Smartphone-Check: Wann sich eine Reparatur wirklich lohnt und wann ein Neukauf unvermeidlich ist

Reparatur oder Neukauf: HandyHelfer unterstützt bei der Entscheidungsfindung. (Foto: Sergey Eremin / Shutterstock.com)
Galaxy Unpacked, Made by Google, Apple-Event: Jahr für Jahr richten große Tech-Firmen eigene Veranstaltungen aus, um mit großem Aufwand neue Produkte vorzustellen. Bei Smartphones geht es den potenziellen Käufer:innen, die Samsung, Alphabet oder Apple ansprechen will, weniger um das Wollen als um das Brauchen.
Bei einer im August 2024 von YouGov für CNET durchgeführten Umfrage unter US-Smartphone-Nutzer:innen gaben beispielsweise nur acht Prozent an, sich jedes Jahr ein neues Handy zu kaufen. Rund 44 Prozent sagten, dass sie ihr Gerät nur austauschen würden, wenn es kaputt sei oder ausgetauscht werden muss. Aber wann genau muss man sich über so einen Austausch Gedanken machen?
Bei der Entscheidung unterstützen will das webbasierte Tool Handyhelfer. Verantwortlich dafür ist der 2008 gegründete Verein Institut für Technik und Journalismus e. V., der laut Northdata seit 2020 rund eine Million Euro Fördermittel vom Bund erhalten und Projekte wie Schulungsangebote zum Thema digitale Gewalt für Frauenhäuser und Beratungsstellen umgesetzt hat. Wir haben das Tool anhand von drei Beispielen aus dem Portfolio der deutschen Marktführer, Daten von Statcounter zufolge Apple, Samsung und Xiaomi, getestet.
Neues iPhone? Besser behalten
Als Erstes folgen wir der Verkaufslogik der Tech-Firmen: ein neues Jahr, ein neues Handy. Nach der Auswahl des 2023 erschienenen iPhone 15 wirft Handyhelfer zunächst eine kurze Übersicht aus, ob der Akku fest verbaut ist, welches Betriebssystem und welche Mobilfunktechnologien unterstützt werden. Darauf folgt der Update-Check, also ob und wie lange das Gerät noch Sicherheitsupdates bekommt. Für das iPhone 15 ist das bis 2032 der Fall.
Im nächsten Schritt geht es um den Zustand des Handys. Hier können wir beispielsweise angeben, ob das Display verkratzt ist, die Kamera-App nicht mehr funktioniert oder es beim Ladevorgang einen Wackelkontakt gibt. Hier zeigen sich erste Schwächen des Tools. Im Bereich der Akkuprobleme fehlt beispielsweise eine sich stark erhitzende Batterie. Zu Testzwecken geben wir an, dass etwas mit der Kamera nicht stimmt, woraufhin der Handyhelfer uns vorschlägt, die Einstellungen zurückzusetzen, das Smartphone neu zu starten oder Updates zu installieren.
Hilft das nicht, landen wir auf einer Übersichtsseite mit Tipps zur Reparatur in der Werkstatt und dem Verkauf gebrauchter Smartphones inklusive Links zu Seiten wie Backmarket und Refurbed. Auch Informationen zum Spenden oder Recycling von alten Handys finden sich in der Auflistung. Die wichtigsten Informationen fasst Handyhelfer zum Schluss noch mal zusammen und erwähnt zum Beispiel, dass iPhones sich gut verkaufen lassen.
Fünf Jahre altes Samsung-Gerät? Reparieren kann helfen
Im zweiten Test wählen wir das 2020 veröffentlichte Samsung Galaxy A51 5G aus, das zum Start mit Android 10 ausgeliefert wurde und ebenfalls alle modernen Mobilfunktechnologien unterstützt. Schon bei der Update-Frage wird es für das Samsung-Gerät kritisch: Über aktuelle Sicherheitsupdates könne nur der Hersteller selbst aufklären. Auf der offiziellen Update-Seite von Samsung wird das Modell nicht mehr aufgeführt.
Beim Zustand geben wir an, dass das Displayglas gebrochen ist – ein gängiger Makel nicht nur bei älteren Handys. Aus den eingegebenen Informationen folgert der Handyhelfer, dass sich eine Reparatur des Handys noch lohnen würde, obwohl es keine wichtigen Sicherheitsupdates mehr erhält. Immerhin sind die Tipps für das spezielle Reparaturproblem gut: Sowohl die Nachfrage nach einem Glas- statt einem kompletten Displaytausch als auch das Anbringen einer Schutzfolie bei Nutzung mit kaputtem Bildschirm ist sinnvoll.
Xiaomi von 2017 lässt sich noch nutzen – mit starken Einschränkungen
Abschließend befragen wir Handyhelfer zum Xiaomi Mi 6, dem 2017 erschienenen damaligen Flaggschiff des chinesischen Herstellers. Was direkt auffällt: Zwar gibt das Tool korrekterweise aus, dass die letzte Android-Version auf dem Gerät hoffnungslos veraltet ist, verlinkt aber gleichzeitig auch alternative, freie Betriebssysteme. Konkret führt Handyhelfer den CyanogenMod-Nachfolger LineageOS auf, eine Open-Source-Android-Variante, die zuletzt im Dezember 2024 aktualisiert wurde. Will man bei Android 9 bleiben, gibt es Empfehlungen, welche Apps man besser nicht mehr nutzen sollte.
Als Stresstest für das Tool gehen wir beim Zustand des Geräts in die Vollen: Gebrochenes Displayglas, Kamera zerdeppert, Rückseite gebrochen, Touch-Funktion kaputt, und dann entlädt sich auch noch der Akku zu schnell. Da muss auch das auf Nachhaltigkeit und Reparatur optimierte Tool passen. Neben einer Illustration einer Blume mit hängendem Kopf gibt Handyhelfer an, dass sich hier keine Reparatur mehr lohnen würde. Allerdings hat die Anwendung auch hier Lösungsvorschläge parat.
Man könne das Handy für gute Zwecke spenden, beispielsweise als Notfallhandy für Kinder, oder kreativ weiternutzen: als MP3-Player, als Taschenlampe, als Zweitmonitor. Wie sinnvoll die Einsatzbereiche jeweils sind, muss jede:r für sich selbst entscheiden. Dass auch antike Smartphones zwangsweise im Müll landen müssen, widerlegt Handyhelfer allerdings dann doch.