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Kolumne

Algorithmen: Sei einfach nicht du selbst

Was passiert eigentlich mit unseren dunkelsten Geheimnissen und „Guilty Pleasures“, wenn wir sie auf Spotify, Netflix und Co. ausleben? Algorithmen jedenfalls sind weniger verschwiegen, als uns lieb ist. #isso

3 Min.
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(Grafik: Shutterstock)

Man muss es doch mal sagen: Algorithmen sind eine feine Sache. Sie sind in der Lage, zu erkennen, dass ich nach Backwerk und nicht der Stadt in Baden-Württemberg suche, wenn ich „Kuchen“ bei Google eingebe, und spucken das passende Ergebnis aus. Außer vielleicht, wenn ich mich in räumlicher Nähe zum Ort befinde – was Google über die Standortermittlung ja auch weiß. So lernen Algorithmen mit der Zeit also unseren Geschmack und unsere Interessen kennen und schlagen uns aus dem Nichts Schuhe vor, die uns tatsächlich gefallen. Oder die, die wir vor zwei Tagen bestellt haben, begreif es doch endlich, ich habe die Schuhe bereits gekauft, ich brauche nicht noch ein Paar …

Komm auf die dunkle Seite

Grundsätzlich, das lässt sich nicht abstreiten, funktionieren die Algorithmen aber durchaus. Klar liegen sie auch mal daneben, aber auch gute Freunde empfehlen mal einen Film oder ein Buch, das dann so gar nicht gefällt. Weil sie uns (und wir sie) aber gemeinhin gut kennen, treffen die Vorschläge meistens ins Schwarze. Oder wenigstens ins Dunkelgraue.

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Je besser wir uns kennen, desto bessere Empfehlungen können wir aussprechen. Jedenfalls bis zu einem gewissen Grad, schließlich haben wir alle auch eine dunkle Seite – den Teil von uns, der innerhalb eines Wochenendes sämtliche Staffeln der Kardashians binget, zu Kirmestechno durchs Zimmer tanzt und bei Amazon die Großpackung Bifi bestellt, die dann doch wieder nur eine Woche reicht.

Gemeinsam haben alle diese „Guilty Pleasures“, dass sie uns vor den allermeisten Leuten peinlich sind. Die coole Indie-Serie, die ich neulich bei Netflix entdeckt habe, empfehle ich meinem Umfeld gern weiter – das Faible für Dokus über europäische Königshäuser verschweige ich im Interesse meiner Außenwirkung lieber.

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Bitte nicht gucken

Dass gewisse Lieder, Videos, Filme oder Einkäufe nicht von Algorithmen analysiert und verarbeitet werden sollen, mag ganz pragmatische Gründe haben: Ein Kind, das zum vierhundertdreiundsiebzigsten Mal das Best of aller Disney-Soundtracks über Papas Account hört, wird von Spotify nicht als solches erkannt – der Algorithmus schreibt die Lieder eiskalt den normalen Hörgewohnheiten des eigentlichen Users zu. Und haut Vattern das nächste Mal zwischen AC/DC und Metallica „Let it go“ um die Ohren.

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Man kann den Algorithmen also etwas vorenthalten wollen, weil es einfach nicht zutreffend ist. Oder man will sie aussperren, weil man fürchtet, sie könnten einen verpetzen und die geheimsten Vorlieben und kleinen Sünden mit aller Welt teilen. Stichwort Suchhistorie und so.

Deshalb folge ich einer guten Handvoll Profile nicht auf Instagram, obwohl sie mich brennend interessieren – weil dort jeder nachsehen kann, wen ich so abonniert habe. Und selbstverständlich habe ich früher bei Last.fm (erinnert sich noch jemand?) das Scrobbeln auch immer deaktiviert, wenn es allzu peinlich wurde.

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Sei einfach nicht du selbst

Das Internet ist, das liegt in der Natur der Sache, voll von Daten und Algorithmen, die diese auswerten. Natürlich soll das die Nutzung für uns alle besser, einfacher, passender und effizienter machen. Aber es trägt auch dazu bei, dass wir für andere gläserner werden und – wenn wir uns nicht gerade selbst einen Maulkorb für „Gefällt mir“-Buttons verpassen – uns gerade nicht in der Anonymität des Internet verstecken können. Am besten halten wir es mit Jens Friebe, der singt: Sei einfach nicht du selbst.

Andere Statements, die ein „Isso!“ als Reaktion einfordern, findest du hier.

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Torsten Kalwass

„Deshalb folge ich einer guten Handvoll Profile nicht auf Instagram, obwohl sie mich brennend interessieren – weil dort jeder nachsehen kann, wen ich so abonniert habe. “

Nur: Was hat der humane Look-Up mit Algorithmen gemeinsam? Wenn ich keine Lust habe von „Algorithmen“ genervt zu werden, dann ein ganz einfacher Tipp: Einfach mit variablen Daten zukleistern bis zum Abwinken und so jedes Clustering zum Horrorjob machen bzw. ad absurdum führen, Thema: Datenhygiene.

„The more you know about the past, the more you can expect the future to be different…“

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