Anzeige
Anzeige
News

Kreative Zerstörung: Deutsche-Bank-Chef wünscht sich mehr Firmenpleiten

Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank, kritisiert die Coronahilfen der Bundesregierung. Die setzten die falschen Anreize. Der Staat solle lieber Pleiten akzeptieren.

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Pleiten als "kreative Zerstörung"? Interessante Interpretation. (Bild: Axel Bueckert / Shutterstock)

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sorgt sich um die Volkswirtschaft. Seiner Ansicht nach müssten deutlich mehr Firmen in der Coronakrise in den Konkurs gehen. Dies werde aber durch die seit dem 1. März 2020 ausgesetzte Insolvenzantragspflicht und die breit angelegten Hilfsmaßnahmen verhindert, sagte Sewing am Montag auf dem Berliner CDU-Wirtschaftstag. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

„Althergebrachte Strukturen werden konserviert.“

Anzeige
Anzeige

Vor allem die Coronahilfen der Bundesregierung sind Sewing ein Dorn im Auge. Dadurch würden lediglich „althergebrachte Strukturen konserviert.“ Deutschland brauche aber „ein gewisses Maß an kreativer Zerstörung.“ Besonders die Banken könnten nun bei der Bereinigung der Unternehmenslandschaft helfen, in dem sie die Geschäftsmodelle ihrer Kreditnehmer kritisch hinterfragten.

Immerhin werde nach der Krise „manches weniger gefragt sein, manches gar nicht mehr, manches viel mehr.“ In diesem Wissen helfe es nicht, möglichst alle bestehenden Firmen und Geschäftsmodelle „nach dem Gießkannenprinzip“ zu retten. Auch wenn es „Schmerzen bereite“ würden nach Sewings Auffassung Unternehmen „mit einem stabilen Management und einem guten Geschäftsmodell“ die Krise meistern können. Ihnen würden auch weiterhin Kredite zur Verfügung stehen.

Anzeige
Anzeige

Furcht vor einer „Zombie-Wirtschaft“ geht um

Das sind harte Worte. Allerdings steht Sewing mit dieser Auffassung nicht isoliert da. Der Begriff „Zombie-Wirtschaft“ findet sich immer häufiger in ökonomischen Diskussionen. Insbesondere die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht wird als Risikofaktor für die Wirtschaft gesehen.

Anzeige
Anzeige

Die ansonsten strenge Verpflichtung, schon bei einer drohenden Zahlungsunfähigkeit Konkurs anzumelden, hatte der Wirtschaft, auch den Kreditinstituten und den Kreditversicherern, in der Vergangenheit zumindest die größten Risiken erspart. Es kursiert die Befürchtung, eine steigende Zahl von Unternehmens-Zombies (also lebenden Toten) könnte auch gesunde Unternehmen in den Abgrund reißen.

Bundesbank erwartet für 2021 deutliche Steigerung der Insolvenzen

Das sieht auch die Bundesbank so. Deren Vorstand Sabine Mauderer erklärte am Montag auf einer virtuellen Finanzkonferenz, dass ihr Institut mit einer steigenden Zahl an Kreditausfällen durch krisenbedingte Insolvenzen rechnet. Die Zahl der Insolvenzen könnte sich im kommenden Jahr auf 6.000 pro Quartal erhöhen.

Anzeige
Anzeige

Das entspräche einer Steigerung um fast 30 Prozent im Vergleich zu den registrierten Unternehmensinsolvenzen des Jahres 2019. Im laufenden Jahr sorgt die Aussetzung der Antragspflicht erwartungsgemäß für eine verringerte Zahl an Insolvenzen, die je nach Betrachtungsmonat um bis zu 38 Prozent niedriger liegt als im Vorjahr.

Mauderer befürchtet, dass die zu erwartenden Kreditausfälle bei den betroffenen Banken wiederum zur Reduktion der Kreditausgabe insgesamt führen wird. Das hätte weitere direkte Auswirkungen auf die Wirtschaft.

Politik zeigt sich unbeeindruckt

Die deutsche Politik scheint von diesen Befürchtungen unbeeindruckt. Hier wird weiterhin auf breit angelegte Hilfen gesetzt. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat bereits mehrfach die Bereitschaft und die Solvenz bestätigt, weitere Hilfen nachzulegen, soweit sich das als erforderlich herausstellen sollte. Dem stimmt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) unumwunden zu. Ein kleines Hintertürchen hatte dieser sich indes bereits eröffnet, als er versprach „kein gesundes Unternehmen“ müsse durch die Coronakrise in den Konkurs gehen.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
2 Kommentare
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Doc Who

Jedem ist das eigene Hemd am Nächste. OK!
Warum nicht einmal die Bankenlandschaft ausdünnen ?!
Rufen selbst nach Staats-/Steuerzahlerhilfe wenn´s eng wird.
Ansonsten werden alle Gewinne schön einbehalten/privatisiert. Verzockt man sich, werden zudem die Mitarbeiter reihenweise hinaus geschmissen.
Da es viele Betriebe/Selbständige betrifft, die da insolvent gehen durch staatlich angeordnete Massnahmen und nicht zwingend eigenes Missmanagement ist solch ein grenzdebiles Statement von einem Banker obsolet.

Antworten
Titus von Unhold

Als Nichtbanker bin ich allerdings auch dafür. Es gibt eben einige Branchen die über die Wupper gehen werden – und andere bei denen das tatsächlich mal notwendig wäre. Privatinsolvenz und gut.

Antworten

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige