Tesla bei 900 Dollar: 3 Experten erklären den Preis der Aktie
Seit die Tesla-Aktie Anfang der Woche über die 700 Dollar-Marke gestiegen ist, ist der E-Autobauer plötzlich mehr wert als VW und BMW zusammen. Mittlerweile schwebt die Tesla-Aktie schon im 900-Dollar-Bereich.
Tesla, der „Bitcoin auf Rädern“?
Einige Analysten warten seitdem auf den Crash. Gordon Johnson, Chef der Investmentfirma GLJ Research, nannte Tesla schon einen „Bitcoin auf Rädern“. Andere, wie die Analysten von ARK Invest, glauben, es geht noch viel weiter nach oben: Von einer 7.000-Dollar-Bewertung im Jahr 2024 war schon die Rede.
Das sind überraschende Bewertungen für einen Hersteller, der in Zahlen nur einen Bruchteil von dem produziert, was bei VW vom Band läuft. Wir haben also bei drei Experten nachgefragt, was sie von Teslas Kurssprung halten.
„Die 367.000 Fahrzeuge, die Tesla produziert, schafft VW in zwei Wochen.“
„Größe und Cashflow rechtfertigen den Preis nicht“, erklärt mir Gerhard Wolf, als ich ihn am Telefon danach frage. Wolf ist Analyst und leitet bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) das Team Corporate Research. „Die 367.000 Fahrzeuge, die Tesla produziert, schafft VW in zwei Wochen. Andererseits: An der Börse geht es um Erwartungen. Und Tesla schafft es bisher, alle zwei Jahren den Umsatz und den Absatz zu verdoppeln. Wobei man natürlich anmerken muss, dass das immer schwieriger wird, je größer Tesla wird. Aber trotzdem wächst Tesla stärker als jeder andere Autobauer.“
„Elon Musk kriegt seine operativen Probleme in den Griff.“
Für Gerhard Wolf ist wichtig, dass Elon Musk nicht mehr nur Visionär ist, sondern auch liefert: „Elon Musk kommt immer besser in Fahrt. Er kriegt seine operativen Probleme in den Griff und die Absatzzahlen steigen. Wenn Zahlen von Tesla veröffentlicht werden, sind die immer besser als erwartet. Die Börse ist immer auch Erwartungsmanagement – und die Erwartungen, die Elon Musk schürt, kann er auch übertreffen“, sagt Wolf am Telefon.
Wenn die Shortseller sich verspekulieren
Teslas Aktienpreis steigt laut Wolf gerade auch so enorm, weil viele Händler ursprünglich gegen Tesla gewettet hatten: „Viele professionelle Investoren haben darauf gesetzt, dass Tesla nicht überlebt. Diese Leerverkäufe funktionieren so, dass man sich eine Aktie mit einem Preis von beispielsweise 100 Dollar ausleiht und verkauft – und darauf spekuliert, sie später für 80 Dollar zurückkaufen zu können und zurückzugeben. Die Differenz wäre dann der Gewinn. Aber die Aktie ist weiter gestiegen und irgendwann müssen die Investoren die Aktien doch wieder zurückkaufen und an die Ausleiher zurückgeben. Es waren viele dieser Shortseller am Markt und die müssen sich jetzt wieder eindecken.“
„Kaufen? Ein ganz klares Nein.“
Trotz des Lobs für Tesla rät Wolf aber nicht mehr zum Kauf: „Ein ganz klares Nein. Das ist in der Zwischenzeit so stark gehypt, das kann schnell in die eine oder andere Richtung gehen. Ich würde da auf einen Rücksetzer warten, und dann das Papier sukzessive in das Portfolio reinnehmen“, erklärt er.
„Der Preis ist in meinen Augen nicht nachhaltig.“
Demian Flowers, ein Analyst der Automobilbranche, der für die Commerzbank arbeitet, ist da skeptischer: „Ich sehe nicht, wie man die kürzlichen Preisbewegungen im Bezug auf neu bewertetes Gewinnpotenzial realistisch rationalisieren kann“, schreibt mir Demian aus London. In anderen Worten: Der Preissprung hat mehr mit dem Markt zu tun als mit der Firma Tesla an sich. Demians kurzes Urteil zu Teslas neuem Preis lautet daher nur: „Was wir hier gerade sehen, ist in meinen Augen nicht nachhaltig.“
Tobias Kollmann, Professor für Digitale Wirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, hingegen geht davon aus, dass zumindest die langfristige Preisentwicklung von Tesla mehr ist als eine Laune des Marktes: „Laut der Börse ist der Preis offensichtlich gerechtfertigt, denn hinter den Preisen an der Börse stehen ja die Marktteilnehmer mit ihrer Aktiennachfrage und die Analysten mit ihren Aktienbewertungen“, sagt Kollmann am Telefon. Den Erfolg von Tesla erklärt Kollmann dabei so: „Es gibt da Push- und Pull-Effekte: Die Nachfrager werden per Push durch den Dieselskandal und die Unzufriedenheit mit den klassischen Automobilbauern im Hinblick auf deren digitale und ökologische Performance zu Tesla förmlich getrieben. Und Tesla selbst zieht zudem mit einem Pull den Kunden über ein innovatives Produkt, digitalen Features und einem zukunftsorientierten Antrieb für das moderne Zeitalter fast magisch an.“
„Das Automobil wurde ja auch nicht von Kutschenbauern und Pferdebesitzern erfunden.“
Technische Innovation gegenüber den alten Riesen der Industrie ist dabei laut Kollmann der Schlüssel zu Teslas Erfolg: „Übrigens wiederholt sich da gerade die Geschichte: Das Automobil wurde ja auch nicht von Kutschenbauern und Pferdebesitzern erfunden, sondern von neuen Unternehmen in den Markt eingeführt, die mit einem damals innovativen Antrieb die Mobilität verbessern wollten,“ so Kollmann.
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Naja, mal abwarten. Noch ist das E-Auto neu und cool – bald ist es normal und die anderen werden aufgeholt haben und dann ist Tesla „gewöhnlich“. Wer kann denn z.B. technologisch noch einen großen Unterschied zwischen Toyota und VW ausmachen? Auch Batterie und Autopilot werden bald einen Punkt erreicht haben, bei dem Vorsprünge immer schwieriger zu erarbeiten sind und dann zählen Design und Marke sowie Fertigung und Vertriebsnetz.
In den ersten beiden ist Tesla gut aufgestellt, in den letzten beiden Punkten führen immer noch die Dinos, insbesondere auch dadurch, dass sie die Technik in zig Marken wiederverwenden und entsprechend auch die Kosten verteilen können. Musk muss auf jeden Fall noch ordentlich nachlegen, um das Rennen wirklich zu gewinnen, auch wenn diese Etappe an ihn geht.
Kann ich auch erklären, ohne den Artikel gelesen zu haben: Aktienblase aufgrund der niedrigen Zinsen.
Bewerft mich jetzt bitte auch mit wertloserem Geld. Danke.
Am Tag der Veröffentlichung dieses Artikels gehts erstmal um über 20% runter!