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Woran die Klage gegen Google scheitern könnte

Das amerikanische Justizministerium muss beweisen, dass Googles Erfolg gekauft und die Suchmaschine gar nicht so gut ist.

Von Jan Vollmer
3 Min. Lesezeit
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Die Klage gegen Google gilt als politisch motiviert – und ist vielleicht gar nicht so aussichtsreich. (Grafik: dpa)

Es gibt Tech-Konzerne, die sind riesig, aber wir können sie umgehen. Statt auf Amazon können wir in einem anderen Webshop bestellen. Statt auf Facebook und Instagram können wir auf Twitter, Tiktok oder Snapchat posten. Statt mit Apples iPhones können wir mit Samsung-Smartphoness Selfies machen. Das einzige Tech-Unternehmen, an dem wir nicht vorbeikommen, ist Google.

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Wenn ich einen Platten habe, schaue ich auf Google Maps nach, wo der nächste Fahrradladen ist. Wenn ich ein Reparatur-Tutorial anschauen will, lande ich bei Googles Youtube. Mit Chrome kommt der weitverbreitetste Browser von Google, mit Gmail auch der beliebteste Email-Client.

Wenn ich einen Artikel über Google schreibe, google ich Informationen über Google.

Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass ihr als Leserinnen diesen Artikel auch über Google gefunden habt.

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Google ist gewissermaßen der Ort, an dem die Fäden des Internets zusammenlaufen. Und gegen genau dieses Unternehmen strebt William Barr, der amerikanische Justizminister, jetzt eine Kartellrechtsklage an.

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Wie Google mit Milliarden Platzierungen kauft

Der zentrale Vorwurf von Barrs Justizministerium: Google hat sich den Platz als voreingestellte Suchmaschine auf vielen Plattformen gekauft – und ist nur durch diese Deals zur Marktbeherrscherin (mit 80 Prozent Marktanteil in den USA) geworden. So schätzt das amerikanische Justizministerium, dass 50 Prozent der Google-Suchanfragen 2019 von Apple-Geräten kamen. Google ist dort als Suchmaschine voreingestellt. Die Bank Goldman Sachs schätzt, dass Apple dafür jährlich zwischen 9 und 12 Milliarden Dollar kassiert – das sind zwischen 15 und 20 Prozent von Apples jährlichem Gewinn. Zu der gekauften Platzierung bei Apple kommen noch einmal rund eine Milliarde Dollar hinzu, die Google jährlich für Platzierungen als voreingestellte Suchmaschine bei US-Mobilfunkanbietern ausgibt.

Dabei hätte es gerade bei Google für das Justizministerium noch zwei weitere Angriffsflächen gegeben: Die Frage, ob Google die eigenen Services bei den Rankings der Suchmaschine bevorzugt (zum Beispiel eine Google-Restaurant-Review über einer Yelp-Restaurant-Review rankt), oder auch Googles Dominanz auf dem digitalen Werbemarkt.

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Eine Klage, die in Trumps Wahlkampf passt

Beobachter im Silicon Valley glauben, dass die Art der Klage viel mit ihrer politischen Motivation zu tun hat: Silicon-Valley-Kolumnist Karl Bode schreibt, dass Trump ein großer Prozess gerade gut in den Wahlkampf passen würde, zumal er gegen einen der Konzerne geht, die jetzt ernsthaft gegen Hassrede vorgehen wollen – von der Trump in der Regel eher profitiert.

Adam Kovachevic, ein ehemaliger Google-Politik-Berater, sprach auf Twitter von einem „von Barr getriebenen Fall auf der Suche nach einer juristischen Theorie.“

Viele Republikaner glauben schon lange, dass die großen kalifornischen Tech-Unternehmen sie auf ihren Plattformen benachteiligen. Ein Verdacht in diese Richtung würde aber nicht für eine Klage reichen, so Kovacevich auf Twitter. In der Frage der Benachteiligung von Dritten auf der Plattform hat Google schon 2013 ein Verfahren gewonnen. Das Thema digitale Werbetechnik, so Kovacevich, sei wiederum zu kompliziert für ein großes, mehr oder weniger politisch motiviertes Verfahren. „Bleiben noch die Vertriebs-Deals.“

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Trotz der Deals wird aber kein Apple-Kunde gezwungen, beispielsweise im Safari Browser mit Google zu suchen – eine andere Suchmaschine als Standard einzustellen, ist meist mit ein paar Klicks machbar.

Wer will noch mit G0ogle konkurrieren?

Vielleicht ist das genau der Punkt, wo das eigentliche Problem der Klage gegen Google liegt: Google ist aller Konkurrenz mittlerweile so weit voraus, dass a) kaum jemand überhaupt mit einer anderen Suchmaschine suchen will, und b) kaum jemand ernsthaft versucht, mit Googles Such- und Werbeimperium zu konkurrieren.

Alex Stamos, der ehemalige Facebook-Sicherheitschef, brachte es so auf den Punkt: „Google macht eine Kopie des öffentlichen Internets, analysiert es in fast Echtzeit, baut unglaublich komplexe Modelle, die das Wissen einer ganzen Spezies in vielen, vielen Sprachen und Regionen kategorisieren, und macht das auch noch, während Millionen dagegen SEO machen.“

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Eine Präsentation als Google-Konkurrent vor Investoren stellt Stamos sich dabei so vor: „Folie vier: Zuerst kaufen wir fünf Exabyte Speicherplatz in zwanzig globalen Datenzentren…“

Um die Richter*innen zu überzeugen, wird die US-Regierung beweisen müssen, dass es gerade nicht Googles Qualität ist, die Google zur marktbeherrschenden Suchmaschine gemacht hat – sondern die Deals mit Apple und Co. Das Problem daran: Wie alles in Googles-Imperium bedingen sich die Qualität der Suchergebnisse und die Allgegenwart Googles gegenseitig.

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Tobias Nickel

Ich suche im internet fast ausschliesslich mit duckduckgo und bing.

erst weil ich in China bin und google ohne vpn gesperrt ist, dadurch ist google hier verdammt langsam.

Wenn ich heute, lach langer zeit doch mal wieder google nutze, kommt mir die suche komisch vor. Ich denke die ‚Qualitaet‘ ist nur ne Sache der gewoehnung .

Antworten
Marco Uras

Interessanter Aspekt. Ich denke eher das der Eindruck zur Gewohnheit wird und damit die Qualität verknüpft wird. Mir ist es auch schon passiert, dass in den Google-Suchergebnissen, Bing-Suchlinks aufgetaucht sind, auf die ich geklickt habe und mich dann über das Ergebnis wunderte, bis ich merkte, dass ich in der Bing-Suche gelandet bin.

Antworten
Marco Uras

Genau. Google hat es und Google kann es. Und das ist es, was der Anwender auch verwenden möchte. Leistung überzeugt eben. Wäre Google nicht voreingestellt, würde ICH das sofort ändern. Und nicht wie Microsoft während eines Updates krampfhaft versucht hat, Anwendern den Edge-Browser unterzujubeln. Das grenzt schon an Nötigung und Bevormundung auf dem eigenen Rechner. Dagegen sollte man eher etwas tun.

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