Studie: E-Biker bewegen sich mehr als herkömmliche Radler
Auf den ersten Blick klingt es nach einem Widerspruch, doch die Nutzer von E-Bikes bewegen sich im Schnitt mehr als herkömmliche Fahrradfahrer. Das geht aus einer Studie hervor, die im Journal Transportation Research Interdisciplinary Perspectives erschienen ist. Ein wichtiger Grund für die größere körperliche Aktivität ist, dass E-Biker häufig weitere Strecken zurücklegen als die Nutzer herkömmlicher Räder. Wie genau sich die körperliche Aktivität durch ein E-Bike verändert, hängt im Einzelfall aber natürlich davon ab, welches andere Transportmittel durch das E-Bike ersetzt wird.
Für die Studie wurden die Nutzung unterschiedlicher Fortbewegungsmittel und körperliche Aktivität von Menschen in sieben europäischen Städten ausgewertet. Die Daten stammen vom europäischen Forschungsprojekt Physical Activity Through Sustainable Transport Approaches, für das Tausende Menschen regelmäßig einen Online-Fragebogen ausgefüllt haben.
Die Teilnehmer wurden von den Machern der E-Bike-Studie in drei Gruppen eingeteilt: Nutzer von E-Bikes (in diese Gruppe fallen auch Menschen, die zusätzlich ein Fahrrad nutzen), Nutzer herkömmlicher Fahrräder und Menschen, die gar kein Rad fahren. Deren Nutzung verschiedener Fortbewegungsmittel, körperliche Aktivität und weitere Parameter wurden statistisch ausgewertet.
E-Biker fahren deutlich längere Strecken
Im Schnitt waren die E-Bike-Fahrer mit 48,1 Jahren signifikant älter als die Radler, deren Durchschnittsalter 41,4 Jahre beträgt. Die Länge der zurückgelegten Wege in beiden Gruppen unterscheidet sich deutlich. In der Gruppe der E-Bike-Nutzer beträgt die durchschnittliche Fahrt auf dem E-Bike 9,4 Kilometer und die durchschnittliche Fahrt auf dem Fahrrad 8,4 Kilometer. Bei den herkömmlichen Radlern beträgt die durchschnittliche Strecke 4,8 Kilometer und ist somit sehr viel kürzer. Die Zeit, die E-Biker täglich auf dem E-Bike und Radler auf dem Fahrrad verbringen, ist ähnlich ( 32,2 vs. 30,3 Minuten), doch bei den E-Bikern kommen noch zusätzlich 13,4 Minuten auf dem Fahrrad hinzu. Auch bei der durchschnittlichen, pro Tag zurückgelegten Strecke liegen die E-Biker vorn. Sie fuhren pro Tag 8 Kilometer auf dem E-Bike und 2,5 Kilometer auf dem Fahrrad. Die Fahrradfahrer fuhren hingegen nur 5,3 Kilometer pro Tag.
Körperliche Aktivität beziehungsweise der Energieumsatz einer Person kann in der Einheit Metabolisches Äquivalent (Metabolic Equivalent of Task – MET) ausgedrückt werden. Der Wert für E-Biker lag bei 1735 MET min./Woche, bei den herkömmlichen Radlern war er mit 1656 MET min./Woche etwas niedriger. Allerdings kamen im Schnitt 471 MET min./Woche in der Gruppe der E-Biker durch die Nutzung eines herkömmlichen Fahrrads zustande.
Wie genau sich die Anschaffung des E-Bikes auf die körperliche Aktivität auswirkt, hängt natürlich davon ab, von welchem Transportmittel die Nutzer aufs E-Bike umgestiegen sind. Ein Viertel ersetzte ausschließlich Auto- oder Motorradfahrten mit der Nutzung eines E-Bikes. 23 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ausschließlich Fahrradfahrten mit dem E-Bike ersetzten, 15 Prozent stiegen vom öffentlichen Nahverkehr aufs E-Bike um.
Fahrer von E-Bikes, die ein motorisiertes Fahrzeug ersetzten, hatten einen durchschnittlichen Zuwachs um 550 MET min./Woche, Menschen, die vom ÖPNV umgestiegen waren, gewannen sogar 800 MET min./Woche hinzu. Bei diesen Gruppen ist also eine deutliche Steigerung der körperlichen Aktivität zu beobachten. Wer das Fahrrad durch das E-Bike ersetzte, verlor hingegen im Schnitt 200 MET min./Woche.
Implikationen für die öffentliche Planung
Die Studie kommt zum Schluss, dass der gesundheitliche Nutzen besonders groß für diejenigen sein kann, die vom motorisierten Fahrzeug oder ÖPNV aufs E-Bike umsteigen. Aber auch mögliche Befürchtungen, dass die Nutzung eines E-Bikes die körperliche Aktivität von ehemaligen Radfahrern deutlich reduziere, versuchen sie auszuräumen. Denn bei den E-Bikern ist die durchschnittliche zurückgelegte Strecke auf dem E-Bike wie auch auf dem Fahrrad länger als bei ausschließlichen Radfahrern. Ob Radfahrer aufs E-Bike umsteigen, gerade weil sie im Alltag längere Strecken zurücklegen müssen oder ob sie die geringere Kraftanstrengung mit längeren Fahrten ausgleichen, geht aus den Daten nicht hervor.
Die Autoren der Studie schlagen vor, das E-Bike als gesunde und nachhaltige Transportmöglichkeit zu akzeptieren oder sogar aktiv zu unterstützen. Dazu solle die Fahrrad-Infrastruktur in urbanen Gebieten ausgeweitet und möglicherweise an die höheren Geschwindigkeiten der E-Bikes angepasst werden. Das helfe auch, Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern zu vermeiden. Im Hinblick auf eine mögliche Subventionierung von E-Bikes schlagen sie vor, die gesundheitlichen Vorteile gegenüber der Nutzung von Autos einzubeziehen.
Interessanter Artikel. Kann ich nur bestätigen. Auch ich bewege mich viel häufiger mit meinem e bike als ich es vorher getan habe. Dadurch kann ich viel besser Berge fahren ohne das ich mich überanstrenge. Das steigert meine Motivation enorm. Ich kann auch die Belastung nach meinem Wohlbefinden variieren.
Kann ich aus meiner Praxis bestätigen. Seit ich ein Pedelec fahre, fahre ich auch bei stark windigem Wetter oder wenn ich mal nicht so einen fitten Tag habe. Auf meiner Strecke habe ich eine rel. kurze Steigung, die einem ordentlich etwas abverlangt, jetzt muss ich mich nicht quälen und im Sommer bei über 30 Grad da hochjuchteln. Ich komme auf Arbeit/zu Hause nicht mehr total ausgepowert und total schweißtriefend an. Und das Schöne ist, wenn ich motiviert bin lasse ich den Motor auch an schwierigen Abschnitten einfach aus.
Liebe Grüße
Timo
Der gleichen Meinung bin ich auch!
Super interessanter Artikel;)