
Obwohl 5G im Kommen ist, ist fast die Hälfte aller aktiven Smartphone-Nutzer noch mit 3G unterwegs. (Foto: Shutterstock)
Es klingt dramatisch, was der 2019er Jahresbericht (PDF-Download) der Bundesnetzagentur offenbart. In fast 48 Millionen Smartphones arbeiten Ende des Jahres 2019 immer noch SIM-Karten, die kein LTE unterstützen. Das repräsentiert immerhin einen Anteil von 45 Prozent der aktiv genutzten Geräte.
Dabei hat die Netzagentur die Definition eingeführt, dass eine aktiv genutzte SIM nur dann eine aktiv genutzte SIM ist, wenn darüber in den letzten drei Monaten kommuniziert oder dazu eine Rechnung gestellt wurde. Die Gesamtzahl der SIM-Karten in der Bevölkerung dürfte deutlich höher liegen.
Dieser hohe Anteil nicht LTE-fähiger SIM-Karten hat potenziell nachteilige Effekte. Wenn nämlich das Mobilfunknetz der dritten Generation (3G) durch die Telekom, Vodafone und die Telefonica abgeschaltet wird, würden deren Nutzer nur noch mit maximal Edge-Geschwindigkeit (220 kbit/s) oder GPRS (53,6 kbit/s) surfen können. Die 3G-Technologien UMTS, HSDPA, HSPA und DC-HSPA ermöglichen wenigstens Übertragungsraten von bis zu 42,2 Mbit/s.
3G-Abschaltung wird spätestens in zwei Jahren erfolgen
Nun ist die Abschaltung der 3G-Netze nicht etwa eine ferne Bedrohung, über die nur spekuliert werden könnte. Erst am Donnerstag hat Guido Weißbrich, Bereichsleiter Netzplanung bei Vodafone, bestätigt, das 3G-Netz spätestens im Sommer 2021 durch Umwidmung des dritten und letzten bislang für UMTS genutzten Frequenz-Blocks zu LTE und 5G abschalten zu wollen.
Auch die Telekom kündigt das nahende Ende des eigenen 3G-Netzes deutlich an. So findet sich in den AGB des Kommunikationskonzerns nur eine garantierte 3G-Verfügbarkeit bis Ende 2020. Das werde man zwar so strikt nicht umsetzen, verlautet es aus dem Hause Telekom. Aber spätestens bis Ende 2021 wolle man das „bisher für 3G verwendete Frequenzspektrum dann komplett für die leistungsfähigeren Technologien verwenden und 3G endgültig abschalten“.
Nur die Telefònica, hierzulande besser als O2 bekannt, nennt keinen so engen Zeitplan. Sie will bis 2022 weiterhin 3G im Angebot lassen.
Verzögerungen bei 3G-Abschaltung korrespondieren mit zögerlichem Ausbau neuer Technologien
Die unterschiedlichen Ausstiegszeitpläne haben nicht vornehmlich etwas mit Kundenfreundlichkeit zu tun. Vielmehr hinken die Mobilfunk-Provider seit Jahren beim Netzausbau hinterher. Nach den Erkenntnissen der Bundesnetzagentur betrug die auf die Bevölkerung bezogene LTE-Netzabdeckung Ende 2019 98,1 Prozent bei der Deutschen Telekom AG, 98,6 Prozent bei Vodafone und 92,2 Prozent bei der Telefónica.
Bezogen auf Haushalte betrug Mitte 2019 die LTE-Gesamtverfügbarkeit laut dem Breitbandatlas der Bundesregierung 97,7 Prozent. Im städtischen Raum lag die LTE-Abdeckung bei 99,7 Prozent, im halbstädtischen bei 96,7 Prozent und im ländlichen Raum bei 89,7 Prozent.
Es gibt also noch einiges zu tun für die Mobilfunk-Riesen. Insofern verwundert es nicht, dass die Telefónica als jener Provider mit dem schwächsten LTE-Ausbau auch die längste Verfügbarkeit seines 3G verspricht.
3G-Abschaltung muss Handy-Nutzer nicht in Sorge versetzen
Spulen wir gedanklich ein oder zwei Jahre nach vorne, werden wir dennoch nur theoretisch Dutzende Millionen Handy-Nutzer durch das Netz schleichen sehen. Schon seit 2014 wird praktisch kein Smartphone mehr verkauft, das nicht LTE-fähig wäre. Auf der Geräteseite werden also nur Smartphones älter als iPhone 5 oder Samsung Galaxy S4 betroffen sein.
Das Problem beschränkt sich damit tatsächlich auf die eingesetzten SIM-Karten, die jedoch jederzeit gegen einen geringen Obolus beim Provider getauscht werden können. Auch die vor einigen Jahren noch üblichen Prepaid-Tarife, bei denen der Provider kein LTE freischaltete, sind seit etwa zwei Jahren weitestgehend vom Markt verschwunden.
Besonders treue Tarifnutzer sollten die bevorstehende 3G-Abschaltung einmal zum Anlass dazu nehmen, die eingesetzte SIM und deren Tarif auf LTE-Tauglichkeit zu prüfen und im Bedarfsfalle umzusteigen.