Virales Brainbridge-Video verspricht ewiges Leben: Wie realistisch ist eine Kopftransplantation wirklich?
Kopf versetzen ist „einfach“
Im Vergleich dazu scheint es verhältnismäßig „einfach“ zu sein, den Kopf auf einen jungen Körper zu setzen – eine Möglichkeit, das Altern mit einem einzigen Schlag zu umgehen, zumindest so lange das Gehirn durchhält. Diese Idee wurde in einem technischen Fahrplan, der in diesem Jahr vom Longevity Biotech Fellowship, einer Gruppe, die sich für eine radikale Lebensverlängerung einsetzt, vorgelegt wurde, nachdrücklich befürwortet und als billigster und schnellster Weg zur „Lösung des Problems des Alterns“ bewertet.
Werden Kopftransplantationen wirklich funktionieren? Auf eine grobe Art und Weise haben sie das bereits getan. In den frühen 1970er-Jahren führte der amerikanische Neurochirurg Robert White einen „Kopftausch“ durch, indem er den Kopf eines Affen abtrennte, ihn auf den Körper eines anderen Affen setzte und die beiden Kreislaufsysteme zusammennähte. Berichten zufolge blieb der Kopf einige Tage bei Bewusstsein und konnte etwas sehen, bevor er starb.
Höchstwahrscheinlich würde aber auch eine menschliche Kopftransplantation tödlich enden. Doch selbst wenn man überleben würde, wäre man ein Verstand auf einem gelähmten Körper, da der Tausch des Kopfes die Durchtrennung des Rückenmarks bedeutet.
Dennoch können die Befürworter der Idee auch dafür plausible Lösungen aufzeigen – einige davon werden in dem Brainbridge-Video gezeigt. In Europa beispielsweise konnten einige gelähmte Menschen wieder gehen, nachdem Ärzte ihre Wirbelsäulenverletzungen mit elektronischen Methoden überbrückt hatten. Andere Wissenschaftler in China erforschen Wachstumsfaktoren für das Nachwachsen von Nerven.
Am Hals verbunden
So schockierend das Video auch ist, Brainbridge ist in gewisser Weise zu konventionell gedacht. Wenn man sein Gehirn am Leben erhalten will, warum muss es dann in einem menschlichen Körper sein? Stattdessen könnte man den Kopf in einer Herz-Lungen-Maschine am Leben erhalten – mit einer Gehirnschnittstelle der Firma von Elon Musk, die ihn im Internet surfen lässt, solange er lebt.
Wenn das Video ein Versuch ist, die Stimmung in der Öffentlichkeit zu testen und die Reaktionen abzuschätzen, dann war es erfolgreich. Seit der Veröffentlichung haben sich Tausende Kommentarschreiber mit dem moralischen Dilemma auseinandergesetzt, das dieses Verfahren mit sich bringt. Wenn zum Beispiel jemand hirntot ist – etwa nach einem Motorradunfall –, können Chirurgen sein Herz, seine Leber und seine Nieren verwenden, um mehrere andere Menschen zu retten. Wäre es ethisch vertretbar, einen Körper zu verwenden, um nur einer Person zu helfen?
Sind Spender bereit?
Die häufigste Frage lautet: „Woher bekommen Sie die Körper?“, sagt Al-Ghaili. Die Brainbridge-Website beantwortet diese Frage ironischerweise mit der Angabe, dass sie „ethisch gezüchtete“ bewusstlose Körper von Ectolife beziehen wird, Al-Ghailis frühere Fiktion für künstliche Gebärmutter. Er schlägt auch vor, dass Menschen, die sich aufgrund chronischer Schmerzen oder sogar psychiatrischer Probleme der Euthanasie unterziehen, einen zusätzlichen Nachschub liefern könnten. Wenig überraschend: Die Öffentlichkeit scheint die Idee größtenteils zu hassen.
Auf Facebook bezeichnete ein Pastor, Matthew W. Tucker, das Konzept als „ekelhaft, unmoralisch, unnötig, heidnisch, dämonisch und schlichtweg idiotisch“ und fügte hinzu, dass „sie keine Ahnung haben, was sie da tun“. Ein Poster aus dem Nahen Osten entschuldigte sich für das Video und scherzte, dass sein Urheber „einer unserer Psychiatriepatienten ist, der letzte Nacht entkommen ist“. „Wir bitten die Öffentlichkeit dringend, ihren Geschäften nachzugehen, da alles unter Kontrolle ist“, sagte diese Person.
Al-Ghaili verfolgt die Reaktionen mit Interesse und einiger Sorge. „Die Negativität ist enorm, um ehrlich zu sein“, sagt er. „Aber dahinter kommen diejenigen, die E‑Mails schicken. Es sind Menschen, die investieren wollen oder die ihre persönlichen gesundheitlichen Probleme schildern. Das sind die, auf die es ankommt.“ Sollten sich je geeignete Bewerber melden, seien die Unterstützer von Brainbridge bereit, eine kleine technische Machbarkeitsstudie zu finanzieren, um zu sehen, ob ihre Idee funktioniert.