Twitter denkt offenbar über eine kostenpflichtige Version des Dienstes nach. Spekulationen hierüber gab es schon länger, jetzt verdichten sich die Anzeichen, wie der Nachrichtendienst Bloomberg berichtet. Laut dem US-Nachrichtendienst zieht das Unternehmen alternative Erlösmodelle in Betracht und soll hierfür eine Arbeitsgruppe namens Gryphon gegründet haben. Bisher sei es allerdings noch nicht sicher, ob ein solches Abomodell eingeführt werde. Das Engineering-Team arbeitet offenbar mit dem Payments-Team eng zusammen. Zudem wird eine Stellenausschreibung zitiert, in der vom „Aufbau einer Abonnement-Plattform, die in Zukunft von anderen Teams wiederverwendet werden kann“, die Rede ist.
Dass Twitter auf der Suche nach zusätzlichen Erlösmodellen ist, dürfte seit langer Zeit klar sein. Das Anzeigengeschäft und die datengetriebenen Services sind im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken weniger erfolgreich und gerade in der Coronazeit haben viele Unternehmen ihre Marketingbudgets reduziert und bestimmte Maßnahmen und Teile von Kampagnen auf den Prüfstand gestellt.
Findet Twitter eine zusätzliche Erlösquelle?
Gut möglich, dass sich Twitter aber auch etwas unabhängiger vom Werbegeschäft machen will, zumal der Facebook-Werbeboykott zahlreicher Großkonzerne auch hier ein Thema sein dürfte. Gerade angesichts der anstehenden US-Präsidentschaftswahlen besteht zwar einerseits die Chance, dass Twitter in den nächsten Monaten mehr Aufmerksamkeit erzielen kann, aber zugleich auch die Gefahr, dass der Ton rauer und der Hatespeech-Anteil höher werden könnte.
Im ersten Quartal konnte Twitter nur drei Prozent mehr Umsatz verbuchen, wobei 84 Prozent aus dem Werbegeschäft resultierten – gut möglich, dass die Coronakrise hier ein Schlag ins Kontor ist. Hinzu kommt, dass auch Twitter-CEO Jack Dorsey mit dem Druck einzelner Großaktionäre zu kämpfen hat, die das Unternehmen gerne breiter aufgestellt sähen.
In der Tat gibt es einige Verbesserungen, für die Twitter-Nutzer sicher zu zahlen bereit wären. Zum einen sind hier Auswertungs- und Statistikfunktionen zu benennen, zum anderen vermissen die Nutzer schon seit Jahren Überarbeitungsfunktionen. Gegen diese würde, sofern man den Bearbeitungsverlauf nachverfolgen kann, auch wenig sprechen. Twitter ist hier sicherlich in einer etwas anderen Situation als Facebook, die ein Abo-Modell oder eine Premium-Version stets abgelehnt hatten.