Y2K22-Bug: Programmierfehler Microsofts führt zu weltweiten Mailserver-Ausfällen
Schock in der Mitternachtsstunde. Wo bei anderen das Feuerwerk knallte, knallten bei Admins im Bereitschaftsdienst vielerorts die Exchange Server. Sie stellten schlicht den Mailtransport ein, was natürlich bei einem Mailserver keine Lappalie ist.
Datum liegt über Max
Das Problem verbreitete sich schnell über die sozialen Medien. Ebenso schnell war es enger umrissen und letztlich recht genau identifiziert. Offenbar läuft die Anti-Malware-Scan-Engine des Exchange-Servers beim Konvertieren des zum Problemzeitpunkt gültigen Datumswerts „2.201.010.001“ in einen Fehler, weil die maximale Größe von Int32-Variablen 2.147.483.647 beträgt – der neue Wert mithin darüber liegt.
Dass das Problem nicht alle Exchange-Server weltweit betrifft, deutet darauf hin, dass tatsächlich nur Installationen betroffen sind, die den Anti-Malware-Scan oder die Mail-Filterung aktiviert haben – was natürlich die empfohlene Einstellung ist. Bislang sieht es so aus, als würden die Mails nur im System feststecken. Damit sollten sie nach Bereitstellung eines Updates durch den Redmonder Software-Hersteller im Nachhinein noch zugestellt werden können.
Workaround: Scan-Engine und Filterung abschalten
Wer darauf nicht warten wollte oder konnte, hatte die Möglichkeit, per Script die Anti-Malware-Scan-Engine und/oder die Filterung der Mails abzuschalten. Nach einem Neustart des Exchange-Servers sollte der dann die festsitzenden Mails transportieren, was das akute Problem erstmal gelöst hätte.
Natürlich war der Workaround nicht für den Dauerbetrieb zu empfehlen, konnte aber helfen, immer mal kurz den Stöpsel zu ziehen, wenn die sprichwörtliche Wanne wieder vollgelaufen war. Zudem konnte es ansonsten gerade bei großen Servern schnell passieren, dass die Speicher-Queues vollaufen und den Server gegebenenfalls überlasten.
Am Sonntag hat Microsoft über einen Techcommunity-Eintrag einen Fix vorgestellt, der das Problem für die Versionen Exchange Server 2016 und 2019 lösen soll. Die genaue Vorgehensweise ist beschrieben. Experten empfehlen dennoch, vor dem Fix dafür zu sorgen, dass die gehaltenen E-Mails zunächst per Workaround gelöst werden.