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MIT Technology Review Analyse

Virales Brainbridge-Video verspricht ewiges Leben: Wie realistisch ist eine Kopftransplantation wirklich?

Können wir den Tod eines Tages durch eine Übertragung des Gehirns auf einen neuen Körper überwinden? Der Macher hinter dem viel kommentierten Video Brainbridge glaubt daran. Er machte schon mit anderen provokanten Videos von sich reden.

Von MIT Technology Review Online
6 Min.
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Kopf lebt weiter, Körper stirbt: Wird Brainbridge eines Tages Realität? (Foto: Yurchanka Siarhei/Shutterstock)

Das animierte Filmchen, das letzte Woche veröffentlicht worden ist, wirkt professionell. Eingesprochen wurde es von einer Stimme, die wie aus einer Late-Night-Fernsehwerbung klingt. Der Inhalt aber scheint direkt aus der Zukunft zu kommen: Die Arme eines krakenähnlichen Roboterchirurgen wirbeln umher, entfernen den Kopf eines sterbenden Mannes und setzen ihn auf einen jungen, gesunden Körper.

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Brainbridge heiße diese Technik, behauptet das Video, „das weltweit erste revolutionäre Konzept einer Transplantations­maschine, die modernste Robotertechnik mit künstlicher Intelligenz kombiniert, um eine vollständige Kopf- und Gesichtstransplantation durchzuführen“.

Das Video hat mittlerweile Millionen Aufrufe, mehr als 24.000 Kommentare auf Facebook und eine Triggerwarnung auf Tiktok, weil besagte abgetrennte Köpfe zu sehen sind. Auf der ebenfalls professionell gemachten Brainbridge-Website sind aktuell mehrere Stellen ausgeschrieben, darunter eine für einen „neurowissenschaftlichen Teamleiter“ und eine für einen „Berater für Regierungsbeziehungen“.

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Das alles war überzeugend genug für das Boulevardblatt New York Post, um zu verkünden, dass Brainbridge „ein biomedizinisches Ingenieurs-Startup“ sei und dass „das Unternehmen“ eine solche Operation innerhalb von acht Jahren plane.

Ein Stück Wissenschafts­kommunikation

Wir können an dieser Stelle allerdings berichten, dass Brainbridge kein echtes Startup ist – es ist nicht einmal eine Firma. Das Video wurde von Hashem Al-Ghaili gestaltet, einem jemenitischen Wissenschafts­kommunikator und Filmregisseur, der schon 2022 ein virales Video mit dem Titel „Ectolife“ über künstliche Gebärmütter gedreht hat, doch existiert weder die Firma tatsächlich, noch gibt es Pläne, das Gesamtkonzept in die Tat umzusetzen.

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Brainbridge reiht sich ein in diese Provokation. Das Video ist als erstes öffentliches Aushängeschild für ein äußerst umstrittenes Vorhaben zur Überwindung des Todes zu verstehen, das in letzter Zeit bei einigen Befürwortern und Unternehmern aus dem Bereich der sogenannten Lebensverlängerung an Aufmerksamkeit gewonnen hat.

„Es geht darum, Neulinge für das Projekt zu gewinnen“, sagt Al-Ghaili. Am Tag des Gesprächs war Al-Ghaili, der in Dubai lebt, um fünf Uhr morgens wach und verfolgte, wie das Video in den sozialen Medien immer mehr Anhänger fand. „Ich beobachte die Entwicklung“, sagt er und betont, dass er den Film nicht für Klicks gemacht hat: „Viral zu gehen ist nicht das Ziel. Ich kann jederzeit virale Videos machen. Es geht darum, die Grenzen zu verschieben und die Machbarkeit zu testen.“

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Das Videoprojekt wurde zum Teil von Alex Zhavoronkov finanziert, dem Gründer von Insilico Medicine, einem KI-Unternehmen für die Entdeckung von Arzneimitteln, das auch in der Anti-Aging-Forschung eine wichtige Rolle spielt. Nachdem Zhavoronkov das Video auf seinem Linkedin-Konto gepostet hatte, bemerkten Kommentatoren, dass es sein Gesicht auf den beiden im Video gezeigten Körpern war.

Bypass gegen das Altern

„Ich kann bestätigen, dass ich bei der Entwicklung und der Finanzierung einiger dieser Dinge geholfen habe“, sagte Zhavoronkov der MIT Technology Review in einer Whatsapp-Nachricht, in der er auch behauptete, dass „einige wichtige und berühmte Leute [das Projekt] finanziell unterstützen“.

Zhavoronkov lehnte es ab, diese Personen zu nennen. Er antwortete auch nicht auf die Frage, ob es sich bei den Stellen­ausschreibungen, die von einer künstlichen Intelligenz geschrieben worden zu sein scheinen, um echte Stellen oder um fingierte Positionen handelt.

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Sicher ist, dass die Kopftransplantation – oder auch Körpertransplantation, wie manche sie lieber nennen – ein Thema von wachsendem, wenn auch spekulativem Interesse in Kreisen der Langlebigkeitsforschung ist. Biohacker, Techno-Anarchisten und andere Personen an den Rändern der Biotechnologie und der Startup-Szene sind interessiert und bilden den engagiertesten Kader der extremen Lebensverlängerer.

Viele Befürworter einer längeren Lebensspanne räumen ein, dass die Dinge aktuell nicht gut aussehen. Die Anti-Aging-Medizin hat bisher keine Durchbrüche erzielt. Je weiter die Forschung in die molekularen Details vordringt, desto komplizierter scheint das Problem des Todes zu werden. Während wir altern, erliegen unsere Milliarden von Zellen allmählich den irreversiblen Auswirkungen der Entropie. Das zu beheben wird vielleicht nie möglich sein.

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