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Trendreport

Mechanische Tastaturen: Vom perfekten Sound und dem idealen Tippgefühl

Wir verbringen viel Zeit vor Tastaturen, die meist grau und langweilig sind. Das muss nicht sein. Immer mehr Menschen – auch unser Autor – verwirklichen sich mit bunten Eigenkreationen und den verrücktesten Layouts.

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Wir verbringen viel Zeit vor Tastaturen, die meist grau und langweilig sind. Das muss nicht sein. Immer mehr Menschen – auch unser Autor – verwirklichen sich mit bunten Eigenkreationen und den verrücktesten Layouts. (Abbildung: Capix Denan)

Dieser Text ist im Grunde eine Warnung. Eine Warnung vor Kaninchen­bauten, davor, viel zu viel Geld für Plastik und Aluminium auszugeben – und vor dem Irrglauben, dass es immer noch besser geht. Aber fangen wir mit den Kaninchen an. Das soziale Netzwerk Reddit ist voller Rabbit-Holes. Die aus „Alice im Wunderland“ bekannten Löcher, in die man reinstolpert und aus denen man nie wieder auftaucht. Ein Rabbit-­Hole, in das ich vor zwei Jahren getreten bin, ist der Subreddit „Mechanicalkeyboard“.

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Ein Forum, in dem sich Gleichgesinnte über Switches, Keycaps, Layouts und Plates austauschen. Die Menschen in dieser Gruppe eint die Liebe zu einer in unserer schnelllebigen Zeit fast altertümlichen Technik: der mechanischen Computertastatur und dem Bau eigener, teils verrückter Varianten.

Der Namenszusatz „mechanisch“ gibt schon einen ­Hinweis ­darauf, wie alt die Technik dahinter ist. Schon der erste ­funktionsfähige ­Digitalrechner Z3 von Konrad Zuse verfügte in den 1940er-Jahren über eine Tastatur als Eingabegerät – damals noch aus ­mechanischen Schreibmaschinentasten und lange vor der Erfindung der Computermaus.

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Als in den 1980er-Jahren dann der Siegeszug der ­Heimcomputer begann, tauchten die damals meist grauen oder ­beigen Kästen in immer mehr Privathaushalten und Büros auf. Und auch in Zeiten von Smartphones und Touch-Displays sind sie noch immer nicht aus dem Alltag wegzudenken.

Inzwischen haben sie sich zwar technisch weiter­entwickelt, sind digital und dadurch ­dünner, leichter und ­häufig kabellos, aber in der Regel noch immer grau, schwarz oder weiß. Die Welt der mechanischen Tastaturen ist hingegen voller Farben, wilder Materialien, LED-Beleuchtung und der Frage nach dem richtigen Sound und Tippgefühl.

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So sieht das „Endgame“ unseres Autors momentan aus. Eine 30 Jahre alte Tastatur, die komplett neu verlötet wird. Man sieht es noch nicht, aber das wird eine Schönheit! (Abbildung: Caspar von Allwörden)

Besonders Gamer:innen schwören auf mechanische Tastaturen, da diese sehr langlebig und robust sind. Außerdem bieten sie einen klar erkennbaren Aktivierungspunkt und auch bei mehreren gleichzeitig gedrückten Tasten kommt es nicht zu Fehlein­gaben, was bei Spielen hilfreich sein kann.

Aber auch für Vielschreiber:innen ist eine solche Tastatur oft eine gute Alternative, auf der man sich weniger oft vertippt und durch die größere Bauart auch ergonomischer schreibt. Der wohl größte Vorteil liegt allerdings in der einfachen Technik, die viele Anpassungen und auch komplette Eigenbauten ermöglicht.

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Der Youtuber Taeha betreibt einen Kanal, der sich ausschließlich mit mechanischen Tastaturen beschäftigt und inzwischen eine ­halbe Million Abonnent:innen vorweisen kann. Er baut in seinen Videos ­Tastaturen für sich selbst, nimmt aber auch Aufträge anderer bekannter Youtuber:innen entgegen und baut ­Tastaturkreationen für sie.

Auf die Frage, warum er sich mit dieser Technik beschäftigt, beschreibt er in einem seiner Videos, dass Tastaturen zwar ein Tool seien, um alltägliche Dinge zu erledigen, und günstige Modelle könnten diese Arbeit genauso gut erledigen wie eine teure Tastatur. Aber gerade weil man so viel Zeit vor dem Computer verbringt, sei es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen.

Und es stimmt schon, dieser Text wird nicht besser dadurch, dass er auf einer mechanischen Tastatur entstanden ist, aber das eigentliche Schreiben war sehr viel angenehmer und ging leichter von der Hand.

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Individuell, individueller, mechanische Tastatur

Eine Tastatur besteht zunächst einmal – wenig überraschend – aus Tasten. Die sind aber neben dem Gehäuse, das alles zusammenhält, der wichtigste Teil des Designs und der Markt an verschiedenen Tasten­kappen, auf Englisch Keycaps, ist riesig. Es gibt sie nicht nur in den verschiedensten Farben, sondern auch mit den verschiedensten Schriftzeichen und aus unterschiedlichen Kunststoffarten.

Wie wäre es mit einer Escape-Taste, die aussieht wie ein Pokémon? Oder Tasten, die komplett ohne Beschriftung auskommen? Das Internet bietet fast alles und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Von schlichtem Beige alter Computer über Tastaturen in den Farben von Star-Wars-Charakteren bis hin zu Tastenkappen aus Beton.

Oder darf es Hello-Kitty mit pinker Neonbeleuchtung sein? Selbst Tastaturen mit elbischen Buchstaben sind kein Problem. Sollte es etwas nicht geben, finden sich vielleicht genug Gleichgesinnte für eine Sammelbestellung.

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Denn während es viele Sets direkt in Onlineshops zu bestellen gibt, sind andere nur in sogenannten Groupbuys verfügbar. ­Hierbei stellt ein:e Designer:in ihren Entwurf in der ­Tastatur-Community vor und sammelt Vorbestellungen ein. Kommen genug Menschen zusammen, werden die Keycaps im Anschluss produziert.

Der Vorteil: So sind auch kleinere Serien und speziellere Designs möglich. Der Nachteil: Die Keycaps sind nur während dieser Bestellphase verfügbar und die Produktion der Tasten dauert gerne mal ein Jahr oder länger.

Wer jetzt loszieht und sich neue Tastenkappen kaufen möchte, sollte noch zwei ganz wichtige Dinge beachten. Zum einen sollten die Kappen unbedingt zu den Switches passen, die unter den ­Tasten sitzen, dazu gleich mehr. Zum anderen sollte man darauf achten, dass das Layout auch zu einer deutschen Tastatur passt.

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Leider ist es Händler:innen in Amerika oder Asien meist ziemlich egal, dass wir in der deutschen Sprache gerne Sonderzeichen wie ü, ä oder ß und eine sogenannte ISO-Entertaste nutzen – sie bieten diese Tasten nicht an. Das schränkt die Auswahl ein.

Der wichtigste Bestandteil kommt meist aus Deutschland

Unter den Keycaps sitzen die Switches, das eigentliche Herzstück der Tastatur. Im Grunde handelt es sich dabei um einfache Schalter, die, sobald man sie drückt, einen Stromkreis schließen und so dem Computer die Eingabe signalisieren. Da diese Schalter aber ganz entscheidend für das Tippgefühl und auch für den Sound ­einer Tastatur sind, gibt es auch hier eine riesige Auswahl der verschiedensten Hersteller.

Die wohl bekanntesten und am weitesten verbreiteten Schalter sind die MX-Switches von Cherry. Das ursprünglich ­US-amerikanische, inzwischen aber deutsche Unternehmen hat seinen Firmensitz in ­München und bietet Schalter in verschiedenen Ausführungen an. Zum Beispiel in einer Variante mit sogenanntem taktilem Feedback.

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Diese ­Switches geben beim Auslösen ein Klicken von sich. Bei ­Gamer:innen beliebt, in Großraumbüros eher weniger gern gesehen. Wer es sich mit den Kolleg:innen nicht verscherzen will, sollte lieber zu Silent ­Switches greifen.

Die Schalter selbst sind entweder auf einer Platine fest verlötet oder werden hineingesteckt und sind dann auch nachträglich austauschbar. „Swappable“ nennen das die Tastaturnerds. Die Platine entscheidet dann auch darüber, wie die Tastatur mit dem ­Computer verbunden wird, also ob ein Kabel oder Bluetooth zum Einsatz kommt. Wer noch mehr Herausforderung sucht, verdrahtet die Switches selbst und verzichtet auf eine Platine.

Ein ziemlich teurer Spaß

Aber keine Angst, wer kein:e Meister:in am Lötkolben ist und sich nicht erst wochenlang in Foren vergraben möchte, um alle ­passenden Teile zusammenzusuchen, kann auch komplette Bausätze bestellen und sie dann zu Hause zusammenstecken. Oder zu einer fertigen Tastatur greifen und nur noch die Tastenkappen austauschen.

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Ein Anbieter ist zum Beispiel die in Frankreich und Hongkong angesiedelte Firma ­Keychron. Sie bietet fertige Tastaturen mit verschiedenen ­Switches und Keycaps an, aber auch Custom-Keyboards. Da wählen die Kund:innen zwischen verschiedenen Gehäusen und Schaltern und ob die Tastatur schon zusammengebaut ankommen soll, oder ob sie selbst noch Hand anlegen möchten.

Bei einfachen Tastaturen hört die Kreativität aber nicht auf. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Drehknopf, über den die Lautstärke am Computer eingestellt werden kann? Oder einem Touch-Display? Oder ist Holz nicht ein schönes Material für ein Gehäuse? Und könnte das Tippgefühl mit anderen Switches nicht vielleicht noch angenehmer sein?

Egal, wie gut eine Tastatur geworden ist, es gibt fast immer etwas zu verbessern oder auszuprobieren. Das Ziel vieler Bastler:innen ist es, die Tastatur zu finden, die aus dem besten Material besteht, den perfekten Sound und das ideale Tippgefühl hat. Wer das hinbekommt, hat die sogenannte Endgame-Tastatur gefunden.

Ich plane als ­Endgame ­übrigens, in den Wintermonaten eine mechanische Apple-­Tastatur aus den 1990er-Jahren technisch zu überholen und umzubauen. Das Tippgefühl dieser 30 Jahre alten Tastatur ist immer noch unübertroffen, sie ist aber ziemlich in die Jahre gekommen.

Günstig ist das Hobby der mechanischen Tastaturen leider nicht. Ich habe vor über einem Jahr an einer Gruppenbestellung für Tasten teilgenommen und das sogenannte KAM-Super­user-Set bestellt: Also für rund 100 kleine Plastikstücke mehr als 150 Euro bezahlt, was fast schon auf Lego-Niveau ist. Aber hey, dafür sind die Tasten jetzt im Farbton eines alten DOS-Terminals – sollten sie jemals bei mir ankommen.

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Susseralsdu

man merkt, wie ihr euch absolut beschissen informiert habt

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