Adobe sieht 3D als Grundlage für die Zukunft des Metaverse

Kollaboration und das Teilen von kreativen Inhalten seien ein starker Trend. Gerade in Zeiten der Pandemie hätten Kreative mehr und intensiver digital zusammengearbeitet als zuvor. Kreative sind heute, glaubt Belsky, nicht mehr nur Design- oder Digital-Spezialisten, sondern kämen auch aus anderen Berufen, seien Gärtner, Kindergärtner oder Rechtsanwälte. „Wir wollen Kreativität ins Web bringen und die Zusammenarbeit einfacher denn je zuvor machen“, so Belsky. Deswegen habe Adobe im Frühjahr sein kostenloses Tool Express gestartet, um gleichzeitig Einsteiger und Kreativ-Pros, die schnell Banner oder Thumbnails gestalten möchten, zusammenzubringen. Zudem ist der Klassiker Photoshop jetzt im Webbrowser erhältlich.
Adobe verspricht technologische Unterstützung an verschiedenen Stellen. Die Content Authenticity Initiative soll die Arbeit von Kreativen schützen, zum Beispiel NFT, die im Web3 per Blockchain verkauft werden. KI soll die kreative Arbeit stark vereinfachen. Zum Beispiel könne Speech-to-Text den Schnittvorgang in Premiere Pro beschleunigen. Damit sei es möglich, nach automatisch generiertem, gesprochenem Text in einer Szene zu suchen. Neurale Filter in Photoshop könnten alte Fotos in Sekunden kolorieren. Der Prozess würde manuell einige Stunden in Anspruch nehmen.
Starke Nachfrage nach 3D-Content
Speziell 3D und das Metaverse sollen aktuell stark wachsen und völlig neue Möglichkeiten für Marken und Kreative eröffnen. Laut Adobe ist die Nachfrage nach 3D-Inhalten um 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Immer mehr Marken würden sich auf das Metaverse und andere immersive Kundenerlebnisse vorbereiten. „3D wird die Basis für das Metaverse sein und erlebt derzeit einen unglaublichen Schub in der Nachfrage“, so Belsky.
Belsky nannte im Gespräch mit t3n die Hintergründe für den starken Trend zu 3D-Inhalten. So hätten Marken wie Amazon und Ikea vor Jahren damit begonnen, ihre Produkte in Renderings zu visualisieren. Zum Beginn der Pandemie wurden Foto-Shootings dann schwieriger zu realisieren. Immer mehr Marken erkannten die Vorteile von 3D-Renderings. „Es ist weitaus kostengünstiger, Produkte in verschiedenen Farben auf verschiedenen Tischen als 3D-Objekt zu platzieren und zu rendern, als mit realen Fotoshootings“, sagt Belsky. So könnten Tausende Assets in kürzester Zeit erstellt werden, statt Wochen der Fotoproduktionen zu erfordern. Der Sportschuhhersteller Salomon habe seinen Aufwand für Design in diesem Bereich um 67 Prozent verringern können.
Der nächste Schritt sei dann, diese Vorteile mit der Interaktivität des Metaverse zu kombinieren. „Vorausschauende Marken bereiten sich durch den Ausbau ihrer Fähigkeiten in der Erstellung von 3D- und immersiven Inhalten auf das Metaverse vor“, so Belsky. „Diese Innovationen bieten der stetig wachsenden Zahl von Künstler:innen, die Substance 3D nutzen, neue Gestaltungskraft.“
Substance-Tools sollen 3D-Kreativität erleichtern
Passend dazu hat Adobe schon 2019 die Tools von Substance, einem wichtigen 3D-Hersteller aus der Gaming-Industrie, eingekauft und in die hauseigene Creative Cloud integriert. Mit Substance 3D Painter ist es zum Beispiel möglich, mit Pinseln und Smart-Materialien 3D-Elemente zu texturieren. Seit der Übernahme durch Adobe arbeitete das Tool dann enger mit Photoshop zusammen. Smart-Materialien passen sich automatisch an ein Modell an. Die aus Photoshop gewohnten Werkzeuge sollen den Einstieg in die 3D-Kreation einfacher machen.
inzwischenDurch den Trend soll die Nachfrage nach den Tools im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls um 100 Prozent gestiegen sein. Hunderttausende Nutzer:innen sollen Substance monatlich abonniert haben. Die Substance 3D Collection kostet rund 50 Euro im Monat, das Texturing Paket startet ab etwa 20 Euro.
Schneller AR-Inhalte gestalten
Bei „The Future of Creativity“ stellte Adobe einige Neuheiten für Substance vor. Die Ladezeit soll jetzt optimiert werden, ohne dass die Wiedergabequalität bei AR (Augmented Reality)-Inhalten leidet. Dafür sorge ein neuer KI-gestützter Ansatz. Er analysiere die Bewegung der Nutzer:innen im physischen Raum. Dann spiele er die relevantesten AR-Inhalte aus. Die Technologie soll noch in diesem Jahr in Adobe Aero integriert werden. Mit dem kostenlosen Tool soll das es ganz leicht gelingen, die Grenzen zwischen digital und real verschwimmen zu lassen. AR-Erlebnisse könnten ohne schwierige 3D-Bearbeitungen oder Programmierung gestaltet werden. Ebenfalls mehr Geschwindigkeit, aber beim Gestalten, soll die native Unterstützung von Apples M-Series Chips bringen.
Chantal Benson, Lead-Product-Manager von Adobe Aero, zeigte 3D-Möbel, die für Amazon per Substance gestaltet wurden. Kund:innen können per Smartphone die Möbel virtuell im Raum platzieren. Laut Benson erzielt das Ausprobieren im 3D-Raum über Augmented Reality elfmal mehr Konversion und 30 Prozent weniger Rücksendungen. „AR-Erlebnisse können in E-Commerce oder für Lernanwendungen viel verändern“, kommentiert Benson.
Ein bisher nur für Illustrator erhältliches Plugin kommt jetzt in Photoshop. Damit soll es einfach sein, Schritte bei Textur- und Designvariationen zu sparen, was den Zeitaufwand beim Gestalten verringern würde. Wer mit der Entwicklungsplattform Unity Spiele oder interaktive Erlebnisse gestaltet, könne dank eines Updates des Substance 3D Plug-ins parametrische Substance-Materialien direkt in die Unity-Engine laden und diese Materialien durch bestimmte Parameter zum Beispiel in Spielen modifizieren.
Neues Tool für Modellierung
Im Lauf des Jahres soll zudem der 3D-Skulptur-Workflow mit dem neuen Tool Substance 3D Modeler einfacher werden. Modeler will die 3D-Modellierung intuitiv gestalten, indem komplexe und technische Einschränkungen wegfallen. Das Desktop- und VR-Tool biete eine breite Palette an kreativen Möglichkeiten, darunter die Erstellung von Konzeptzeichnungen, Skizzen und Prototypen, die Ausarbeitung detaillierter Charaktere oder Requisiten oder das Modellieren einer ganzen Szene.