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Websites und -Anwendungen stressfrei umziehen: Hosting-Umzug leicht gemacht

„Never change a running system“, heißt es oft. Doch irgendwann ist es dennoch soweit: Man muss seinen Hosting-Provider wechseln. Worauf man dabei achten sollte und welche Tools hilfreich sind.

Von Diego Wyllie
7 Min. Lesezeit
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(Bild: Photocase / CL)

Im Hosting-Geschäft ist der so genannte Lock-in-Effekt stark ausgeprägt – die Situation, in der ein Unternehmen derart von einem Anbieter abhängig ist, dass ein Wechsel unmöglich erscheint, weil er zu aufwendig, kostspielig oder riskant wäre. Wer möchte schon freiwillig von vorn anfangen, nachdem er monate- oder jahrelang an der optimalen Konfiguration der Server-Infrastruktur gearbeitet hat? Web- und Anwendungsserver, Datenbanksysteme, Domain- und DNS-Einstellungen, SSL-Zertifikate, individuelle SEO-Optimierungen – die Bereitstellung und Instandhaltung moderner Server-Infrastrukturen wird immer komplexer. Ein Hoster-Wechsel kann zu einer echten Herausforderung werden.

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Die Gründe für einen Wechsel seines Hosting-Anbieters können vielfältig sein. Kostenfaktoren spielen immer eine Rolle, insbesondere in der Cloud, wo ein immer härterer Preiskampf herrscht. Schlechte Erfahrungen mit dem Support des aktuellen Providers können auch ausschlaggebend sein. Dass der Cloud-Riese Amazon im Oktober 2014 sein erstes Rechenzentrum in Deutschland eröffnete, dürfte auch einige Unternehmen dazu bewegt haben, ihre Websites und Anwendungen zu Amazon Web Services zu migrieren.

Ohne Planung geht nichts

Egal aus welchen Gründen man sich letztlich für den Umzug seiner Unternehmenswebsite, eines Onlineshops oder einer kritischen Business-Anwendung entscheidet: Es gibt einige Punkte, die es in jedem Szenario zu beachten gilt. Für den Start ist es wichtig, den Änderungsbedarf genau zu definieren. Möchte man den Provider wechseln oder nur den Server? Soll die bestehende Domain auch umziehen? Werden SSL-Zertifikate oder ein CDN (Content Delivery Network) verwendet, die beim Umzug angepasst werden müssen?

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Sobald Klarheit über die technischen Anforderungen herrscht, empfiehlt sich eine möglichst detaillierte Planung des kompletten Migrationsprozesses. Dazu lässt sich das Projekt in drei grobe Phasen unterteilen: Vorbereitung, Durchführung und Kontrolle. Da die vielen einzelnen Aufgaben meist in einer bestimmten Reihenfolge durchzuführen sind, beschreibt man das Vorgehen am besten in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung. Damit ist der gesamte Prozess bei Bedarf mehrmals durchführbür, zum Beispiel, um Tests in verschiedenen Umgebungen durchzuführen.

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Eigene Ziele festlegen

Ob sich der Aufwand einer Testmigration lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, so zum Beispiel vom Typ oder von der Komplexität des zu migrierenden Systems oder der Anzahl an Usern, die von den anstehenden Wartungsarbeiten betroffen sein werden. Um sich unnötige Arbeit zu ersparen, den Aufwand korrekt einzuschätzen und einen realistischen Terminplan erstellen zu können, sind Unternehmen gut beraten, solche Faktoren zu analysieren und individuelle Ziele festzulegen. Generell wird man bei einem Hoster-Wechsel sicherstellen wollen, dass zum Beispiel keine Daten verlorengehen oder Inkonsistenzen entstehen, dass die Suchmaschinenoptimierung dabei nicht leidet, dass keine neuen Bugs auftauchen, dass sämtliche Seiten korrekt verlinkt sind oder, dass der Umzug für den Enduser völlig transparent abläuft.

Homepage umziehen

Wer den gesamten Prozess genau geplant und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung erstellt hat, für den wird der Umzug einer Standard-Unternehmenswebsite nicht kompliziert. Ein anstehender Website-Umzug stellt immer einen Einschnitt dar und ist der beste Zeitpunkt, um etwa wichtige Updates einzuspielen oder „Nice-to-have“-Funktionen, die immer wieder verschoben wurden, endlich zu implementieren. Ebenfalls sinnvoll können Verbesserungen und Optimierungsarbeiten in Bereichen wie SEO, Usability, Content-Management oder Responsive Design sein. Deshalb empfiehlt es sich, zum Start der Migration die Website genau unter die Lupe zu nehmen und auf ihr Optimierungspotenzial hin zu untersuchen.

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Um die Seite dann migrieren zu können, steht anschließend ein vollständiges Backup aller Softwarekomponenten auf dem Plan. Beim Einsatz eines CMS wie WordPress oder Joomla gehört dazu sowohl die Absicherung sämtlicher Ordner und Dateien des Backend- und Frontend-Systems als auch ein vollständiges Datenbank-Backup. Zur Vorbereitung des Umzugs auf den neuen Server ist es erforderlich, den Webspace und das Datenbanksystem beim neuen Anbieter einzurichten. Bevor man diese Services in Anspruch nimmt, sollte man prüfen, ob die Software-Umgebung des neuen Webservers wie Datenbank-Technologie, unterstützte Programmiersprachen oder Server-Management mit der zuvor eingesetzten kompatibel ist.

Effiziente Datenmigration mit Mover und MySQLDumper

Ordner und Dateien vom alten Server zum Neuen lassen sich mittels FTP oder SSH auf einfache Weise übertragen. Es gibt aber auch einige moderne Cloud-Dienste, die dabei wertvolle Dienste leisten können. Hierzu zählt zum Beispiel Mover aus Kanada. Anstatt die Dateien vom alten Server auf den lokalen Rechner herunterzuladen, um sie anschließend per FTP auf den neuen Server zu kopieren, erledigt hier nach Eingabe der Zugangsdaten beider FTP-Server das Programm den Datentransfer voll automatisch. Man muss also nicht mehr stundenlang warten, bis der Datei-Upload endlich fertig ist und kann seinen Rechner sogar ausschalten, während die Dateien in der Cloud von A nach B migriert werden.

Was die Erstellung eines Datenbank-Backups angeht, bieten die meisten Datenbank-Clients, etwa der populäre PHPMyAdmin für MySQL, entsprechende Werkzeuge an, die einen kompletten Dump einer Datenbank erstellen können. Außerdem steht zudem der quelloffene MySQLDumper als ein nützliches Tool zur Verfügung, das sich in der Praxis erfolgreich bewährt hat.

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Registrarwechsel

Wer seine Domain beibehalten möchte und diese beim alten Provider registriert hat, muss sie transferieren. Die Mehrzahl der Top-Level-Domains (.de oder .com) lassen sich innerhalb kurzer Zeit automatisiert übertragen. Zunächst muss man dafür bei seinem jetzigen Provider die Domain kündigen und einen Autorisierungscode (häufig „Auth-Code“ oder „Auth-Info“ gennant) anfordern. Diesen muss man dann bei der Bestellung des neuen Webspace angeben. Bei einigen Domains gelten für den Transfer allerdings spezielle Bedingungen. Hosting-Anbieter wie 1&1, Strato und Co. stellen entsprechende Anleitungen und Hinweise auf ihren Websites zur Verfügung, die man berücksichtigen sollte. Für den Fall, dass die Domain nicht transferiert werden muss, sind lediglich die entsprechenden DNS-Einstellungen zu bearbeiten, damit die Domain mit dem neuen Server verlinkt wird.

E-Mails umziehen

Beim Umzug von E-Mail-Postfächern wird die Sache etwas komplizierter. Um E-Mails vom bisherigen Provider auf einen IMAP-Server beim neuen Anbieter zu migrieren, eignen sich zunächst übliche E-Mail-Clients wie Thunderbird, Microsoft Outlook oder Apple Mail. Per Drag-and-drop lassen sich hier einfach die alten Nachrichten in den Posteingang des neuen IMAP-Kontos kopieren. Wer seine E-Mails auf einen POP3-Server umziehen möchte, kann auf einen so genannten Sammeldienst zurückgreifen, den viele Provider anbieten. Der Nutzer gibt hier beim neuen Hoster die E-Mail-Adresse und die Login-Daten des alten Anbieters ein und die dort abgelegten Nachrichten werden automatisch abgeholt.

Softwarelösungen wie MailStore Server sind nicht nur aus Sicherheitsaspekten praktisch, sondern können auch beim Migrieren von E-Mail-Konten hilfreich sein. (Bild: Screenshot)

Für Unternehmen, die viele E-Mail-Konten migrieren müssen, lohnen sich spezielle Online-Tools wie Audriga. Mit diesem webbasierten E-Mail-Umzugsdienst aus Karlsruhe können Unternehmen ihre bestehenden Nachrichten und Ordner zum neuen Anbieter einfach mitnehmen. Der Service unterstützt auch die Migration von Groupware-Lösungen wie Microsoft Exchange, Office 365, Open-Xchange oder Google Apps. Dadurch lassen sich neben E-Mails auch Kontakte, Kalendereinträge, Aufgaben und Notizen auf einfache und schnelle Weise migrieren. E-Mail-Archivierungsprogramme wie MailStore können hier ebenfalls praktisch sein.

Provider übernehmen den Umzug

Unternehmen, die sich keine Gedanken um den Umzug ihrer E-Mails oder ihrer Website machen möchten, können auf Umzugsservices zurückgreifen, die viele Hosting-Provider anbieten. Mit dem Umzugsservice Plus des Hosting-Spezialisten Mittwald geht der Umzug von Website, Hauptdomain und E-Mail ohne viel Aufwand über die Bühne. Der Hoster benötigt lediglich die entsprechenden Zugangsdaten und übernimmt dann den kompletten Umzug. Auch der Hosting-Provider DM Solutions bietet einen ähnlichen Service. Einfache Websites (bis zu 700 Megabyte groß) ziehen kostenlos um, komplexere Systeme und E-Mail-Konten kosten Aufpreis.

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Bequem: Der Hoster Mittwald übenimmt mit seinem Umzugsservice Plus den kompletten Umzug von Website, Domain und E-Mail-Konten. (Bild: Screenshot)

Kritische Business-Anwendungen migrieren

Für Systemadministratoren ist der Umzug einer Business-Anwendung ein kritischer Moment. Denn bei Unternehmensanwendungen werden Performance und Verfügbarkeit groß geschrieben, Endanwender sollen von der Migration möglichst nichts bemerken. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. In der Praxis lauern beim Umzug komplexer Web-Anwendungen etliche Gefahren. Je komplexer die Anwendungsinfrastruktur ist, umso schwieriger gestaltet sich der Wechsel. Wenn man mehrere Server-Instanzen hinter einem Load Balancer betreibt und die Datenbank über mehrere Maschinen repliziert ist, ist der Umzug selbstverständlich aufwändiger als bei einer einfachen Anwendung, die auf einem einzigen Server läuft.

Wer seine Datenbankanwendungen für die Migration nicht stoppen will, kann mit Percona XtraBackup Backups im laufenden Betrieb durchführen. (Bild: Screenshot)

Besonders kritisch ist dabei die Datenbankmigration. Die Absicherung einer Datenbank kann je nach Größe und verfügbaren Serverkapazitäten ein paar Minuten bis zu mehrere Stunden dauern. Um Fehler, Dateninkonsistenzen und Performance-Einbußen zu vermeiden, ist es während eines Backup-Prozesses am einfachsten, die Anwendung zu unterbrechen und keine Datenbanktransaktionen durchzuführen. Doch gerade bei geschäftskritischen Anwendungen geht das manchmal nicht. Abhilfe versprechen dann spezielle Datenbank-Tools wie Percona XtraBackup. Das Open-Source-Programm, das von namhaften Softwareherstellern wie Facebook eingesetzt wird, arbeitet unter Linux und ermöglicht „Hot Backups“ von MySQL-basierten Datenbanksystemen – es erstellt also einen Snapshot der Datenbank im laufenden Betrieb, ohne die Anwendung zu unterbrechen.

Wie gut man einen Hosting-Umzug auch plant: Bei einem Hoster-Wechsel sind Ausfallzeiten nur schwer zu vermeiden. Deswegen gilt es, diese auf ein Minimum zu reduzieren. Darüber hinaus sollten Unternehmen die Endanwender rechtzeitig über die anstehenden Wartungsarbeiten informieren und am besten ein genaues Zeitfenster angeben, in dem das System nicht erreichbar sein wird. Wartungsarbeiten finden idealerweise dann statt, wenn möglichst wenige User aktiv sind – Web-Analyse-Tools wie Google Analytics können dabei helfen, den optimalen Zeitpunkt zu ermitteln. Nach wie vor sind Wartungsarbeiten am Wochenende bei Cloud-Anbietern keine Seltenheit.

Fazit

Wie jeder Umzug im realen Leben ist auch ein Server-Umzug immer mit einem gewissen Stress verbunden. Für einen optimalen, das heißt möglichst reibungslosen und stressfreien Hoster-Wechsel sind zunächst eine sorgfältige Planung und eine gute Vorbereitung entscheidend. Je komplexer das zu migrierende System ist, desto sinnvoller ist die Erstellung einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, in der man alle zu erledigenden Aufgaben in der richtigen Reihenfolge spezifiziert. Wer am Ende des Umzugsprojekts keine böse Überraschungen – etwa Bugs, falsche Verlinkungen, Ranking-Verlust in den Suchmaschinen oder Performanceeinbußen – erleben möchte, sollte vor allem eins tun: Testen, testen, testen. Und das gilt nicht nur vor dem Launch des neuen Servers, sondern auch danach. Gerade in den ersten Tagen nach dem Umzug empfiehlt es sich also, das System genau unter die Lupe zu nehmen, um mögliche Fehler und Probleme zu entdecken, bevor die Anwender es tun.

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In diesem Zusammenhang auch interessant: unser WordPress-Hosting-Vergleich.

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Jens_von_chocoBRAIN

Danke für die Zusammenfassung. Wenn es sich nicht um eine Website mit viel Individualprogrammierung handelt, kann man eine Ausfallzeit auch komplett verhindern und einen SEO-Verlust fast gänzlich vermeiden oder das SEO sogar verbessern. Hierbei erstellt man die Website auf Basis einer Marketing-Plattform, die bereits die technischen und funktionalen SEO-Punkte berücksichtigt und kontinuierlich optimiert. „Erstellen“ bedeutet hierbei primär Texte, Bilder, Videos einpflegen und Einstellungen vornehmen. Die Website kann so im Vorfeld komplett auch mit 301-Linkweiterleitungen getestet werden, damit z.B. das eigene SEO erhalten bleibt. Sobald der Test erfolgreich ist, muss lediglich noch für die eigene Domain ein Eintrag vorgenommen werden, der die neue Website unter der eigenen Webadresse anzeigt. Dadurch kann man keinerlei Ausfallzeiten und ggf sogar ein höheres SEO als zuvor erreichen.

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