Tesla vs. Transparenz: Was die Öffentlichkeit über die neuen Robotaxis nicht erfahren soll

Tesla will die ersten autonom fahrenden Robotaxis im texanischen Austin auf die Straße bringen. Doch was eigentlich als technologischer Meilenstein gefeiert werden könnte, entwickelt sich zu einem handfesten Streit um Transparenz und öffentliche Kontrolle. Denn Tesla möchte die Veröffentlichung interner Dokumente zur geplanten Einführung der Robotaxis verhindern – und hat deshalb den texanischen Generalstaatsanwalt eingeschaltet.
Tesla gegen die Stadt Austin
Wie Reuters berichtet, geht es konkret um E-Mail-Kommunikation zwischen Tesla und der Stadtverwaltung von Austin. Diese umfassen laut städtischer Auskunft einen Zeitraum von zwei Jahren und sollen Details zur geplanten Einführung von autonom fahrenden Robotaxis enthalten. Auf Anfrage einer dritten Partei hin müsste die Stadt diese Unterlagen eigentlich freigeben – doch Tesla widerspricht.
Das Unternehmen aus Austin im US-Bundesstaat Texas argumentiert, dass die Dokumente geschützte Geschäftsgeheimnisse enthalten, deren Veröffentlichung „irreparablen Schaden“ anrichten würde. In einem Schreiben an das Büro des Generalstaatsanwalts heißt es, die Informationen beträfen unter anderem strategische Zeitpläne, geografische Einsatzgebiete und betriebliche Details, die für Wettbewerber von hohem Interesse seien.
Robotaxis ohne Aufklärung?
Zeitgleich verdichten sich die Hinweise, dass Tesla bereits am 10. Juni 2025 eine erste Robotaxi-Flotte von 10 bis 20 modifizierten Model Y ohne Lenkrad und Pedale in Austin starten möchte. Die Fahrzeuge sollen auf per Geofencing definierten Strecken unterwegs sein, also nur in eng umgrenzten, vorbereiteten Bereichen – und ohne menschliche Fahrer:innen auskommen. Genaue Angaben zu Strecken, Testgebieten oder Sicherheitsvorkehrungen liegen bislang jedoch nicht vor.
Für Stadtverwaltung und Öffentlichkeit ist das ein Dilemma: Zwar muss eine Stadt wie Austin grundsätzlich private Tests auf öffentlichen Straßen dulden, doch die fehlende Transparenz erschwert jegliche Form der kommunalen Vorbereitung – etwa für Verkehrslenkung, Notfalldienste oder eine geeignete Informationspolitik gegenüber den Bürger:innen.
Mehr Geheimhaltung, weniger Vertrauen?
Tesla ist nicht nur in Austin um Geheimhaltung bemüht. Auch auf Bundesebene versucht das Unternehmen, Daten zur Sicherheit seiner Assistenzsysteme wie Autopilot und Full Self-Driving (FSD) zurückzuhalten. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA fordert unter anderem Unfallberichte ein, Tesla blockiert die Veröffentlichung jedoch regelmäßig unter Berufung auf den Schutz vertraulicher Informationen.
Kritiker:innen sehen darin ein Muster: Wo andere Tech-Unternehmen auf Offenheit und regulatorischen Dialog setzen, verteidigt Tesla seine Systeme als Betriebsgeheimnisse – auch wenn sie im öffentlichen Raum operieren. Gerade beim Thema autonome Mobilität fordern Beobachter:innen jedoch mehr Transparenz, nicht weniger.
Entscheidung bis Mitte Juni
Die texanische Gesetzeslage verpflichtet die Stadt Austin, bei derartigen Streitfällen die Einschätzung des Generalstaatsanwalts einzuholen. Eine Entscheidung über die Herausgabe der Dokumente wird bis spätestens Mitte Juni 2025 erwartet. Ob Tesla sich mit seinem Geheimhaltungsanspruch durchsetzt, bleibt offen.
Klar ist jedoch: Die Einführung autonomer Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen stellt nicht nur technische, sondern auch rechtliche und gesellschaftliche Fragen – und der Fall Austin könnte zum Präzedenzfall für künftige Smart-Mobility-Projekte in anderen Städten werden.