Die Software mit lebenslanger Testversion: Was wurde eigentlich aus Winrar?
Es gibt nur wenige Software-Programme, um die sich so etwas wie ein Kult entwickelt. Winrar ist so eine Ausnahme. Dabei ist die Funktion des Windows-Programms auf den ersten Blick nicht sonderlich spektakulär: Mit Winrar lassen sich komprimierte ZIP- oder RAR-Dateien entpacken oder eigene erstellen.
Doch in den 90er-Jahren, wo Cloud-Computing und Breitband-Internet noch ferne Zukunftsvisionen waren, war das eine durchaus praktische Sache. Auf diese Weise ließ sich selbst die Übertragung großer Dateien wie etwa Filme oder Computerspiele auf fremde Rechner in angemessener Zeit bewerkstelligen.
Winrar-Testphase endet nie
Dass Winrar spätestens mit Beginn der Jahrtausendwende auf jeder LAN-Party zum Gesprächsthema wurde, dürfte die Software aber vor allem ihrem kuriosen Geschäftsmodell zu verdanken haben. So gibt es eine Testversion für 40 Tage, nach dessen Ablauf der Nutzer zum Kauf einer Lizenz über 35 Euro aufgefordert wird – praktisch aber endet dieser Testzeitraum nie. Denn Nutzer können die ständigen Registrierungsaufforderungen beim Start von Winrar einfach wegklicken und die Software uneingeschränkt weiter nutzen. Ganz ohne Bezahlung.
Obwohl dies laut den AGB von Winrar sogar verboten ist, drohen keine Konsequenzen. Der Hersteller setzt stattdessen auf die Ehrlichkeit seiner Nutzer. Da außerdem keine sofortige Anmeldung erforderlich ist, wird der Download-Vorgang vereinfacht. Eine clevere Wachstumsstrategie: Auf 500 Millionen Computern soll Winrar angeblich bereits installiert worden sein. Wie viele Nutzer das Programm nach Ablauf der Testphase tatsächlich gekauft haben, ist jedoch bis heute ein großes Mysterium. Entsprechende Anfragen bei deutschen Distributoren blieben bislang unbeantwortet.
Winrar wird immer noch weiterentwickelt
Ursprünglich entwickelt wurde Winrar von dem russischen Programmierer Eugene Roschal. Auf ihn geht auch der sperrige Name der Software zurück. Eines der bekanntesten Archivsysteme ist das Roshal Archive, abgekürzt RAR. Weil Winrar zuerst nur für Windows geschrieben wurde, hat der Entwickler die Abkürzungen Win (Windows) und RAR (Roshal Archive) einfach zu einem einprägsamen Kofferwort verbunden. Die erste Version von Winrar erschien dann am 22. April 1995.
Noch heute wird das Programm von Rarlab weiterentwickelt und erhält in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Sicherheitsupdates. Schlagzeilen machte Winrar zuletzt vor zwei Jahren, als eine vermeintliche Sicherheitslücke in selbstentpackenden Archiven das Tor für unerwünschten Schadcode auf den Computern der Nutzer öffnete. Allerdings gab es schnell Entwarnung. Wie bei anderen Exe-Dateien auch, müssen Nutzer bei der Ausführung aufpassen, ob die Datei aus einer vertrauenswürdigen Quelle stammt, erklärte Entwickler Roschal. In den Download-Charts von Chip.de steht Winrar übrigens noch immer an Platz 1.
„Aus Versehen eine Vollversion gekauft“
Heute werden ZIP-Dateien oft noch für den Austausch von Dateien per E-Mail genutzt. Besonders bei Firmenkunden ist der Dienst deshalb sehr beliebt. Für Privatnutzer ist die Software aber nicht mehr so zwingend erforderlich wie früher. Die Cloud ist omnipräsent und hohe Bandbreiten erlauben den Download selbst großer Dateien in wenigen Minuten. Zudem ist auf den Betriebssystemen von Apple und Microsoft bereits ein kostenloses Packprogramm vorinstalliert.
Im Social Web ist die Winrar-Testversion dagegen ein verlässlicher Dauerbrenner. Erst neulich geriet auf Facebook wieder ein Bild in Umlauf, darauf zu sehen: Mitarbeiter in einer fiktiven Winrar-Zentrale. Sie stehen jubelnd vor einem Flipchart, auf dem die Umsatzentwicklung der Software abgebildet ist. Nach jahrelanger Durstrecke zeigt die Umsatzkurve plötzlich einen starken Ausschlag nach oben. Unter dem Bild steht: „Jemand hat aus Versehen eine Vollversion von Winrar gekauft.“
Hahaha! Wäre doch cool, wenn das auch mit anderen Applikationen funktionieren würde – Testzeitraum abgelaufen, aber das Programm funktioniert weiterhin! ;-)
Wenn man keine Ahnung hat…
WinRAR ist inzwischen wieder einer der besten Packer und im Moment sogar besser als 7-Zip
Es ist selbstverständlich um Welten schneller als das in Windows 10 integrierte Tool.
Und auch wenn Speicherplatz und Bandbreite heutzutage günstig zu bekommen sind, bleiben Packer durchaus wichtig, auch im Unternehmensumfeld. Es handelt sich nicht um irgendeinen Dinosaurier, über den man sich leicht nostalgisch belustigt zurückerinnert (Winamp wäre ein Beispiel für so etwas). Sondern das Tool ist einer der Marktführer in einem speziellen Marktsegment.
Sehe ich (bis auf dass es besser als 7-ZIP ist) auch so. Ist immer noch aktuell. Vielleicht sollten Windows-Artikel von Leuten geschrieben werden die nicht nur Mac-Shills sind.
WinRAR ist und war bei so ziemlich jedem meiner Arbeitgeber in der Tech-Branche im täglichen Gebrauch.
Und hier wird ein Retro-Artikel dazu veröffentlich. Das Ding ist schnell und packt effizienter als viele Freeware-Tools oder gar der Windows-Zipper. Lebt der t3n-Autor eventuell in einer kleinen Filter-Bubble ?
Ihr könnt ja alle auf http://www.bundesanzeiger.de nach „win.rar GmbH“ suchen und dort deren Jahresabschluss ansehen.
Immerhin über 2 Millionen Euro Bilanzsumme, also _irgend jemand_ wird schon deren Programme kaufen.
Ich frag mich wirklich, was für Zeuch die Kinders von t3n bei dieser Art von Artikeln so rauchen.
Es gibt tatsächlich auch noch ein Leben ausserhalb der Cloud, und es macht auch heute noch einen Unterschied, ob ich – je nach Daten – 10MB oder 500MB über den lausigen VDSL-Upload schieben muss. Es macht auch einen Unterschied, ob ein Software-Download (die Kinder von t3n tippen ja fleissig immer diverse Pressemeldungen als redaktionellen Beitrag ab) aus einer Datei besteht, oder wie SW 5.3.0 aus 12033 Dateien und 2010 Ordner. Aber bei t3n reicht der Horizont meistens nur bis zum Tellerrand vom Heisser-Kakao-Untersetzer im hippen Coworking-Café ;-)
Selbstreden benutze ich heute noch intensiv WinRar – vermutlich war ich wohl DER besagte Käufer.
Lass mal einer die Kinders von t3n aus der VR an die echte frische Luft…
Außerhalb von iCloud, Youtube und Netflix ist das Programm nach wie vor überall im Einsatz.
ich habe beruflich mit vielen Firmenkunden Kontakt und dort erfreut sich Winrar großer Beliebtheit. Ich nutze Winrar auch Privat regelmäßig! Wenn ich 5GB Datenbanken übertragen muss, mache ich das lieber in einer 100MB Rar-Datei als 5GB über meine bereits relativ schnelle 400Mbit-Leitung zu übertragen.
Ich kann daher den anderen Kommentaren nur zustimmen. Die Aussage, Winrar wäre inzwischen obsolet, ist vollkommen aus der Luft gegriffen!
Hallo Thomas,
danke für deinen vergleichsweise konstruktiven Kommentar. :) Deine Anmerkungen sind sicher berechtigt, zumal die Firmenkunden-Sicht im Artikel gar nicht auftaucht.
Allerdings steht im Artikel ja nicht, dass Winrar obsolet ist oder nicht mehr genutzt wird. Ich habe sogar noch die Information mit den Download-Charts bei Chip.de ergänzt. Dort steht die Software nach wie vor auf Platz 1. Ich passe die Passage im unteren Teil des Artikels aber gerne noch mal an, um Missverständnisse zu vermeiden. :)
Beste Grüße aus dem t3n-Headquarter
Daniel
Vor gefühlten Urzeiten habe ich WinRAR gekauft und es bis heute nicht bereut. Zwar nutze ich die normalen Packer- und Entpacker-Funktionen nicht mehr so häufig wie früher, doch das Programm öffnet seit geraumer Zeit auch DRM-freie ePub-Dateien (eBooks). Dies nutze ich häufig, wenn ich bspw. auf die Schnelle für mein Empfinden zu kleine gegen größere Cover austausche.
Komischer Artikel. Der Grundtenor scheint zu sein – nutzt keiner mehr. Dabei ist und bleibt WinRar der mit beste Packer den es gibt. Schnell, zuverlässig und damit besser als die meisten Open Source Tools. Ich für meinen Teil bekomme jedenfalls noch ständig Rar-Dateien oder Zips.
Den selben Eindruck hatte ich auch. Wir nutzen WinRar auch weiterhin täglich. Privat wie Beruflich.
Hallo Jungs,
da es heute vermehrt Kommentare in dieser Richtung gab, habe ich den Artikel an einigen Stellen noch mal klarer formuliert, um Missverständnisse zu vermeiden. Die Intention war nicht zu behaupten, niemand würde die Software mehr nutzen. Das ist ja selbst bei mir im Bekanntenkreis noch der Fall. :)
Beste Grüße und Danke für euer Feedback!
Daniel
Ich verwende die Open Source Variante „7-Zip“ – funktioniert genauso gut und ist nicht so aufgebläht. Von der Schnelligkeit lässt es sich mit WinRAR auf jeden Fall messen – und es ist kostenlos.
Das stimmt leider nicht, für den Otto-Normal-User mag es sein das 7-zip reicht (auch wenn man von den Einstellungen erschlagen wird), aber es ist wie die meiste Open-Source-Software nicht konkurrenzfähig mit einem kommerziellen Produkt. Alleine das Behandeln von fehlenden Teilen von Multipart-Archiven, wie mit defekten Archiven im allgemeinen umgegangen wird und das Entpacken derer ist bei WinRAR deutlich besser gelöst. Auch das erstellen von One-Click-Aufgaben ist bei 7-zip nur mit Kommando-Zeile und Batch-Knowhow möglich. Also ich brauche auf meinem Rechner auch heute noch WinRAR seit ich damals von WinACE umgestiegen bin.