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Kolumne

SXSW: Hausbau auf dem Mars, Verticals in den Medien und Design, das die Welt verändert

Fünf Tage Medien- und Innovationstrends aus Austin: Lina Timm berichtet in ihrem Breakfast Taco von der SXSW, einer der größten Digitalkonferenzen der Welt.

Von Lina Timm
6 Min.
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(Foto: Media Lab Bayern)

Howdy aus Austin! 🙋

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Ich weiß jetzt endlich, wofür das X in SXSW steht: Exhausting. Fünf Tage lang Input, Menschen, laute Straßen, laute Gänge … Die South By ist der Prototyp von Information Overload. Dazwischen noch die Gedanken zu ordnen, fällt allmählich ein bisschen schwer. Fantastischerweise habe ich diesmal Kollegen dabei, und Pia, die unsere Startup-Programme im Media Lab betreut, hatte gestern eine geniale Beobachtung, die ich hier unbedingt erzählen muss.

Sie saß in einem Panel, das sich mit Einsamkeit in Social Media auseinandergesetzt hat. Und sagt: Es ist nicht Social Media, das Menschen einsam macht, es sind Menschen, die Menschen einsam machen. Menschen sind immer gut und schlecht – wenn wir wollen, dass Menschen auf Social Media bessere Beziehungen haben, sollten wir ihnen erst einmal helfen, das auch im Realen zu haben. Denn auch da sind Menschen einsam, lästern und haten. Das geht nicht magically weg, nur weil da eine digitale Plattform ist. Amen, Pia.

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Apropos fantastische Kollegen im Media Lab: An dieser Stelle ein Mega-Dankeschön an Kerstin und Christian, die die letzten sechs Tage in München sehr sehr früh aufgestanden sind, um täglich diesen Taco zu produzieren und für unsere eigenen Lab-Kanäle auch noch auf Englisch zu übersetzen. You rock! <3

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🔮 #MediaTrends

Gestern hieß doch tatsächlich noch einmal ein Panel „Future of Media“. (Jacqueline vom Mediennetzwerk Bayern hatte übrigens die Idee, die weirdesten Session-Titel und Speaker zu küren. Das machen wir dann mal im nächsten Jahr.)

Das Interessante: Es war nicht besetzt von Washington Post und Co, sondern von kleinen neuen Content-Outlets, die gerade mit Newslettern und Nischen-Podcasts die Herzen der Nutzer erobern. Darunter Morning Brew, ein fantastisch frischer Wirtschafts-Newsletter, den ich ja so gern für den deutschen Markt hätte. Außerdem Group Nine Media, zu denen unter anderem Nowthis gehört, die Podcast-Produzentin Wonder Media Network, und die Reise-Content-Seite The Points Guy.

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Die Learnings aus dem Panel waren recht übersichtlich (am interessantesten noch die Meinung, ob man als Content-Startup Venture-Backed sein sollte (Group Nine Media: „Ja!“) oder nicht (Wonder Media Network: „Nein!“) – aber die reine Zusammensetzung ist interessant. Denn sie zeigt wieder: Content-Startups haben den unfassbaren Vorteil, dass sie ihre Marke um nur ein Nischenthema weben können. Das sehen wir auf dem deutschen Markt und auch im Media Lab Bayern ganz genau so – und es passt super in den Trend des immer spitzer zugeschnittenen Contents für kleinere Zielgruppen, die dafür umso loyaler sind. Wollen große Medienhäuser das nachmachen, müssten sie ihre komplette Distributions-(und Marken-)Strategie überdenken. Group Nine Media und auch Vox Media haben es ja mit dem Vertical-Trend vorgemacht. Fernsehen und vielleicht noch Radio sind da fast im Vorteil, da sie einzelne Format-Serien theoretisch recht leicht als Vertical branden und distribuieren könnten. Aber Zeitungen und Magazine, die aktuell ein Sammelsurium mit einer großen Marke drüber sind und vielleicht maximal eine Kolumne gebrandet haben?

Das Thema Distributions- und Plattformstrategie wird uns die nächsten Jahre noch sehr stark begleiten. Interessanterweise war das auf der SXSW in diesem Jahr gar kein Thema.

👩‍💻 #DesignThatChangesTheWorld

Die Überraschung des Tages war ein Talk über „Design als Powerhouse“, der zu einem Generalratgeber für eine gute Produktentwicklungs-, Team- und Innovationskultur wurde.

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Erstmal grundsätzlich: „Design is not about making it pretty. It’s a fundamental way to actually shifting business.“ Und dafür ist es interessant, wie erwachsen das Design-Team ist. Es gibt da nämlich fünf Stufen von Design-Teams in Unternehmen:

  1. Producers: Das Design-Team macht, dass etwas gut aussieht. Das Ziel: Produktion.
  2. Connectors: Der Arbeitsplatz wird zum Workshop und Teams arbeiten kollaborativ.
  3. Architects: Design ist skalierend – das Team kümmert sich auch um Infrastruktur und Operations.
  4. Scientists: Das Design-Team arbeitet an Hypothesen, experimentiert, testet und lernt mit neuen Produkten.
  5. Visionaries: Design means Business. Das Design-Team arbeitet zentral an der Business-Strategie mit.

Die meisten Teams bleiben zwischen Stufe 3 und 4 stehen. Um weiterzukommen, ist insbesondere wichtig, wie das Team im Unternehmen aufgehängt ist. Extern über eine Agentur? Teil des Unternehmens? Kern des Unternehmens? Oder integraler Bestandteil des Unternehmens?

Stephen Gates fasst Design als zentralen Bestandteil der Produktentwicklung. Und Produktentwicklung hat zwei Stolpersteine: Prozesse und Kultur. Überwiegen in einem Unternehmen die Prozesse, dann bremst das alle. Aber nur Kultur ist auch nicht gut, dann kriegt keiner Dinge erledigt. Der Sweet Spot ist natürlich in der Mitte, Stephen Gates nennt ihn „Behaviour“. Gut ist es, wenn hier alle die gleichen Werte haben, etwa lernen, kollaborieren – und das eigene Impostor-Syndrom kennen und akzeptieren. Und ja, wir haben alle (mindestens) eines.

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Hier die fünf zum Mit-Checken (ich 🙋bin schon mal drei davon)

  • The Perfectionist (🙋): Der Perfektionist hat unglaublich hohe Ziele für sich selbst und hat Angst, sie nicht zu erreichen.
    Check: Du hast Schwierigkeiten, zu delegieren, und bist dann frustriert und enttäuscht von den Ergebnissen anderer.
  • The Superwoman or Man: Die Super(wo)man fühlen sich als „Phonies“, die neben echtem Talent arbeiten und jederzeit Angst haben, aufzufliegen. Deshalb arbeiten sie härter als andere, um das zu überdecken.
    Check: Du bleibst länger als alle anderen im Office, selbst wenn alle Arbeit erledigt ist.
  • The Genius: Genies denken, ihr Erfolg beruht mehr auf ihrem Können als auf ihrem Einsatz und haben Angst, hart für etwas arbeiten zu müssen, weil das ja hieße, sie wären schlecht darin.
    Check: Du hasst die Idee, einen Mentor zu haben, weil du alles alleine kannst.
  • The Individualist (🙋): Individualisten denken, dass das Fragen um Hilfe aufdeckt, dass sie keine Ahnung haben und ein Helfer ihren falschen Wert nur aufdecken würde.
    Check: Du versteckst Anfragen in Anforderungslisten für das Projekt.
  • The Expert (🙋): Experten denken, dass sie ihren Arbeitgeber ausgetrickst haben, ihn einzustellen – und Angst haben, als unfähig aufzufliegen.
    Check: Du machst immer wieder Trainings, weil du denkst, du musst deine Skills verbessern.

Das ganze Slidedeck gibt es übrigens mit zusätzlichen Informationen.

💡#CrazyIdea

Wie baut man eigentlich ein Haus auf dem Mars? Unsere Startups Kontextlab und Varia haben gestern dem Architekten Bjarke Ingels gelauscht, der in Kopenhagen unter anderem eine Müllkippe mitsamt Skipiste gebaut hat. Sein Credo: „Every project has to start with a change that is affecting your environment.“

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Damit hat er sich dann auch mit dem Mars beschäftigt. Dort hat man alle Zutaten, um ein menschenfreundliches Leben zu schaffen. Man kann dort bauen, Pflanzen züchten und menschliches Leben versorgen.

Außerdem müsse man akzeptieren, dass das, was da ist, schon crazy enough ist. Deshalb musst du das, was da ist, einfach anders arrangieren.

Damit ist Innovation doch gleich viel weniger scary. Lasst uns alles, was wir schon haben, neu zusammenpuzzeln!

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🚀#StartupLearning

Melissa von Plantura hat sich hier in Austin viel mit Marketing beschäftigt. Wie baut man eine Brand auf, die authentisch ist und die die Leute lieben und sie verbindet? Hier ein paar Rezepte:

  • Word-of-Mouth (Ha! Again.) ist das beste. 90 Prozent der Menschen vertrauen auf Peer-Reviews, nur ein Drittel der klassischen Werbung.
  • Mache einige deiner Kunden zu echten und loyalen Fans deiner Brand, um die Massen zu gewinnen.
  • Der Kern des Markenwertes ist das Gefühl, das der Kunde zu der Marke hat.
  • Und spannend zum Thema Gender: 70 bis 80 Prozent der Waren werden von Frauen gekauft. Sie entscheiden sich lieber für Marken, denen sie sich verbunden fühlen.

Georg von Varia hat sich dafür Inspiration zu Devops geholt. Ash Maurya, der Erfinder des Lean Canvas, hat unterstrichen, dass der permanente Austausch mit und Beobachten von Kunden auch für etablierte Unternehmen zentral ist. Viele verlieren aber den Startup-Spirit über die Zeit. „Startups die because they don’t find enough customers – large companies die because they stop talking to their customers.“

Continuous Innovation ist also, was ein dynamisches Unternehmen heute tun muss – und Continuous Deployment ist für eine Software-Firma DER wichtige Faktor dabei. Warum? Weil am Ende des nutzerzentrierten Entwickelns ein schnelles Ausspielen von neuen Features stehen sollte. Wie das geht, weiß Cathy Polinsky, CTO von Stitch Fix. Bei ihnen geschieht der Prozess, den neu entwickelten Code zu testen und zu implementieren so schnell und automatisiert, dass sie schon gar nicht mehr weiß, wie viele dieser Deployments jeden Tag noch so passieren. Hunderte, vermutlich.

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Stitch Fix macht das auf einem sehr hohen Niveau, dafür braucht es zwei Dinge: eine klare Produktvision und viel Autonomie des Entwicklerteams. Cathy Polinsky wird dafür in der Entwicklerszene sehr gefeiert.

Auch die Slides von Ash Maurya gibt’s online.

😻👋#GoodBye

Das waren sechs Tage Insights und Inspiration von der SXSW 2019 – vielen Dank an alle fürs Mitlesen! Falls ihr mehr Lust auf Medieninnovation habt, schaut mal beim Media Lab Bayern vorbei.

Und vielen Dank an die fantastische™ Media Innovation Crew in Austin. It was a blast! 🎊

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