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Tiktoks Oracle-Deal: Wer profitiert – und wer nicht

Oracle soll Tiktoks Daten in den USA speichern. Der mächtige Vorschlagsalgorithmus bleibt in Peking. Das eigentliche Problem ist somit nicht gelöst.

Von Jan Vollmer
3 Min.
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Wenn Tiktok mit Oracle zusammen arbeitet kann Trump einen „Deal“ verkünden – ohne dass sich viel ändert. Und der Bytedance CEO Zhang Yiming (u.r.) behält seinen wertvollen Vorschlagsalgorithmus. (Grafik: mit dpa)

Sechs Wochen lang verhandelte der chinesische Mutterkonzern Bytedance über die Zukunft seiner Social-Media-App Tiktok in den USA. Donald Trump hatte Anfang August damit gedroht, die App verbieten zu wollen, sollte sie weiterhin Daten von US-Nutzerinnen und Nutzern nach China schicken. Microsoft wollte die US-Sparte des Netzwerks kaufen, galt lange Zeit als großer Favorit. Nur wenige Tage vor der Deadline aber wurde das Angebot abgeschmettert – und Oracle, der 90er-Jahre-Datenbank-Anbieter hat aller Ansicht nach das Rennen gemacht. Oracle soll künftig die Daten der amerikanischen Nutzer und Nutzerinnen verwalten.

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Sieht man von politisch-protektionistischen Beweggründen Donald Trumps ab, so war die Idee, die Macht von Tiktok einzuschränken, prinzipiell richtig.

Ein Microsoft-Deal hätte die Macht von Bytedance gebrochen

Die Facebook-Skandale der letzten Jahre haben gezeigt, welchen Schaden ein Netzwerk anrichten kann, wenn a) die Daten der Nutzer nicht sicher sind und b) auf dem Netzwerk politische Propaganda betrieben wird. Tiktok hat zwar noch deutlich weniger Nutzer als Facebook, trotzdem sind Datensicherheit und politische Beeinflussung dort mindestens genauso brisant wie auf Facebook. Denn: Facebook ist ein amerikanisches Netzwerk und kann auch nach amerikanischen Gesetzen zur Rechenschaft gezogen werden. Tiktok und seine Mutterfirma Bytedance müssen sich bis jetzt vor allem chinesischen Gesetzen beugen – und damit dem Willen der kommunistischen Partei. Wie bei allen großen chinesischen Tech-Konzernen gibt es auch bei Bytedance ein Büro der chinesischen Kommunistischen Partei – diese interne Parteizelle wird von Zhang Fuping, dem Vizepräsident von Bytedance, geführt.

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Ein Tiktok-Deal mit Microsoft hätte diese Macht gebrochen – denn Microsoft wollte nicht nur die Daten der Nutzer auf den eigenen Servern speichern, Microsoft wollte auch Tiktoks wichtigsten Code kaufen: den Vorschlagsalgorithmus, der bestimmt, welche Nutzer welche Inhalte sehen. „Wir hätten wichtige Änderungen vorgenommen, um sicher zu gehen, dass der Service [Tiktok] die höchsten Standards für Sicherheit, Privatsphäre, und im Kampf gegen Missinformation erfüllt (…). Wir sind gespannt zu sehen, wie der Service sich auf diesem Gebiet verändern wird,“ so Microsoft in einem Statement. „Die implizierte Nachricht ist klar: Wir wollten Tiktok ändern und es tatsächlich sicher machen, und Bytedance hat nein gesagt,“ schrieb der Journalist Russell Brandom dazu auf The Verge.

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Der Microsoft-Deal hätte vor allem für Tiktoks Mutterfirma Bytedance einen hohen Preis gehabt: Sie hätten dabei das Herzstück der Firma, eben jenen Vorschlagsalgorithmus, aus der Hand geben müssen. Eine schwere Entscheidung, vor allem, wenn die Alternative gewesen wäre, dass Tiktok in den USA – seinem wichtigsten Markt, nachdem die App bereits in Indien vom Markt genommen wurde – sonst tatsächlich verboten worden wäre.

Ein Geschäft mit Microsoft scheint auch der chinesischen Regierung nicht gefallen zu haben: Noch im August verabschiedete sie ein Gesetz, demzufolge große Tech-Transfers erst genehmigt werden müssen. Und das wäre im Fall eines Verkaufs an Microsoft wohl nicht der Fall gewesen.

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20.000 Arbeitsplätze in den USA

Aus der Sicht der Mutterfirma Bytedance war es ein genialer Schachzug, stattdessen einen Deal mit Oracle zu machen: Dort ist, wie es derzeit scheint, nicht vorgesehen, dass der wertvolle Empfehlungsalgorithmus die Hände wechselt – er bleibt bei Bytedance in Peking. Obwohl Oracle nur die Nutzerdaten verwalten soll, ist es trotzdem wahrscheinlich, dass Donald Trumps Regierung dem Deal zustimmt: Oracle-Chef Larry Ellison ist ein Kumpel von Trump – er hat für Trump sogar schon Spenden organisiert.

Und auch der US-Präsident selbst könnte den dürftigen Kompromiss als einen seiner „Deals“ verkaufen. Zumal Berichten zufolge damit 20.000 Arbeitsplätze auf amerikanischem Boden geschaffen werden sollen. In Wahlkampfzeiten sind das immer gute Nachrichten.

Bytedance pokert also darauf, dass Trump einem Buddy-Deal zustimmt. Und auch Chinas Regierung dürfte sich über das Ergebnis freuen. Bedeutet es doch, dass auch ein soziales Netzwerk mit engen Beziehungen zur kommunistischen Partei ein weltweiter Hit werden kann.

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Das eigentliche Problem, die Kontrolle über den mächtigen Vorschlagsalgorithmus, der auch für Missinformation genutzt werden könnte, wird dabei nicht adressiert.

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Kommentare (1)

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Thomas Müller

Die geneigten Leser bleiben wieder einmal ratlos zurück:
Welcher „mächtige Vorschlagsalghoritmus“ soll da am Werk sein?
Männer bekommen Frauen mit eng anliegender Kleidung und üppigen Dimensionen angezeigt,
Frauen mit Steroiden vollgepumpte Bodybuilder.
Hin und wieder verirrt sich eine „Know-How“ Video in der Timeline. Letzteres soll das unglaubliche Potential der Plattform aufzeigen – auf dass sich die völlig überbewertete Unternehmensbewertung stützt.
Alle fragen sich was Microsoft oder Oracle damit will – außer sich fianziell verschlucken.
By the way, sollte jemand mal aufklären wie chinesische nutzer mit Ihren Inhalten durch die zensierte Chinawall kommen – dass ist nur denjenigen erlaubt die Systemkonform sind.

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