Tesla-Hassliebe: Warum die Klimabewegung Elon Musk zum Feindbild erklärt
Das Elektroauto hatte es noch nie leicht, gerade in der Ökoszene. Es galt nur als Versuch der Autoindustrie, sich „grün“ anzustreichen, denn E-Autos brauchen auch Ressourcen, nehmen Platz weg und lösen unsere grundsätzlichen Umweltprobleme nicht.
Und die Autoindustrie hielt eh nichts von der elektrischen Antriebsart – zu verliebt waren sie in ihre (dreckige, dafür aber sehr profitable) urdeutsche Erfindung Verbrennungsmotor. Auch nachdem 2015 mit dem Dieselbetrug der vielleicht größte Wirtschafts- und Umweltskandal der Nachkriegszeit bekannt wurde, hielt man am fossilen Verbrennerpfad fest.
Ignorierter, schrulliger Typ aus Kalifornien
Dann kam Elon Musk und zimmerte in Windeseile ein Automobilunternehmen zusammen, das ausschließlich E-Autos baute, die funktionierten. Die gesamte Automobilbranche ignorierte den schrulligen Typen aus Kalifornien so lange wie möglich, diffamierte ihn dann als inkompetenten Geldverbrenner und musste aber doch hinterherlaufen, als klar wurde, dass Tesla auch Fertigungsqualität und nennenswerte Stückzahlen meisterte.
Ohne Tesla gäbe es das aktuelle Angebot an Elektroautos nicht. Das Umweltbundesamt – sicherlich keine Anstalt, die E-Fahrzeuge in der Vergangenheit gepusht hätte, – sah sich zur Aussage gezwungen: wenn noch Autos, dann bitte batterieelektrisch angetrieben.
Zwar schaltete der chinesische Staat bereits seit 2008 strategisch auf die Option E-Fahrzeuge, aber auch dies wäre ohne Tesla nicht in dieser Schnelligkeit geschehen. Die chinesische Führung hatte Tesla den roten Teppich ausgerollt, um genau den Effekt zu erzielen, der sich nun eingestellt hat: nämlich als Impulsgeber für eine heimische Elektrofahrzeugindustrie zu dienen.
Bündnisse gegen Tesla
Doch die Klimabewegung schießt sich gerade ausgerechnet auf Tesla ein. Das E-Auto im Allgemeinen und Tesla im Besonderen werden zum Symbol einer angeblich mindestens ebenso klimaschädlichen Wachstumsschleife. Im Demoaufruf des Bündnisses Ende Gelände, das noch vor ein paar Jahren durch zivilen Ungehorsam und Tagebaubesetzungen sehr öffentlichkeitswirksam gegen die Kohleindustrie vorgegangen war, heißt es nun: „Elektroautos sollen sich als ,grüne‘ Alternative zum Verbrennungsmotor etablieren. Sie sind die Fortsetzung des Individualverkehrswahns mit anderen Mitteln, aber weder nachhaltig noch sozial verträglich. Und deswegen alle … gegen TESLA und die Werkserweiterung der Gigafactory in Grünheide. Für eine wirkliche Alternative zum fossilen Autokapitalismus!“
Auch die für den Brandanschlag auf die Stromversorgung in Grünheide verantwortlich zeichnende Vulkangruppe argumentiert in ihrem Bekennerschreiben, Tesla sei „ein Symbol für grünen Kapitalismus“: „Jeder Tesla, der brennt, sabotiert die imperiale Lebensweise.“ Tesla-Chef Elon Musk sei ein „Technofaschist“ und die „komplette Zerstörung der Gigafactory“ das Ziel.
Die taz bezeichnete Elon Musk kürzlich als „Ökoterroristen“. Das klingt zwar gut, entbehrt aber so ziemlich jeder Grundlage. Die Vordenker gehen derweil auf Abstand, beispielsweise der in Wien lehrende Politikwissenschaftler Ulrich Brand. Der „grüne Kapitalismus“ sei als „hegemoniales Projekt in der Defensive“, in der Klimapolitik bleibe das fossile Kapital am Drücker, erläuterte er jüngst.
Feinbild E-Auto
Wer ist Elon Musk, wofür steht er tatsächlich und warum wird er zum Feindbild Nummer eins? Er kann als Paradebeispiel der „kalifornischen Ideologie“ gelten – dieser wunderlichen Mischung aus dem Glauben an die Schaffenskraft innovativer Unternehmer, an die heilsame Wirkung des freien Marktes, an die technologische Lösbarkeit aller Menschheitsprobleme.