Amazon füllt die Lager: Coronavirus soll Lieferketten nicht unterbrechen
Amazon will handlungsfähig bleiben
Man wolle, heißt es, handlungsfähig bleiben, falls angesichts der Epidemie bestimmte Waren nicht mehr aus dem Land ausgeliefert werden können. Die Handelsplattform hat offenbar sogar preisliche Zugeständnisse gegenüber Lieferanten gemacht. Amazon hat die Korrektheit des Sachverhalts zwischenzeitlich gegenüber Medien bestätigt. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärt Amazon aber auch, dass es derzeit keine Hinweise auf Behinderungen oder Lieferengpässe gebe.
Doch die möglichen Handelsbeschränkungen betreffen vor allem auch die Marketplace-Händler – und so könnte der hohe Anteil chinesischer Händler auf den westeuropäischen und US-amerikanischen Marktplätzen jetzt für Amazon zum Problem werden. Amazon hat seine Händler außerdem aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass man die Artikel, die man anbiete, auch bereitstellen könne. Das deutet zumindest darauf hin, dass Amazon auch weiterhin die gewohnt strengen Regeln an seine Händler anlegt.
Zu befürchten ist aber auch ein anderes Phänomen: Kunden könnten, so erklärt ein Händler, der angibt, dass er in den letzten Wochen zahlreiche Fragen zur Herkunft seiner Ware beantworten musste, in der nächsten Zeit besonders kritisch auf in China gefertigte Waren reagieren. Dies zweifelsfrei nachzuweisen, dürfte allerdings angesichts globaler Marktstrukturen schwierig werden.
Ausnahmezustand in China
Spricht man mit Produzenten aus China, wird deutlich, welche Ausnahmesituation dort herrscht: In vielen Fabriken wurden die Feiertage zum chinesischen Neujahrsfest von staatlicher Seite um mehrere Wochen verlängert, sodass die Produktion erst dieser Tage wieder starten wird oder gerade gestartet ist. Hinzu kommt noch ein anderes Problem, das für westliches Denken eher ungewöhnlich ist: Viele der Fabrikarbeiter haben keine festen Verträge und die Betreiber von Produktionsstätten sind derzeit unsicher darüber, wie viele der Arbeiter aus den verlängerten Ferien zurückkehren werden. Es sei zu befürchten, dass sich viele Arbeiter aus ländlichen Gebieten erst nach und nach wieder in die dicht besiedelten städtischen Gebiete, wo die meisten Fabriken angesiedelt sind, zurücktrauen werden.