Wird der Bitcoin zur offiziellen Landeswährung? - t3n

In unserem wöchentlichen New-Finance-Briefing für t3n-Pros geht es heute um die Ankündigung vom Präsidenten El Salvadors, Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel einzuführen. Unter großem Spektakel hat El Salvadors autoritärer Präsident Nayib Bukele während der Bitcoin-2021-Konferenz in Miami angekündigt, dass er einen Gesetzesentwurf vorstellen wird, der die Kryptowährung Bitcoin zu einem offiziellen Zahlungsmittel macht. Das weckt Spekulationen, dass Salvadorianer schon bald ihren Wocheneinkauf in Bitcoin bezahlen könnten. Bukele wies auch darauf hin, dass so Überweisungen von Auswanderern an ihre daheimgebliebenen Angehörigen leichter würden. In dieser Aussage steckt tatsächlich ein Fünkchen Wahrheit, denn immerhin haben 70 Prozent der Staatsbürger kein Bankkonto. Überweisungen aus dem Ausland und zu einem großen Teil aus den USA machen 21 Prozent des Bruttoinlandsproduktes von El Salvador aus – und hier kommen wir der Sache schon näher. Es ist nicht davon auszugehen, dass Bukeles Gesetzesentwurf sich maßgeblich darauf auswirken wird, wie Salvadorianer ihre Einkäufe bezahlen. Auch wird der autoritäre Präsident kaum ein dezentrales Finanzsystem propagieren und die Zentralbank abschaffen, so wie Bitcoin-Maximalisten es sich erhoffen. Warum das so ist, lässt sich schnell erkennen, wenn wir einen Blick in die Vergangenheit des kleinen zentralamerikanischen Landes werfen. Um die Jahrtausendwende kollabierte der Colón, El Salvadors Währung, in einer Phase der Hyperinflation. Um die Wirtschaft des Landes zu retten, wurde 2001 der US-Dollar als offizielles Zahlungsmittel anerkannt. Da man den Colón also ohnehin vor Jahren mehr oder weniger in den Ruhestand geschickt hat, hat Bukele nichts zu verlieren, indem er vorschlägt, mit Bitcoin Ähnliches umzusetzen, wie es vor 20 Jahren mit dem US-Dollar geschah. Der Kurswechsel vom US-Dollar zu Bitcoin könnte nichts weiter sein als der Versuch, Sanktionen der Biden-Administration zuvorzukommen. Erst kürzlich hatte der autoritäre Präsident politische Gegner aus der Judikative entfernt. Anfang des Monats wurde zudem ein Gesetz verabschiedet, das Bukeles Macht über die Zentralbank erheblich erweitert. Bitcoin-Staat El Salvador? Wohl eher nicht Auch wenn die Ankündigung von El Salvadors Präsident bei Befürwortern dezentraler Finanzen und Kryptowährungen Begeisterungsstürme auslöst und sicher auch als ein wichtiger Meilenstein gesehen wird – immerhin wäre El Salvador das erste Land überhaupt, das den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel einführt – sollte man bedenken, dass es sich bei Bukele um ein autoritäres Staatsoberhaupt handelt. El Salvador wird mit großer Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft kein Bitcoin-Staat werden. Dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass – sollte es wirklich so kommen – die Anerkennung als offizielles Zahlungsmittel in El Salvador ein wichtiger Schritt für eine breitere Akzeptanz des Bitcoin wäre. Vielversprechender als die Pläne El Salvadors sind dagegen Gerüchte rund um den Bitcoin aus Paraguay. Auch Paraguay ist in hohem Maße vom US-Dollar abhängig. In einem Tweet hatte der Abgeordnete Carlos Antonio Rejala Helman angedeutet, dass auch sein Land Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel anerkennen könnte. Im Gegensatz zu El Salvador, die mit dem Bitcoin-Zahlungsdienstleister Strike zusammenarbeiten, soll Paraguay angeblich Gespräche bezüglich eines Bitcoin-Projekts mit Paypal aufgenommen haben.