Kieselsteine als Beweis – Erde früher entstanden als angenommen?
Bisherige Schätzungen zur Entstehung der Erde besagten, unser Planet sei in 100 Millionen von Jahren entstanden. Ein Forschungsteam hat in der Fachzeitschrift „Nature“ vergangene Woche eine Studie veröffentlicht, die auf eine andere Zeitrechnung hindeutet. Die Theorie wird nun kontrovers diskutiert.
Demnach soll sich die Erde viel zügiger gebildet haben – und zwar innerhalb von drei Millionen Jahren. Das Experten:innen-Team führt diese Prognose auf die sogenannte Kiesel-Akkretion zurück.
Kieselstein-Theorie der Forscher lässt aufhorchen
Nach dieser Theorie entstehen Planeten in einer Scheibe aus Staub und Gas. Kieselsteine werden dann ab einer gewissen Größe des Planeten angezogen.
Die Forschungsgruppe um Isaac Onyett, den Hauptautor der Studie, beschreibt, dass Teile dieser Kieselsteine eisig sind und die Erde mit Wasser versorgt haben könnten. Bezeichnet wird dieses Phänomen in der Veröffentlichung als eine Art Kieselschnee.
So klein sind Protoplaneten
Aus diesem Effekt heraus sei eine frühere Version der Erde entstanden – die Proto-Erde. So bezeichnet die Wissenschaft den Vorläufer eines Planeten, der sich gerade in seiner zweiten Entwicklungsstufe befindet.
Laut den Expert:innen war die Erde in dieser Phase aber nur halb so groß wie heute. Solche Protoplaneten haben schon eine relativ gut ausgeformte Kugelform und können die Größe eines Zwergplaneten erreichen.
Kollision zwischen der Erde und einem anderen Protoplaneten
Die Theorie des Teams besagt, dass es etwa 100 Millionen Jahre später zu einer großen Kollision mit einem anderen Protoplaneten und der frühen Erde gekommen sein – daraus soll ebenfalls der Mond entstanden sein. Eindeutig ist diese Sichtweise aber nicht.
Ungeachtet diverser Theorien haben die Wissenschaftler in der veröffentlichten Studie eine Zeitskala der Erdentstehung erstellt. Dafür wurden mehr als 60 Meteoriten und planetarische Körper in der Nähe der Erde untersucht.
Autor sieht Beweis gegeben
Dem Team gelang es wegen der unterschiedlich alten Proben, mit einer Analyse der Siliziumzusammensetzung eine zeitliche Abfolge der Vorgänge in der Staubscheibe vor der Entstehung der Erde zusammenstellen. Das Ergebnis: Die Zusammensetzung der Asteroiden verändert sich mit zunehmendem Alter der Proben in Richtung der Zusammensetzung des kosmischen Staubs, der von der Erde angesammelt wurde.
„Das ist ein deutlicher Beweis dafür, dass dieser Staub ebenfalls mitgerissen wurde, als er in Richtung Sonne driftete. Er wurde von der Erde mitgerissen, während sie durch Akkretion wuchs”, erklärt Onyett in der Washington Post.
Hinweis auf Leben in anderen Galaxien?
Weite Teile der Fachwelt sind sich einig darüber, dass die Bildung von Gasriesenplaneten wie Jupiter und Saturn durch die Akkretion von Kieselsteinen erklärt werden kann. Einige argumentieren weiterhin, dass Gesteinsplaneten wie die Erde stattdessen durch immer größere Asteroidenkollisionen entstanden sind.
Onyett und sein Team sehen das anders. Die Wissenschaftler:innen sind sicher, dass sie zudem andere Galaxien finden könnten, die Wasserwelten enthalten, da sie durch denselben Mechanismus gebildet worden sein müssten – damit wären die erforderlichen Bestandteile für Leben auch in anderen Systemen vorhanden.