468 Capital plant Spac: Venture-Capital-Investment mit einigen Unbekannten

Mit Spacs an die Börse? Capital 468 glaubt an die Idee. (Foto: Deutsche Börse)
Mit Alexander Kudlich und Ludwig Ensthaler (Rocket-Internet-Investoren) sowie Florian Leibert (Mesosphere-Gründer) stehen drei in der Startup-Szene bekannte Köpfe hinter dem Unternehmen. Das plant in Frankfurt den zweiten deutschen Spac-Börsengang – also eine Gesellschaft, die in bestimmte Unternehmen investiert, um diese zügig an die Börse zu bringen. Bekannt ist, dass der IPO 300 Millionen Euro schwer sein soll und dass man ein vielversprechendes Unternehmen aus den Bereichen künstliche Intelligenz, Software (-as-a-Service) oder Eigenmarken sucht. Wie Florian Leibert gegenüber dem Handelsblatt erklärt, umfasse das neben künstlicher Intelligenz auch Deep-Learning oder Open-Souce-Companies. Klar wird anhand der bisherigen Investments von 468 Capital aber, dass die Venture-Capital-Spezialisten vor allem ein Auge auf B2B- und Deep-Tech-Unternehmen haben, den eher erklärungsbedürftigen Sektor der Startup-Szene.
Obwohl vieles sehr buzzword- und trendgetrieben wirkt, ist der Trend um die Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) durchaus eine interessante Form der Startup-Finanzierung, die wir in Deutschland bisher noch selten sehen. Gerade im B2B-Bereich ist es nach den Worten von jungen Unternehmen ungleich schwieriger, Kapitalgeber zu finden, die nicht nur auf eine Idee vertrauen, sondern die Technologie dahinter auch ausreichend verstehen und zugleich das passende Geld mit sich bringen. Die Spacs, wie sie 468 Capital plant, könnten hier eine Lücke schließen.
Kritik an Spacs: Blackbox-Charakter der Investments
In den USA dagegen sind die Spacs inzwischen auch ein Fall für die Börsenaufsicht SEC, die mal etwas genauer hinschaut und den Initiatoren zunehmend unbequeme Fragen stellt. Dort haben große Namen wie Basketball-Star Shaquille O’Neal und der Rapper Jay-Z für großen Wirbel um die Firmenhüllen gesorgt. Doch die Börsenaufsicht warnt, dass die Investoren trotz großer prominenter Namen darauf schauen sollten, was hinter dem neuen Trend steckt. Und das ist angesichts der Tatsache, dass ein Unternehmen ja erst gesucht wird, eigentlich kaum möglich; stattdessen vertrauen Anleger darauf, dass angesichts des Black-Box-Charakters andere entsprechend prüfen.
Gleichzeitig sind Kudlich, Ensthaler und Leibert, die drei Köpfe hinter 468 Capital, aber auch erfahrene Investoren, die entweder im Rocket-Internet-Umfeld einige Startups gekauft und ausgebaut haben (und somit über ausreichend Bewertungsexpertise weit abseits der Tiefe von TV-Formaten verfügen dürften), beziehungsweise im Fall von Leibert mit Mesosphere selbst ein Softwareunternehmen geführt haben.
Was sind Spacs? Das steckt hinter dem neuen Investment-Hype
Attraktiv sind Spacs aber vor allem für die Initiatoren, die innerhalb von 24 Monaten eine geeignete Firma finden müssen, diese bewerten und erwerben. Dafür erhalten sie in der Regel einen Anteil von 20 Prozent – sodass sich der Deal für sie deutlich schneller rechnet als für die eigentlichen Investoren, die über Aktien und Optionen investiert sind. Kommt ein solcher Deal nicht im vorgegebenen Zeitraum zustande, etwa weil die Initiatoren kein geeignetes Unternehmen finden, wird das Konstrukt wieder aufgelöst. Da dann aber Negativzinsen ausgeglichen werden müssten und die Initiatoren leer ausgehen, werden sich diese im Zweifelsfall darum bemühen, dass in ein Unternehmen investiert wird. Noch ist diese neue Form der Firmenmäntel gerade in Deutschland allerdings nicht so verbreitet wie in den USA und in den Niederlanden, was das Investieren durchaus attraktiv erscheinen lässt.