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Kolumne

Ausweis, bitte: Der digitale Perso muss besser werden!

Unser Kolumnist Markus Beckedahl will sich einfach nur digital ausweisen können. So einfach ist das aber gar nicht.

Von Markus Beckedahl
3 Min.
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Unser Kolumnist Markus Beckedahl will sich einfach nur digital ausweisen können. So einfach ist das aber gar nicht.(Abbildung: Shutterstock / nito)


Als ich vor 25 Jahren anfing, mich mit netzpolitischen Fragestellungen zu beschäftigen, waren es vor allem die langfristigen Dystopien, die mich motivierten. Ich wollte beispielsweise keine Welt haben, wo man sich vor dem Einstieg ins Netz eindeutig mit Personalausweis identifizieren müsste. Das wurde damals Ende der 1990er aber schon diskutiert.

Eine Ausweispflicht fürs Netz will ich immer noch nicht, denn ich muss mich ja auch nicht ausweisen, wenn ich das Haus verlasse und den öffentlichen Raum betrete. Aber die Diskussion ist immer noch da, weil es Begehrlichkeiten gibt, jede Person eindeutig zu identifizieren. Hinter jedem Klick könnte ein Terrorist oder eine Verbrecherin stecken und andere Interessensgruppen wollen wissen, wer ich bin und wofür ich mich interessiere, damit sie mir zielgerichtet Werbung aufdrücken können.

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Trotzdem mussten wir uns irgendwann gegenüber irgendwem identifizieren. Bisher funktioniert das mehr schlecht als recht, indem man zu einer Postfiliale geht, von denen es immer weniger gibt, um seinen Personalausweis vorzuzeigen. Oder durch Identverfahren, wo man Callcenter-Mitarbeiter:innen den Personalausweis in die ­Notebookkamera hält. Das muss besser werden.

Was is los mit Deutschland?

Irgendwie bekommen es alle euro­päischen Staaten besser hin, digitale Verwaltungsangebote zu schaffen, die funktionieren und auch genutzt werden. In der Regel gibt es eine Art von Identifizierung, weil man will ja nicht per Fax mit dem Amt kommunizieren. Nur Deutschland bekommt das nicht hin. Gerne wird hier der Datenschutz als Sündenbock genannt, das ist aber etwas billig, da die Euro­päische Datenschutzgrundverordnung nicht nur bei uns gilt.

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Dabei hatten wir einen Startvorteil. Vor über einem Jahrzehnt wurde der elektronische Personalausweis eingeführt. Eigentlich enthielt er damals schon alles, was man braucht. Er war nur etwas zu früh da und technisch unbeholfen. Ich hab ihn nie genutzt, weil man dafür ein Lesegerät brauchte, das nicht günstig war, und die Treiber funktionierten auch nicht so einfach.

Aber vor allem gab es keinerlei Einsatzmöglichkeiten. Das Lesegerät verschwand in der Elektroschrottkiste. Aktuell wird an einer App-Lösung für Smartphones gearbeitet. Es wäre schön gewesen, das früher zu machen.

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Heute ist es normal geworden, das Smartphone zu zücken, um die darin gespeicherte Kreditkarte zu nutzen. Oder die ­Accounts von Apple und Google zu nutzen, um sich zu identifizieren. Weil es einfach und bequem ist. Was kann dabei nur schiefgehen?

Leider eine Menge. Ich finde allein den Gedanken erschreckend, dass wir staatliche Aufgaben an Unternehmen abgeben, deren Geräte wir zwar ­massiv in unser Leben integriert haben und ­denen wir dadurch immer zu viel Macht geben. Aber denen gegenüber wir als Kund:innen weniger Rechte haben als wir als ­Bürger:innen gegenüber dem Staat haben.

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Steuergeld verbrennen

Frühere Bundesregierungen waren sehr motiviert, den Status quo zu ändern. Es entstanden Lösungen wie die ID-­Wallet, die innerhalb kürzester Zeit gehackt wurde und womit Steuergelder effektiv verbrannt wurden. Zeitweise war es hip, Lösungen mit Blockchain zu fördern, weil die gerade vor allem unter den Politiker:innen gehypt wird, die von der Technik eher weniger Ahnung haben, aber innovativ wirken wollen.

Identifizieren ist das eine. Dafür braucht es theoretisch nur eine Lösung, um von einer vertrauenswürdigen In­stanz die Info zu senden, dass ich die ­Person bin, als die ich unterwegs bin. Wenn ich das möchte.

Aber die Debatte geht weiter. Andere Staaten bieten bereits Möglichkeiten, alle relevanten Infos von der ­Geburtsurkunde bis zum Versicherungsschein in einer Wallet zu speichern. Das wäre praktisch, was könnte da nur schiefgehen?

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Ich hätte gerne eine Lösung, die so viele Aufgaben für mich so bequem wie möglich regelt, und wo die Sicherheit auf lange Zeit gewährleistet ist, sodass ich nicht befürchten muss, Opfer eines Datenlecks zu werden. Dazu möchte ich immer noch nicht überall eindeutig identifiziert werden. So wie ich im analogen Leben auch das Recht habe, mich im öffentlichen Raum anonym und frei bewegen zu dürfen.

Alles nicht so einfach mit den vielen Lösungsmöglichkeiten. Aber für die Akzeptanz und für unsere Zukunft ist es wichtig, all diese Kriterien für einen langfristigen Betrieb geklärt zu haben.

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