Analytics-Tools für KMU: Mit Zahlen und Daten die richtigen Entscheidungen treffen
Die vielfältigen Analytics-Lösungen, die in der Post-PC-Ära entstanden sind, liefern Unternehmen wertvolle Einblicke in wichtige Aspekte ihres Geschäftes. Der Klassiker Google Analytics deckt davon nur einen Teil ab. Wichtige Erkenntnisse über den Erfolg einer Website, App oder Marketing-Kampagne, ein besseres Verständnis von Kunden oder frühzeitige Indikatoren neuer Verkaufschancen lassen sich oftmals mit anderen Tools besser gewinnen.
So erhalten moderne Analyse-Tools zunehmend Bedeutung. Dazu gehören zum Beispiel Mixpanel oder Kissmetrics, die den Anwender in den Vordergrund stellen; Social-Analytics-Tools wie SocialBench, die auf den Kundendialog in den sozialen Netzwerk spezialisiert sind; oder Anwendungen wie Chartbeat, das sich auf Echtzeitdaten fokussiert.
Der Kunde im Mittelpunkt
Setzen Unternehmen Analytics-Lösungen konsequent ein, so können sie nicht nur ihren Umsatz und ihre Conversions messen. Sie erfahren auch, wie ihre Nutzer die Website oder App verwenden, wie sie dorthin kamen und wie man aus neuen regelmäßige Kunden macht. Während sich klassische Systeme auf Seitenaufrufe, Besucherzahlen und weitere aggregierte Statistiken konzentrieren, gibt es immer mehr Startups, die den einzelnen Anwender in den Vordergrund stellen – Stichwort „Customer Analytics“.
Dazu zählt zum Beispiel die in Kalifornien entwickelte Lösung Kissmetrics. Sie zeigt die Personen hinter den Klicks. Durch ausgefeilte User-Tracking-Methoden ist das Programm in der Lage, die Aktivitäten der einzelnen Kunden über verschiedene Online-Kanäle wie Twitter, Facebook oder Google Search zu erfassen. Sämtliche erfasste Daten präsentiert Kissmetrics übersichtlich in detaillierten Besucherprofilen. Anwender erhalten damit eine vollständige Kundenhistorie und können anhand flexibler Reports genau nachverfolgen, wer was wann auf einer Seite gemacht hat.
In direkter Konkurrenz zu Kissmetrics steht Woopra. Dieses Analytics-Tool ist auf die Bedürfnisse von Sales- und Marketing-Teams ausgerichtet und erstellt ebenfalls persönliche Kundenprofile. Eine der Besonderheiten der Software ist ihre hohe Flexibilität im Bereich Reporting. Das macht das Tool gerade für Profis attraktiv, die sich mit vorgefertigten Berichten nicht zufriedengeben. Ferner kann Woopra mit hochwertigen mobilen Apps für iOS und Android punkten, mit denen man seine Key-Performance-Indicators (KPIs) auch unterwegs analysieren kann.
Engagement und Retention messen
Welche Produkt-Features nutzen Kunden am häufigsten? Wie sieht die Retention für Kunden aus Deutschland aus? Wie und wann nutzt ein spezieller Kunde meine App? Auf solche Fragen liefert die Lösung Mixpanel eine Antwort. Mithilfe der leicht zu implementierenden Software-Development-Kits (SDKs) können Unternehmen beliebige Benutzerereignisse in Echtzeit protokollieren.
Welche Benutzeraktionen Mixpanel erfasst, definiert der Anwender direkt im Code selbst. Diese Daten bereitet das Tool auf einem Online-Dashboard grafisch auf, sodass sie sich anhand zahlreicher Berichte flexibel auswerten lassen. Darüber hinaus kann die Software E-Mails, Push- und In-App-Notifications an einzelne Anwender oder Nutzergruppen senden – und zwar sowohl manuell, als auch automatisiert.
Zu den Investoren von Mixpanel gehören die Gründer von Salesforce und Paypal sowie namhafte VC-Firmen wie Sequoia Capital und Andreessen Horowitz. Das zeigt, dass es sich bei dem aus San Francisco stammenden Service nicht um irgendeine weitere Analytics-Lösung handelt. Mixpanel bietet eine anspruchsvolle, mächtige Plattform für Web und Mobile, die gerade unter Internet-Startups sehr beliebt ist – und in vielen Anwendungsszenarien den Platzhirsch Google Analytics in den Schatten stellt.
Eine weniger bekannte, aber vielversprechende Alternative zu Mixpanel ist Intercom. Der SaaS-Dienst kommt ebenfalls aus Kalifornien, nennt sich „Customer Communication Plattform“ und setzt den Schwerpunkt auf eine reibungslose Kundenkommunikation. Die integrierten Analyse-Tools helfen bei der Evaluation des User-Engagements und der Kundensegmentierung. So können Unternehmen jeden einzelnen Nutzer genau zum richtigen Zeitpunkt ansprechen und ihm nützliche Informationen bieten. Die modular aufgebaute Plattform besteht aus vier einzelnen Produkten, die jeweils auf die Bedürfnisse von Sales-, Marketing-, Produkt- und Support-Teams ausgerichtet sind und sich auch einzeln erwerben lassen.
Mobile Analytics für App-Anbieter
Das Thema Mobile Analytics spielt heutzutage eine zunehmende Rolle. Denn in den App-Stores von Apple, Google und Co tummeln sich inzwischen Millionen von Apps. Anbieter, die sich in diesen überfüllten Märkten erfolgreich positionieren wollen, brauchen nicht nur ein gutes Produkt, sondern vor allem auch professionelles Marketing.
Neben den bereits angesprochenen Lösungen, die sowohl Web- als auch Mobile-Apps unterstützen, gibt es einige Dienste, die speziell für Mobile konzipiert sind. Dazu gehört zum Beispiel das kostenlose Tool Flurry Analytics. Es unterstützt iOS, Android, Blackberry, Windows Phone und mobile Web-Apps.
Nach der einfachen Integration der Flurry-Klassenbibliothek in die eigene App erfasst Flurry wichtige Metriken automatisch. Darunter etwa die Anzahl der neuen und aktiven User, demographische Merkmale, Conversions, Sitzungen, Herkunft der Anwender oder ihre Verweildauer auf einzelnen Seiten. Neben solchen allgemeinen KPIs erfasst Flurry – ähnlich wie Mixpanel – auch beliebige Nutzeraktionen individuell.
App-Store-Statistiken
Doch Entwickler wollen nicht nur wissen, wie ihre App bei den Nutzern ankommt. Sie wollen auch wissen, wie sie im Vergleich zur Konkurrenz dastehen. Hier kommt der weit verbreitete Mobile-Analytics-Service App Annie ins Spiel. Über ausführliche App-Store-Statistiken und weitere nützliche Werkzeuge können Unternehmen relevante Kennzahlen über eigene Apps und die von anderen Herstellern abrufen. Relevante KPIs wie Download-Zahlen oder App-Rankings visualisiert App Annie in interaktiven Berichten. Die Lösung unterstützt die App-Stores von Apple, Google und Amazon.
In direkter Konkurrenz zu App Annie steht AppFigures aus New York. Beide Tools erfordern keine Integration im Programmcode. Nach der Registrierung verlinken Unternehmen einfach ihren iOS- oder Google-Developer-Account und sämtliche Statistiken sind automatisch auf dem Online-Dashboard zu sehen.
Social Media Analytics
Neben Web und Mobile ist Social Media ein weiterer Bereich, auf den sich viele Analytics-Anbieter fokussieren, da der Bedarf nach professionellen Systemen steigt, mit denen sich der Erfolg von Social-Marketing-Kampagnen auswerten lässt. Mit diesen Lösungen können Unternehmen Diskussionen über ihre Marke in den sozialen Kanälen systematisch verfolgen und daraus Schlüsse für ihr Geschäft ziehen.
Einen einfachen Einstieg bietet SocialBench aus Hamburg. Die umfassende Social-Marketing-Suite verfügt über ein dediziertes Analytics-Modul. Auf dem Web-Dashboard können Firmen all ihre Social-Media-Profile zentral steuern und Content-Strategien gemeinsam im Team erarbeiten. Mit Facebook, Google+, Twitter, Instagram und Youtube unterstützt das Tool alle wichtigen sozialen Netzwerke. Mithilfe des praktischen Benchmark-Moduls können Unternehmen außerdem Trends frühzeitig erkennen und ihre Performance im Vergleich zu anderen Seiten einsehen, die für ihre Zielgruppe ebenfalls relevant sind.
Doch die Hamburger Social-Media-Spezialisten müssen sich gegen viele leistungsfähige Alternativen aus den USA behaupten. Darunter zum Beispiel Sprout Social. 2010 in Chicago gegründet, dient dieser Cloud-Service als ein ganzheitliches Social-Media-Management-Dashboard, das über zahlreiche Analytics- und Monitoring-Funktionen verfügt.
Dabei punktet Sprout mit vordefinierten Berichten, die wichtige Kennzahlen bereitstellen – so zum Beispiel der „Engagement Report“. Dieser zeigt, wie effizient das Marketing-Team auf Kundenanfragen in den sozialen Netzwerken reagiert. Mit dem „Trends Report“ lässt sich zudem leicht herausfinden, was Twitter-Nutzer in den Sozialen Netzwerken über spezielle Produkte und Dienstleistungen sagen.
Subscription Analytics
Web, Mobile und Social Media sind die wichtigsten Analytics-Kanäle. Doch mit der steigenden Nachfrage nach Cloud-Lösungen im SaaS-Modell sowie der Entstehung neuer Abo-Geschäftsmodelle im E-Commerce-Bereich (etwa den Kochboxen HelloFresh oder den Beauty-Paketen GlossyBox) gibt es auch den Bedarf an Analytics-Tools für Abonnements.
Hierzu zählt zum Beispiel Baremetrics. Das Tool lässt sich nahtlos mit dem Payment-Dienst Stripe integrieren und erstellt völlig automatisch nützliche Berichte rund um wiederkehrende Monatsumsätze (MRR -Monthly Recurring Revenue), Abwanderungsquoten (Churn Rate), Retention und andere KPIs, die Anbieter und Investoren interessieren.
Das Unternehmen sorgte unlängst mit seiner Kampagne „Open Startups“ für Aufmerksamkeit: Baremetrics und andere Internet-Firmen – darunter der Social-Publishing-Dienst Buffer – veröffentlichen alle ihre Zahlen online.
MRR.io ist eine ähnliche Lösung, die exklusiv für Stripe konzipiert ist und in direkter Konkurrenz zu Baremetrics steht. Die gleichen Funktionen bietet MainMetrics für Braintree-Kunden. Wer auf ein solches Tool zurückgreifen möchte, aber weder Stripe noch Braintree als Payment-Provider nutzt, ist bei ChartMogul richtig. Es unterstützt nicht nur Stripe und Braintree, sondern auch Recurly, PayPal und weitere Bezahldienste.
DIY-Business-Dashboards
Datengetriebene Unternehmen, die mehrere Analytics-Tools für verschiedene Geschäftsbereiche nutzen, verwenden häufig auch Business-Intelligence-Lösungen, mit denen sie individuelle Business-Dashboards erstellen und alle Metriken auf einen gemeinsamen Nenner bringen können. Dieser „Self Service“ gilt als einer der wichtigsten Trends im Business-Intelligence-Bereich.
Zu den Lösungen gehören zum Beispiel Geckoboard aus Großbritannien, Klipfolio aus Kanada, DataHero und Cyfe aus den USA oder Datapine aus Berlin. Mit einer einfachen Bedienung, die kein spezielles technisches Know-how voraussetzt, und mit Preisen, die bei rund 20 Euro bis 120 Euro im Monat anfangen, adressieren solche Lösungen nicht nur die IT-Abteilungen, sondern vor allem auch Fachbereichsleiter.
Zudem stellen sie eine Reihe nützlicher Werkzeuge für die Integration, Visualisierung und Auswertung geschäftskritischer Daten bereit. Die Daten lassen sich zum Beispiel aus Analytics-Tools wie Google Analytics, Mixpanel oder Chartbeat sowie aus unterschiedlichen Online-Diensten gewinnen. Auch aus CSV-, Excel- oder JSON-Dateien sowie direkt aus eigenen Datenbanken können Unternehmen Daten in das System importieren. Dann können sie sämtliche Metriken in verschiedenen, selbst erstellten Business-Dashboards visualisieren.
Fazit: Datenanalyse auch für Startups und KMUs umsetzbar
Heutzutage sind aktuelle, zuverlässige Geschäftsdaten entscheidend, um die Risiken und Chancen für ein Unternehmen frühzeitig zu identifizieren und entsprechend zu handeln. Moderne Analytics-Tools helfen dabei, eine durchdachte Strategie für die Erhebung digitaler Daten zu entwickeln und die Möglichkeiten moderner Datenanalysen für sich auszuschöpfen.
Von der Erfassung geschäftsrelevanter Metriken über deren professionelle Analyse bis hin zum flexiblen Reporting decken moderne Analytics-Anwendungen sämtliche Prozesse der datengetriebenen Unternehmensführung ab. Profis, die ihre Entscheidungen nicht nur aus dem Bauch heraus treffen wollen, greifen oft auch auf Business-Intelligence-Systeme zurück. Diese bringen sämtliche KPIs auf einen gemeinsamen Nenner – getreu dem Motto: Was man nicht misst, kann man auch nicht optimieren.
Wer immer noch glaubt, solche Lösungen wären nur etwas für Großunternehmen, täuscht sich. Es gibt inzwischen viele Produkte, von denen Startups und kleine und mittelständische Unternehmen profitieren können.
Nachdem das EU Gerichtsurteil heftige Wellen egschlagen hat, ist es jetzt wieder erwartungsgemäßi ruhiger darum geworden. Dennoch stellt sich mir die Frage, ob solche Lösungen wie die von kissmetrics tatsächlich für deutsche Unternehmen bzw. für Unternehmen in Deutschland anwendbar sind.