Amazon Marketplace: Jedes fünfte Produkt wird mit Verlust verkauft – aus gutem Grund
Der Repricing-Dienst Seller Logic, der Händlern dabei hilft, immer den günstigsten oder für sie passenden Preis zu bieten, hat nachgerechnet, zu welchen Konditionen Händler im Amazon Marketplace verkaufen: Eine Studie sollte zeigen, was ein Amazon-Marketplace-Verkäufer nach Abzug aller Kosten verdient.
Amazon Marketplace: Verluste nach Abzug aller Kosten in jedem fünften Fall
Für die Berechnung wurden fast 584.000 Produkt-Listings herangezogen. Berücksichtigt wurden neben dem Einkaufspreis, dem Verkaufspreis und den Versandkosten auch die Mehrwertsteuer sowie die Amazon-Gebühren. Die Ergebnisse sind erstaunlich: Mehr als jeder fünfte Artikel wird demnach mit Verlust verkauft. Die durchschnittliche Nettomarge eines Amazon Verkäufers liegt bei 12,5 Prozent bei 80 Prozent der angebotenen Produkte. Immerhin: Die meisten der angebotenen Produkte werden mit einer Marge von 10 bis 75 Prozent gehandelt.
Schaut man sich die mit Verlust verkauften Produkte an, gibt es hierfür im Wesentlichen drei Gründe: Neben Fällen, in denen sich das Produkt schlecht verkauft und dann verkauft werden muss, um Liquidität zu schaffen und Fällen, in denen der Kaufpreis schlichtweg falsch kalkuliert wurde, geht es im Wesentlichen darum, für ein neues Produktlisting möglichst viele Bestellungen in kürzester Zeit zu generieren, um damit in den Amazon-Produktrankings schnell aufzusteigen. Denn diese Bestenlisten sind es, die viele Kunden für ihre Kaufentscheidung heranziehen.
Amazon Marketplace als Marketinginstrument der Händler
Hinzu kommt eine weitere Eigenschaft, die vor allem die günstigsten Angebote betrifft: Händler wollen in die Buy Box, da diese bei Amazon höhere Absatzzahlen nach sich zieht und inzwischen angesichts der vielen Anbieter für bestimmte Artikel für viele Händler das Maß aller Dinge ist.
Insofern muss wohl aus Sicht der Händler ein Teil des reduzierten Preises unter Marketingbudget verbucht werden. Und viele Händler berichten zumindest hinter vorgehaltener Hand, dass die Präsenz auf dem Marketplace von Amazon auch mehr Bekanntheit und Traffic im eigenen Shop nach sich ziehe. Somit sind Portale und Plattformen kein reines Sales-Instrument, sondern immer auch unter dem Gesichtspunkt der Marketingwirkung zu verstehen.
Doch auch die schlicht falsch kalkulierten Produkte sind nicht die Ausnahme, wie Seller Logic berichtet: „Großen Verkäufern fällt es sehr schwer, die Produkte mit unterschiedlichen Verkaufsprovisionen auf verschiedenen Marktplätzen zu überwachen und sich rechtzeitig der Marktsituation anzupassen. Kleinen Verkäufern fehlt dagegen häufiger das nötige Know-how, um den richtigen Verkaufspreis zu kalkulieren.“