Unverschämtheit: 31 von 33 der größten E-Commerce-Seiten haben Accessibility-Probleme
31 von 33 untersuchten E-Commerce-Websites entsprechen nicht der geforderten mittleren Konformitätsstufe AA der Web Content Accessibility Guidelines WCAG 2.1. Das haben die Usability-Experten des Baymard Institute in einer Untersuchung herausgefunden, auf die sie mehr als 4.400 Arbeitsstunden verwendet hatten.
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Dabei zeigt sich, dass die weitaus meisten Probleme in der Zugänglichkeit von Bildern bestehen. Hier hatten 82 Prozent der untersuchten Shops Probleme. Deutliche 73 Prozent schaffen es nicht, ihre Links zugänglich zu gestalten.
Ebenfalls ein Klassiker: 58 Prozent der untersuchten Websites zeigten Probleme mit der Zugänglichkeit von Formularfeldauszeichnungen. Und auch Platz vier der häufigsten Accessibility-Probleme überrascht Entwickler, die sich schon länger mit dem Thema befassen, nicht. 64 Prozent der Websites haben Probleme mit der Zugänglichkeit bei der Tastaturnavigation.
Zugänglichkeitsmängel lauern stets im Verborgenen
Allen Problemen ist gemein, dass sie sich in Bereichen finden, die nicht beeinträchtigte Zielgruppen nicht als problematisch wahrnehmen. Wenn das Bild keinen Alt-Tag trägt, stört das Sehende nicht, wenn das Formularfeld nicht für Vorlese-Software formatiert ist, stört das Sehende nicht. Gleiches gilt für Links und Navigationseinstellungen. Nach wie vor orientieren sich Entwickler also ganz offenbar an den eigenen sensorischen Fähigkeiten bei der Gestaltung eines Angebots für jedermann.
Mit anderen Worten: Mehr als 20 Jahre nach den ersten Bekenntnissen zur Barrierefreiheit im Web haben die großen Handelsplattformen immer noch unzugängliche Angebote für viele Betroffene. Besonders ernüchternd: Wenn schon die umsatzstärksten E-Commerce-Giganten so wenig für die Barrierefreiheit ihrer Angebote tun, was ist dann bei kleineren Shops mit deutlich geringeren Budgets zu erwarten?
Zugänglichkeit ist keine Raketenwissenschaft
Dabei ist es vergleichsweise einfach, sich auf die Beeinträchtigungen anderer einzulassen, wenn man es nur will. Nehmen wir etwa Nutzende mit Sehbehinderungen. Hier könnten Personen mit leichten bis mittelschweren Beeinträchtigungen vielleicht schon mit der eingebauten Zoomfunktion und höheren Kontrasten auf den Inhalt der Website zugreifen können. Personen mit schwereren Sehbehinderungen benötigen eventuell einen Screenreader, um eine E-Commerce-Website sinnvoll verwenden zu können.
Ebenso können Nutzende mit eingeschränkter Mobilität oder anderen körperlichen Beeinträchtigungen möglicherweise nicht in der Lage sein, eine Maus zuverlässig für die Navigation und Interaktion mit einer Website zu verwenden. Die müssen sich dann auf die Tastaturnavigation verlassen, um die Seite verwenden zu können.
Wenn Websites sich keine Mühe geben, diesen Benutzergruppen entgegenzukommen, kommt das für viele Nutzende einem Ausschluss von der Website gleich. Man könnte also mindestens sagen, es gehört sich nicht, sich nicht um die Belange eines Teils seiner potenziellen Kunden zu kümmern. Nicht umsonst haben verschiedene Länder Zugänglichkeitspflichten sogar gesetzlich normiert.
Die Studie des Baymard Institute liest sich wie ein Déjà-vu aus der Steinzeit der Webentwicklung. Wer sich die Ergebnisse antut, findet eine wahre Entwickler-Hölle aus vergessenen Tags, unbrauchbaren oder weggelassenen Labeln, miesen Kontrasten, zu kleinen Schriftgrößen, unpassenden Schriftarten und vielem mehr. Amazon und Co: Schämt Euch!
Der Mehraufwand rechnet sich auch einfach nicht. Die Zielgruppe ist einfach zu klein und daher auch nicht interessant.
Außerdem seid ihr auch nicht besser. Euer Bild im Beitrag hat nicht mal ein alt-Attribut. Also schön an die eigene Nase fassen und nicht nur rumweinen.
Du scheinst nicht ansatzweise eine Ahnung davon zu haben, wie viele Menschen mit Behinderungen/Beeinträchtigungen auf unterstützende Hard- und/oder Software angewiesen sind.
Ist doch (inzwischen?) alles da:
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