
Weniger als drei Sterne im Schnitt? Das Produkt kauft keiner mehr. (Foto: song_about_summer / Shutterstock)
In diesem Fall war es Which, eine gemeinnützige Organisation aus Großbritannien, die sich dem Verbraucherschutz verschrieben hat und sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge finanziert. Bei gezielten Recherchen zum Umfang des Betrugs-Volumens auf Amazon fanden sie zehn Websites, die offen mit Bewertungen handeln.
Fake-Bewertungen im Dutzend billiger
Die einfach buchbaren Angebote begannen bei rund 17 Euro für eine individuelle Bewertung und gingen über rund 700 Euro für ein Paket von 50 Bewertungen bis hin zu rund 9.000 Euro für 1.000 Bewertungen. Fünf der Anbieter kamen auf insgesamt mehr als 700.000 „Produkttester“.
Tester werden von den Unternehmen offenbar stets gesucht. Sie können neben wenigen Euro Salär vor allem auf kostenlose Produkte oder deutliche Rabatte hoffen. Manche Bewertungsanbieter offerieren ihren „Testern“ sogar die Teilnahme an Bonusprogrammen. Das berichtet die BBC.
Auf den einschlägigen Websites fänden sich überdies Anleitungen dazu, Reviews zu verfassen, die nicht direkt verdächtig klingen und so Amazons Warnsystem triggern würden. Manche Anbieter machten konkrete Vorgaben, etwa zur Länge des Reviews oder zur Frage, ob Bilder eingebunden werden müssen.
Im Ergebnis fordert Which die Wettbewerbswächter zum Handeln auf. Offenbar werde bislang freiwillig viel zu wenig getan, um Betrug mit gefälschten Bewertungen zu unterbinden. Manch E-Commerce-Riese habe zwar freiwillige Vereinbarungen mit der britischen Wettbewerbshehörde CMA geschlossen, die daraus resultierenden Ergebnisse seien jedoch wenig überzeugend. Auch das Bundeskartellamt hatte sich vor Kurzem zum Problem geäußert.
Kundenkritik: Amazon zeigt bisweilen zu wenig Interesse
Von Amazon kommt die stereotype Antwort, man arbeite mit den Behörden zusammen und gehe proaktiv gegen falsche Produktbewertungen vor. Das sehen Betroffene teils anders. In einem Thread auf Hacker News beschreiben verschiedene Amazon-Kunden, wie sie den Handelsriesen auf Falschbewertungen aufmerksam gemacht hatten, dabei aber auf mehr oder weniger deutliche Ablehnung gestoßen waren.
Eine weitere Masche zeigt sich in dem Thread. So hatten Marketplace-Verkäufer die Rücknahme defekter Produkte offenbar von einer 5-Sterne-Bewertung abhängig machen wollen, die der reklamierende Kunde im Vorfeld einer Abwicklung abgeben sollte.