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Analyse

Wieso Amazon eine angeschlagene Kinokette kaufen könnte

Amazon soll am Kauf der angeschlagenen großen US-Kinokette AMC interessiert sein. Ein Blick auf die möglichen Pläne von Amazon.

Von Jochen G. Fuchs
3 Min.
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Wieso Amazon die angeschlagenen Kinokette AMC kaufen könnte. Im Bild: Cara Delevingne und Co-Star Orlando Bloom in Los Angeles bei der Premiere von Amazons Carnival Row im August 2019. (Foto: Tinseltown / Shutterstock.com)

Amazon soll laut der britischen Zeitung Daily Mail am Kauf der Kinokette AMC interessiert sein. Der vorbörsliche Aktionkurs von AMC stieg daraufhin am Montag um mehr als die Hälfte. Die Kinokette besitzt weltweit rund 1.000 Kinos und ist im Zuge der Coronakrise in Schwierigkeiten geraten. Amazon lehnte es gegenüber mehrerer Medien ab, die Gerüchte zu kommentieren, die Kinokette selbst beantwortete bisher keine Medienanfragen. Aktuell ist unklar, ob schon Gespräche geführt werden. Amazon hat allerdings bereits zu einem früheren Zeitpunkt versucht, eine Kinokette namens Landmark zu übernehmen, scheiterte dabei jedoch. AMC würde Amazon einige strategische Optionen auf dem Filmmarkt eröffnen. Selbst für den Fall eines Abstiegs des Kinomarktes stehen Amazon noch sinnvolle Optionen zur Verfügung.

Amazons strategische Optionen für die Nutzung einer Kinokette

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Um zu verstehen, wieso der Kauf einer aktuell aufgrund der Corona-Einschränkungen geschlossenen Kinokette einen Sinn für Amazon ergibt, ist es wichtig zu wissen, dass Amazon immer langfristig plant. Das Unternehmen AMC ist im Moment zwar defizitär und hat laut Fortune mehr als 5 Milliarden Verbindlichkeiten aufgrund der aggressiven Expansionspolitik der vergangenen Jahre aufgehäuft, ist aber langfristig für Amazon eine gute Investition.

Attraktivität als Filmproduzent steigern

Mehr als 1.000 Kinos in fünfzehn Ländern mit 11.000 Leinwänden stünden Amazon durch den Kauf zur Verfügung. Damit könnte das Unternehmen Kinostarts auf breiter Fläche durchführen und einen landesweiten Filmstart garantieren – falls die Eigenproduktionen von Amazon für alle Kinos verfügbar gemacht werden, müssen andere Ketten zwangsweise nachziehen, um nicht potentielle Kassenmagneten zu verpassen und Eintrittsgelder an Amazon zu verlieren.

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Landesweite Kinostarts dürften zögerlichen Regisseuren und anderen Hollywood-Akteuren die letzten Argumente gegen eine Filmproduktion bei Amazon nehmen. Das bricht die Macht von Hollywood.

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Profitabilität als Filmproduzent steigern

Filmproduktionen müssen aktuell zu großen Teilen quersubventioniert werden, die Filmsparte von Amazon wird sich nicht selbst tragen. Das könnte sich zumindest für Blockbuster ändern, wenn Eintrittsgelder Produktionskosten wieder einspielen. Vielleicht wären auch Serienstart-Events denkbar. „Star Trek Picard“ hätten viele Fans mit Sicherheit auch auf der großen Leinwand angesehen.

Locked-in-Effekte durch Prime-Kino-Abo

Prime-Vorteile für AMC-Kunden sind unausweichlich zu erwarten, das können Rabatte auf Kinokarten sein, vorzeitiger Zugang zu Film-Neustarts, oder gleich ein Freikontingent an Eintrittskarten. Das steigert sowohl den Locked-In-Effekt hinsichtlich des Prime-Abos aber auch hinsichtlich der Kinokette.

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Exklusive Kinostarts von Eigenproduktionen

Fortune führt die Idee an, dass Amazon sogar daran denken könnte, Eigenproduktionen nur in den eigenen Kinos vorzuführen. Die aktuellen kartellrechtlichen Bestimmungen erlauben das zwar in den USA nicht, im November soll aber das Justizministerium angekündigt haben, die entsprechende Regelungen abzuschaffen, weil sie nicht länger benötigt würden.

Bessere Oscar-Chancen für Amazon

Schließlich verbessert eine eigene Kinokette auch Amazons Position in der Filmindustrie hinsichtlich der Oscars. Zum einen wird quasi nebenbei die Regel der Academy erfüllt, dass ein Film mindestens sieben Tage in Los Angeles in einem Kino laufen muss, um überhaupt nominiert zu werden. Zum anderen wird ein gehöriger Teil des Glaubenskriegs in der Filmbranche um die Frage geführt, ob Filme im Streaming überhaupt ihre volle Kraft entfalten können. „Filme werden für’s Kino gemacht“, ist ein prägnanter Satz, der die Ideologie beschreibt, die bisher mit verhindert, dass Streaminganbieter als gleichwertige Bewerber um die Oscars betrachtet werden. Das dürfte mit einer eigenen Kinokette hinfällig sein.

Transformation oder Interimsnutzung der Kinos als Logistikhub

Bleibt noch die Frage, was Amazon während der vorübergehenden Schließung mit den Kinos machen könnte. Das könnte schlicht nichts sein: Der Kaufpreis von AMC ist aufgrund des Aktienkurses so niedrig, dass das Unternehmen zu einem Bruchteil des Vor-Krisen-Kaufpreises erworben werden könnte. Am 12. Mai 2019 lag die AMC-Aktie bei mehr als 13 US-Dollar, am 12. Mai 2020 nur noch bei etwas über fünf Dollar.

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Radikal wäre eine Umnutzung als Logistik-Mikrohub während der Coronakrise. Viele AMC-Standorte sind entweder in Innenstädten oder verkehrsgünstig gelegen und bieten damit einen guten Standort für vorübergehende Logistikhubs. Vermutlich wären aber nicht alle Standorte geeignet, nicht jedes Gebäude und jeder Standort lässt sich für Logistikmaßnahmen verwenden, manche müssten wohl baulich verändert werden.

Falls die Kinowelt in den nächsten Jahren schrumpfen sollte und weniger Menschen ins Kino gehen, könnte Amazon dauerhafte Maßnahmen ergreifen und Teile eines Kinos oder ganze Kinos zu (Mikro-)Logistikhubs umbauen.

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