Onlyfans: Das Netzwerk mit entblößten Influencerinnen
Onlyfans wurde 2016 in London gegründet. Es funktioniert ähnlich wie Instagram oder Facebook. Menschen teilen Inhalte auf einem Profil, dem andere (erwachsene) Nutzer folgen können. Es gibt auch die Möglichkeit, sich privat Nachrichten zu schicken. Der große Unterschied: Man muss zahlen, um mehr von den Inhalten sehen zu können. Die ersten Kosten fallen teilweise schon beim Abonnieren an. Etwa fünf bis 50 US-Dollar können laut Website für ein Monatsabo verlangt werden.
Vieles kostet – je nachdem, was der User oder die Userin wünscht oder sehen will. „All meine Nachrichten sind kostenlos“, schreibt zum Beispiel die Influencerin Mars auf ihrem Account. „Aber falls du Priorität möchtest und willst, dass ich schneller antworte … Nachrichten mit Trinkgeld sind meine Top-Priorität.“ Die Fans können auch Wünsche erfüllen. Manche Creator, wie die Plattform jene Nutzer mit eigenem Profil nennt, veröffentlichen Wunschlisten, etwa von Produkten aus dem Onlinekaufhaus Amazon. Jodie Calussi wünscht sich beispielsweise eine Gucci-Sonnenbrille oder verschiedene Bücher von ihren Fans.
Für Influencer lukrativ
Von den Einnahmen auf der Plattform dürfen die Influencer 80 Prozent behalten, heißt es auf der Website. Die Creator verdienen dabei gar nicht schlecht. Das Model Reno Gold erzählte in einem Interview mit dem Magazin Attitude, dass er die Marke von 100.000 Dollar pro Monat geknackt habe. „Seit Covid habe ich viel erreicht, da die Menschen nicht mehr von Angesicht zu Angesicht interagieren. Im ersten Monat nach Covid war es wahnsinnig, wie viel Geld die Leute und nicht nur ich verdienten.“
Aber wie weit gehen die Influencer bei der Nabelschau? In einem Interview mit dem Jugendformat des Bayerischen Rundfunks Puls-Reportage verriet die Onlyfans-„Creatorin“ Suzie Grime: „Man kann quasi bei mir alles sehen, außer die Muschi.“ Das könne sich allerdings ändern, je nachdem, wie viel ein Follower bereit sei, zu zahlen.
Auch Georgina Fleur richtet sich bei ihren Inhalten gern nach den Wünschen und Anfragen ihrer Fans. In einem Chat schickt sie etwa Fotos mit der Unterschrift: „In Corona-Zeiten bin ich Deine heiße Krankenschwester.“ Sie fühle sich auf dieser Plattform sicher, wenn sie Inhalte teile: „Der Content, den ich hier poste, ist vor unerlaubtem Download geschützt. Onlyfans bietet Schutz vor Anfeindungen und Shitstorms.“ Außerdem könne sie live mit Fans reden und chatten – allerdings nur gegen Geld. Fast 30 Dollar kostet ein Monatsabonnement bei Fleur. Für drei Monate bietet die Influencerin dann fünf Prozent Rabatt an.
Das Besondere ist für Georgina Fleur ganz klar: „Onlyfans gibt jedem die Möglichkeit, mit seinem Content Geld zu verdienen. Früher brauchten Models eine Agentur und Management und mussten einem gewissen Schönheitsideal entsprechen“, so die Reality-TV-Teilnehmerin. „Jedes Model kann seinen Content selbst vermarkten und sich eine Fanbase aufbauen. Unabhängig von Alter, Gewicht, Geschlecht oder Herkunft.“
Verkörpert Onlyfans modernen Feminismus?
Ähnliche Vorteile sehen auch Suzie Grime und Onlyfans-Userin Yma Louisa Nowak. „Für mich ist das moderner Feminismus“, sagte Nowak in einem Interview mit dem Spiegel im März dieses Jahres. „An Sexualität, egal welcher, ist nichts Verwerfliches.“
Auch Madita Oeming, Wissenschaftlerin an der Universität Paderborn, die sich unter anderem mit Pornos beschäftigt, sieht in Onlyfans feministisches Potenzial. „Weil dort Frauen und queere Menschen die Möglichkeit haben, über ihre eigenen Körper zu bestimmen, zu verfügen“, erzählt sie in einem Interview auf Youtube mit Puls-Reportage. „Sie haben sehr große Kontrolle über das, was sie dort machen.“
Das Risiko liege vor allem bei jungen und unsicheren Personen, dass sie die Aufforderungen und Wünsche der Fans unter Druck setzen könnten. „Die Frage, was bin ich wert und was ist mein nackter Körper wert, ist natürlich eine sehr komplex.“ Onlyfans diene jedoch als digitales Geldverdienen für alle, nicht nur für pornografische Inhalte posten, denn „es ist auch offen für alle anderen Inhalte.“
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Nach Recherchen des Spiegel hatten bis vor einiger Zeit rund 4.000 Menschen aus Deutschland einen Bezahlaccount auf Onlyfans. Insgesamt habe die Plattform 24 Millionen registrierte Nutzer. Etwa 500.000 davon würden selbst Inhalte posten. Aktuellere Zahlen gab das Unternehmen auf Anfrage nicht bekannt. dpa
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Wie kann man Bilder vor Download schützen? Von jedem Bildschirminhalt kann man einen Screenshot anfertigen.
Turbokapitalismus lässt grüßen. Ist das dumm und widerlich. Nichts anderes als digitale Prostitution, aber klar, Prostitution wird ja immer schön geredet.
Am frechsten finde ich den Bezug zum Feminismus. Seit wann sollten sich Feministinnen digital prostituieren? Was hat das überhaupt mit Gleichberechtigung zu tun, wenn Frauen sich an notgeilen Typen bereichern? Sie letztlich die Triebe von Menschen gnadenlos ausschlachten, nur weil die Menschen nicht sehr gut im Triebverzicht sind oder nur eine geringe Aufmerksamkeitsökonomie besitzen.
Für mich ist diese Plattform von abscheulichen Menschen für abscheuliche Menschen gestaltet worden. Aber sie ist ein weiterer guter Beweis dafür, dass die menschliche Dummheit unendlich ist.
Liebes T3N Team,
schade, dass der Werbeartikel von Onlyfans so unreflektiert übernommen wird. Onlyfans und alle Creator, die nackte Tatsachen oder Pornografie verkaufen machen sich in Deutschland strafbar. Während sich die wenigen verbliebenen Portale in Deutschland mit geltendem Recht wie „geschlossene Nutzergruppen“ und von der KJM anerkannten Altersverifikationssystemen auseinandersetzen müssen und zusätzliche Kosten in Kauf nehmen, kommt ein Portal wie Onlyfans und verzichtet komplett darauf. Logische Konsequenz: Die Medien feiern das Portal als modernen Feminismus und bewerben somit Zugang zu pornografischem Material für Minderjährige.
Unabhängig wie man zur aktuellen Gesetzeslage steht, ist sie doch für alle bindend – auch für ausländische Unternehmen und erst Recht für inländische AnbieterInnen.
Sehr naiv zu glauben das der Content geschützt sei. 1) Screenshot 2) abfangen auf Datenebene immer möglich. Auch wenn vllt. kein „Rechtsklick“ „Speichern unter“ verfügbar ist -Download geht IMMER. Und wenn es nur ein Screenshot ist. Ekelhaft.
Ich meine das die Plattform Only Fans den Frauen auch die Möglichkeit einräumt selber zu entscheiden wie viel man von sich zeigen möchte. Das ist auch ein Teil von Selbstbestimmung. Bei vielen anderen Portalen wird immer alles vorgeschrieben und da ist von Feminismus keine Spur.