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Erstmals wird ein Medikament, das vollständig von einer künstlichen Intelligenz entwickelt wurde, in klinischen Studien am menschlichen Körper getestet. Bei dem Medikament handelt es sich um ein Mittel zur Bekämpfung von Zwangsstörungen, das auf den Namen DSP-1181 hört. Entdeckt wurde es mithilfe von KI-Systemen des in Oxford ansässigen Biotech-Unternehmens Exscientia und des japanischen Pharmakonzerns Sumitomo Dainippon Pharma.
Erstellt wurde DSP-1181 durch Algorithmen, die verschiedene Verbindungsmöglichkeiten sichteten und mit einer riesigen Datenbank von Parametern verglichen. Außerdem wurden auch genetische Faktoren eines Patienten berücksichtigt.
„Es sind Milliarden von Entscheidungen erforderlich, um die richtigen Moleküle zu finden, und es ist eine große Herausforderung, ein Medikament so präzise zu konstruieren“, sagte Exscientia-Geschäftführer Andrew Hopkins gegenüber der BBC.
Hopkins sprach von einem Meilenstein in der Arzneimittelforschung und ergänzte, dass der Vorteil des Algorithmus der künstlichen Intelligenz sei, dass er auf jede Krankheit angewendet werden könne und somit nicht nur ein bestimmtes Medikament entwickeln könne.
KI beschleunigt Entwicklungsprozess
Nach etwas weniger als zwölf Monaten war das Medikament dank der KI einsatzbereit. Normalerweise dauert es knapp viereinhalb Jahre, bis ein vergleichbares Medikament diesen Status erreicht. Die erste Testphase wird ab März 2020 in Japan stattfinden. Sollte sie erfolgreich sein, sind weitere globale Tests geplant.
DSP-1181 soll auch nicht das letzte KI-entwickelte Medikament werden. Aktuell arbeitet das Unternehmen an potenziellen Medikamenten zur Behandlung von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und hofft, dass bis Ende des Jahres ein weiteres Produkt für klinische Studien zur Verfügung stehen wird.
Wie allen neuen Entdeckungen wird natürlich auch das KI-Medikament kritisch hinterfragt. Der Chemiker Derek Lowe, angestellter Forscher beim Schweizer Pharmaunternehmen Novartis, veröffentlichte auf seinem Blog einen Beitrag, der von KI generierte Medikamente behandelt. Darin geht er auch auf DSP-1181 ein und weist darauf hin, dass das Entdecken eines potenziellen Wirkstoffs noch lange nicht garantiert, dass Wissenschaftler die biochemische Natur der Krankheit, die sie behandeln wollen, tatsächlich verstehen. Ob das Medikament überhaupt wirkt, sei ohnehin dahingestellt.