Die Gewerkschaft Verdi hat für Montag und Dienstag die Mitarbeiter des Onlinehändlers Amazon zu Streiks aufgerufen. Nach Angaben der Gewerkschaft haben Mitarbeiter in mehreren deutschen Versandzentren die Arbeit niedergelegt. Genannt werden Bad Hersfeld, Koblenz, Rheinberg, Werne und Leipzig als betroffene Standorte. Wie hoch die Beteiligung sein wird und welche Auswirkungen das auf die zu versendenden Waren haben wird, ist derzeit noch offen. Laut Verdi sollen etwa im Versandzentrum in Rheinberg ungefähr 400 bis 450 Beschäftigte ihre Arbeit niedergelegt haben, auch in Leipzig rechne man mit einer ähnlichen Beteiligung. An anderen Standorten sei noch nicht abzusehen, wie viele Amazon-Mitarbeiter sich beteiligen, hieß es am Morgen.
Tarifvertrag wie im Einzelhandel für Amazon-Mitarbeiter
Die Forderungen von Verdi sind dabei stets die gleichen wie schon in vergangenen Streiks: Die Gewerkschaft will den Abschluss eines Tarifvertrags nach dem Modell des Flächentarifvertrags im Einzel- und Versandhandel. Ein bereits seit über sieben Jahren andauernder Konflikt zwischen Amazon und Verdi: Der Arbeitgeber sieht die Mitarbeitenden als Versand- und Logistikangestellte und nimmt die dortigen Löhne als Grundlage (zahlt in den meisten Fällen sogar mehr als dort vorgesehen ist), Verdi pocht aber auf die Einstufung nach dem Tarifvertrag Einzel- und Versandhandel.
Wie Amazon auf die Streiks reagiert, dürfte klar sein: Das Unternehmen hat bereits bei früheren vergleichbaren Streiks, die teilweise auch zu für das Unternehmen deutlich ungünstigeren Terminen vor Weihnachten oder während des Prime Day stattfanden, bewiesen, dass man mit der Vielzahl an Standorten in den angrenzenden Ländern ohne nennenswerte Behinderungen die bestellten Waren ausliefern kann. Amazon hatte sich bei früheren Aktionen und Streikaufrufen der Gewerkschaft daher gelassen gezeigt. Unternehmenssprecher hatten in der Vergangenheit betont, Amazon sei auch ohne Tarifvertrag ein fairer und verantwortungsbewusster Arbeitgeber. Bundesweit hat Amazon insgesamt 13 Logistikstandorte mit rund 13.000 Festangestellten.