29-Euro-Ticket in Berlin kommt – und sorgt für Diskussionen
Das Berliner 29-Euro-Ticket kommt. Am Donnerstag, den 15. September hat der Aufsichtsrat des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) grünes Licht gegeben. Der Beschluss fiel in einer Dringlichkeitssitzung des VBB.
Laut Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) kam die Entscheidung einstimmig zu Stande. Einen formellen Beschluss gibt es noch nicht. Das schriftliche Verfahren soll aber zeitnah eingeleitet werden.
Das Ticket soll von Oktober bis Dezember dieses Jahr für den zentralen Berliner Tarifbereich AB gelten. Es handelt sich um den Nachfolger des bundesweiten 9-Euro-Tickets, das von Juni bis August verfügbar war.
Einspruch von Brandenburger Landrat zurückgezogen
Die Berliner Lösung soll als Übergang dienen, bis sich der Bund auf einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket geeinigt hat. Schon am Donnerstagmorgen konnte die regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) eine wichtige Hürde aus dem Weg räumen.
Der Brandenburger Landrat Gernot Schmidt, ebenfalls von der SPD, hatte seinen Einspruch gegen die Sitzung nach einem Telefonat mit seiner Parteigenossin zurückgezogen. Schmidt hatte sein Veto eingelegt, da ihm die Unterlagen zu spät zugestellt worden sein sollen.
Wer profitiert vom 29-Euro-Ticket – und wer nicht?
Anders als beim 9-Euro-Ticket kann den Berliner Nachfolger nicht jeder einfach monatlich kaufen. Das 29-Euro-Ticket gilt nur für Abonnenten des Tarifbereichs AB. Auch wer ein neues Abo abschließt, zahlt den günstigeren Preis. Zum 31. Dezember gibt es für Neukunden ein Sonderkündigungsrecht.
Inhaber eines Tickets außerhalb des innerstädtischen AB-Tarifs gehen leer aus. Dies betrifft Abonnenten der ABC- und BC Tickets. Deren Geltungsbereich liegt nicht nur in Berlin, sondern auch in Brandenburg.
Die bereits verbilligten VBB-Monatskarten für Azubis und das VBB-Abo 65plus für Rentner sind ebenfalls von der 29-Euro-Lösung ausgenommen. Der Anteil des AB-Tarifs an diesen Abos beträgt ohnehin schon unter 29 Euro.
Kritische Stimmen aus der Politik
Brandenburg hatte sich in Sachen 29-Euro-Ticket bis zuletzt quer gestellt und den Alleingang des Nachbarn kritisiert. Der brandenburgische CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Redmann bezeichnete die Berliner Pläne gegenüber dem rbb24 Inforadio als Geldverschwendung und Wahlkampfgeschenk.
Kritik kam auch aus der Opposition im Berliner Senat. Laut der FDP entlaste das Ticket nicht zielgerecht genug und lenke von „anderen Baustellen beim ÖPNV“ ab, so Sibylle Meister, haushaltspolitische Sprecherin der FDP.
Auch innerhalb der rot-grün-roten Koalition gibt es Widerspruch. Für den Haushaltsexperte Steffen Zillich (Linke) ergebe der Kompromiss ein „schiefes Bild bei der Frage, wer entlastet wird“. Er forderte, dass Besitzer von Sozialtickets auch weiterhin entlastet werden müssen.