Unter dem Schlagwort „So shoppen die Deutschen“ hat der Bitkom eine repräsentative Studie anfertigen lassen. Darin sorgen sich fast 80 Prozent der Kunden um ihre regionalen Händler. Viele Kunden wollen außerdem nachhaltiger einkaufen und versuchen, ihr Kaufverhalten entsprechend anzupassen.
Deutsche wünschen sich mehr Onlineangebote lokaler Händler
71 Prozent der Befragten monieren, andere Kunden hielten sich im lokalen Handel nicht an die Hygiene- und Abstandsregeln. Mit 48 Prozent wünscht sich fast jeder Zweite mehr Möglichkeiten zum kontaktlosen Bezahlen. Zwei Drittel der Internetnutzer hätten gerne mehr Onlineangebote im direkten Umfeld: vom Schuhladen um die Ecke, der Boutique in der Parallelstraße, dem Biomarkt am Platz.
Bitkom Geschäftsführer Bernhard Rohleder interpretiert die Zahlen: „Die Menschen in Deutschland wollen ihre Lieblingsläden angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation gerne und gezielt unterstützen.“ Er hofft auf einen Wandel: „Die Corona-bedingten Einschränkungen müssen ein Weckruf für wirklich jeden Händler sein. Auf zwei Beinen – vor Ort und im Netz – steht man als Einzelhändler auch in Krisenzeiten stabil.“
Onlineshopping über alle Generationen hinweg
Insgesamt kaufen 96 Prozent der Internetnutzer auch im Internet ein. Die Überraschung: Die Quote ist bei allen Altersstufen fast gleich. Selbst bei den Senioren (65 plus) shoppen 93 Prozent online. Auf die deutsche Gesamtbevölkerung ab 16 Jahren gerechnet, entspricht der Anteil 83 Prozent aller Bundesbürger. Das sind 57 Millionen Menschen.
37 Prozent der 1.107 Befragten gaben an, mindestens einmal die Woche auf virtuelle Einkaufstour zu gehen. Vier Prozent tun das täglich. Rund jeder Dritte stimmte der Aussage zu, seit der Coronakrise mehr online einzukaufen. Für „deutlich mehr“ stimmten 13 Prozent, 23 Prozent gaben an, „etwas mehr“ Onlineshopping zu betreiben. 84 Prozent derer, die nun mehr im Internet kaufen, wollen dieses Verhalten auch nach der Pandemie beibehalten.
Auf dem Land sind viele zum Onlineshopping gezwungen
Die fehlende Ansteckungsgefahr nennen 33 Prozent als Grund für den Einkauf im Netz. Bei 74 Prozent ist es die Lieferung nach Hause, während 73 Prozent die Unabhängigkeit von Öffnungszeiten angaben. Zeitersparnis führten 60 Prozent ins Feld, während fast die Hälfte (45 Prozent) die vermeintlich niedrigeren Preise als Grund wählte. Der Onlinehandel übernimmt zudem zunehmend die Versorgung im ländlichen Bereich. 43 Prozent der Onlineshopper in Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern sagten, es gäbe in der Nähe keine oder nur wenige Geschäfte und deswegen kauften sie im Internet ein.
Waren es 2016 noch 39 Prozent, die über das Smartphone einkauften, stieg die Zahl auf nun 54 Prozent an. Bei den unter 30-Jährigen liegt der Anteil sogar bei 74 Prozent. Dabei hat das Smartphone den Desktop-PC (40 Prozent) überholt. Der Laptop ist immer noch das beliebteste Einkaufsgerät im Netz (59 Prozent), dahinter stehen Tablets (27 Prozent) und weit abgeschlagen digitale Assistenten (2 Prozent).
Händler sollen spenden statt wegwerfen
Rund jeder achte Einkauf wird zurückgeschickt. Dabei gilt: Je jünger die Zielgruppe, desto häufiger schickt sie Produkte zurück. Allerdings geben immer noch 22 Prozent der Onlineshopper an, manchmal oder regelmäßig in dem Wissen zu bestellen, dass von der Ware etwas zurückgeht. Als Beispiel nennt die Studie Kleidung in unterschiedlichen Größen.
Auf der anderen Seite bündeln 71 Prozent ihre Bestellungen bewusst, um Lieferwege zu reduzieren. 86 Prozent der Onlinekäufer finden, Händler sollten retournierte Waren spenden, statt zu vernichten. Der Bitkom weist in diesem Zusammenhang daraufhin, dass solche Spenden der Umsatzsteuer unterliegen und das Spenden daher oft günstiger wäre, als die Sachen wegzuwerfen. Der Verband plädiert in diesen Fällen für eine Abschaffung der Steuerpflicht für Spenden.
Natürlich sorgen sich alle um den lokalen Einzelhandel, aber wenn es um Bequemlichkeit und Preise geht, denkt jeder erstmal an sich und kauft dementsprechend ein. Hier müssen ganz andere Konzepte her.
Beispielsweise eine Sondersteuer für Käufe im Netz oder die Entrichtung von pauschalen Versandkosten.
Ansonsten sind die Innenstädte bald so leer wie die Klopapierregale im Frühjahr.