichtsräte deutlich zu erweitern. Bislang gilt sie nur für einen Teil der Firmen, etwa ab einer bestimmten Firmengröße.

Union und SPD verständigten sich kurz vor der Sommerpause nach langem Ringen doch noch auf ein Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen. „Mit unserem Gesetz muss künftig ab vier Vorstandsmitgliedern mindestens eine Frau am Tisch sitzen“, erläuterte Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) am Freitag. Die Regelung soll für alle börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern gelten. Nach Angaben der Union beinhaltet der Kompromiss nun eine längere Übergangsfrist für die Unternehmen: Sie haben ein Jahr Zeit für die Kandidatinnenauswahl. Außerdem wurden Ausnahmeregeln für mittelständische Krankenkassen verabredet.

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„Wir wollen mehr Frauen in den Chefetagen: als hoch qualifizierte Führungspersönlichkeiten in gemischten Führungsteams und als Rollenvorbilder für die junge Generation“, sagte Unionsfraktionsvize Nadine Schön. Künftig sollten weibliche Vorstandsmitglieder auch einen Anspruch auf Mutterschutz entsprechend der gesetzlichen Fristen haben. Auszeiten bis zu drei Monaten für Elternzeit oder die Pflege von Angehörigen dürften allen Vorständen nur wegen wichtiger unternehmerischer Interessen verweigert werden.

Das neue Gesetz soll noch im Juni im Bundestag verabschiedet werden. «Das ist ein Meilenstein für die Frauen in Deutschland und bietet gleichzeitig eine große Chance sowohl für die Gesellschaft als auch für die Unternehmen selbst», betonte Lambrecht. SPD-Vize Klara Geywitz betonte: „Mehr Frauen in Führungspositionen sind ein Gewinn für die Wirtschaft, keine Belastung.“

Es gibt auch Kritik neben viel Zustimmung

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Die Hartnäckigkeit ihrer Partei habe sich bezahlt gemacht, erklärte SPD-Fraktionsvize Katja Mast: „Die erste Quote für die Vorstände der Wirtschaft kommt. Das ist ein historischer Durchbruch.“ Mehr Frauen in den Chefetagen verbesserten die Unternehmenskultur, erhöhten die Chancen von Frauen auf allen Ebenen und machten Unternehmen erfolgreicher. Davon profitiere auch die Wirtschaft.

Die Grünen dagegen kritisierten, übrig bleibe nach dem Kompromiss nur ein „Quötchen“. „Die Botschaft des novellierten Führungspositionengesetzes bleibt: Frauen dürfen mitbestimmen, aber nur ein bisschen.“ Um die „kritische Masse“ zu erreichen, sei ein Frauenanteil von einem Drittel oder mehr auch in den Vorständen nötig.

Die zweite Vorsitzende der Gewerkschaft IG Metall, Christiane Benner, bezeichnete die Einigung als kleinen, aber wichtigen Schritt. „Damit hat sich die Vernunft durchgesetzt, denn: Quoten wirken“, sagte sie. Ohne gehe es derzeit einfach nicht. Bedauerlich sei aber, dass das Gesetz nicht in allen Unternehmen gelte. „Künftige Koalitionen müssen feste Quoten deutlich ausweiten“, forderte sie.

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Für Unternehmen mit einer Mehrheitsbeteiligung des Bundes sieht das neue Gesetz schon jetzt noch strengere Regeln vor: Hier soll bereits bei mehr als zwei Mitgliedern in der Geschäftsführung mindestens eine Frau sein. Außerdem müssen Firmen künftig speziell begründen, wenn sie den Vorstand, die beiden obersten Führungsebenen unterhalb des Vorstands und den Aufsichtsrat ohne Frauen planen.
dpa

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