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Analyse MIT Technology Review

Wie Japan wieder in die Spitzengruppe der Chipproduzenten vorstoßen will

Japan hat seine Pole-Position in der Chipproduktion seit den 1990er-Jahren verloren. Doch ein Großprojekt soll das ändern.

Von martin-koelling
3 Min.
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(Foto: Remus Rigo / Shutterstock.com)

Die japanische Regierung hat ehrgeizige Pläne, um das Land wieder zu einem führenden Standort für die Chipproduktion zu machen. Anfang des Monats erhöhte sie die Subventionen für das Start-up Rapidus um 3,3 Milliarden auf etwa 6 Milliarden Euro. Das Investitions-Projekt gilt als einer der gewagtesten Versuche für eine technologische Aufholjagd, da Japan damit mehrere Chipgenerationen überspringen will.

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Das Land ist zwar laut einer Analyse des Aktienhauses Morgan Stanley MUFG mit einem Anteil von 20 Prozent an der weltweiten Chipproduktion eine der größten Herstellernationen für Halbleiter. Doch dabei handelt es sich ausschließlich um alte Technologien mit Strukturen im zweistelligen Nanometerbereich. Moderne Chips stammen inzwischen zum großen Teil von TSMC aus Taiwan.

Das 2022 von japanischen Unternehmen wie Toyota und dem Technikkonzern NEC gegründete Rapidus will hingegen Chips mit 2-Nanometer-Strukturen fertigen und damit zu den technologischen Weltmarktführern TSMC, Samsung aus Südkorea und Intel aufschließen.

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Experten der US-Denkfabrik Center for International & Strategic Studies sehen darin „eine beispiellose technologische Leistung“, wenn es den Japanern denn gelingt. Die Voraussetzungen sind so gut, wie sie nur sein können. Rapidus arbeitet eng mit anderen Unternehmen zusammen. Expertise bei fortschrittlicher Fertigungstechnik und Chipdesign stammt von IBM, die Belichtungstechnik von Imec in Belgien, während die Japaner letztlich die Produktionstechnik entwickeln. Trotzdem ist das Ganze alles andere als ein einfaches Unterfangen – es gilt, weit mehr als ein Jahrzehnt Entwicklungsrückstand aufzuholen.

Für Japans Regierung wäre es die Krönung ihrer Strategie, die Chipindustrie der einst führenden Halbleiternation wiederzubeleben. In den 1980er- und 1990er-Jahren stammten mehr als die Hälfte aller Computerchips aus der ältesten Industrienation Asiens. Doch als die Chipproduktion mit dem Start der digitalen Epoche und dann erst recht mit Smartphones richtig losging, konnten die Elektronikkonzerne beim Investitionswettrennen nicht mit ihren asiatischen Rivalen mithalten.

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Zum einen war Japans Chipindustrie zu fragmentiert und damit die Sparten der Konzerne jede für sich zu klein. Zum anderen steckten viele Konzerne in Krisen und waren daher finanziell klamm, während Taiwan und Südkorea lokale Chipfertiger stark subventioniert haben. Daher überlebte die japanische Produktion nur in Nischen.

Toshibas ehemalige Speicherchip-Sparte leistet nun als Kioxia Samsung und SK Hynix Konkurrenz. Renesas, eine Auffanggesellschaft für die Chipsparten mehrerer Unternehmen, baut Chips für automobile und industrielle Anwendungen. Darüber hinaus sind die Japaner auch bei Sensoren stark, insbesondere bei Bildsensoren für Kameras und Smartphones. Zudem konnten die Hersteller von Anlagen, Bauteilen und Chemikalien bisher ihre starke Stellung in der globalen Chiplieferkette verteidigen.

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Ende des vorigen Jahrzehnts beschloss die Regierung dann, die überlastete eigene Chipindustrie als Grundlage für eine industrielle Aufholjagd zu nutzen. Der Grund: Der wachsende Großmachtkonflikt zwischen China und den USA sowie Chinas Drohung, die Chip-Hochburg Taiwan anzugreifen, schürte die Angst, dass die Chip-Lieferungen für die eigene Industrie abreißen könnten.

Japans Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) ging bei ihrer Wiederbelebungsstrategie sehr strategisch vor. Im Gegensatz zur Europäischen Union oder den USA verzichtete die japanische Regierung darauf, große Subventionspakete in Höhe von Milliarden Euro zu versprechen. Stattdessen werden staatliche Beihilfen projekt- und schrittweise vergeben. Zudem verfolgte die Regierung eine Etappenstrategie.

Zuerst konzentrierte sich das Ministerium darauf, TSMC zum Bau von Werken für relativ große Chips zu gewinnen, die Japans Industrie hauptsächlich benötigt. Damit wollten die Wirtschaftsplaner dafür sorgen, dass es für die Chips auch wirklich einen Absatzmarkt gibt.

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Die Japaner überzeugten die Taiwaner sogar davon, mit dem Elektronikkonzern Sony und dem Automobilzulieferer Denso ein Joint Venture zu gründen. Dieses Modell steht auch für das Engagement von TSMC in Dresden Pate.

Der Aufbau der ersten Fabrik, die Anfang des Jahres eingeweiht wurde, lief sogar so glatt, dass TSMC bereits ein zweites Werk plant. Dort sollen 6-Nanometer-Chips für autonomes Fahren hergestellt werden. Gerüchten zufolge denken die Taiwaner sogar über ein drittes Werk nach.

Der frühe Erfolg der Ansiedlungsstrategie stärkte die Bereitschaft der Wirtschaftsplaner, mit Rapidus eine wirklich große technologische Wette zu wagen. Die Regierung ist sich sehr wohl bewusst, dass dies Japans letzte Chance ist, mit einem japanischen Unternehmen in der Weltspitze mitzuspielen. METI-Minister Ken Saito sagte daher im vergangenen Jahr: „Das Projekt darf auf keinen Fall scheitern.“

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