Ming-Chi Kuo trägt aufgrund seiner meist treffenden Prognosen in Teilen der Apple-Szene den Beinamen „Apple-Orakel“. Der Analyst von TF International Securities hat sich nun zu den jüngsten Gerüchten um die Markteinführung eines Apple-Autos und dessen Entwicklungsstand geäußert.
Zeitplan liegt später und wird sich weiter verzögern
Berichten, die einen Produktionsbeginn in den nächsten Jahren vorhergesagt haben, erteilt Kuo eine Absage. Der Experte selbst hatte bereits 2018 Autopläne Apples bestätigt und einen Markteintritt zwischen 2023 und 2025 prognostiziert. Nach neueren Informationen komme das Auto frühestens zwischen 2025 und 2027 heraus. Veränderungen in den Märkten für Elektroautos und Autonomen Fahren sowie Apples Qualitätsansprüche könnten den Zeitplan auch auf 2028 oder später schieben. Es klingt, als ob er damit rechnen würde.
Erfolgschancen unbekannt
Kuo zählt drei Unsicherheitsfaktoren auf: Den Zeitpunkt der Markteinführung, Ungewissheit über die Zulieferer und Fahrzeugspezifikationen sowie die Ungewissheit darüber, wie wettbewerbsfähig Apple auf diesem Markt sein kann. Seiner Meinung nach werde der Erfolg davon abhängen, wie stark sich das Unternehmen im Bereich Big Data und AI aufstellt. Zu seinen größten Bedenken zähle, dass die anderen Konzerne zur Markteinführung des Apple Cars bereits fünf Jahre lang ihre Datenbanken gefüllt haben werden, um ihre Deep-Learning- und AI-Systeme zu füttern. Wie Apple diesen Rückstand aufholen können soll, sei ihm unklar.
Kuo verweist auf andere Felder, in denen Apple gescheitert ist. Als Beispiel nennt er den Markt für Smart Speaker. Die Nachfrage nach HomePods war nicht so ausgefallen, wie man das erwartet hatte. Apple habe die Entwicklung neuer Modelle vorerst eingestellt, schreibt der chinesische Spezialist. Der Markt für Elektroautos sei härter als der für Smart Speaker und daher sei es schwer vorherzusagen, ob dem Apple Car Erfolg winkt.
Morgan Stanley zuversichtlich
Analysten des Bankhauses Morgan Stanley haben zuvor andere Schlussfolgerungen gezogen. Sie gehen davon aus, dass Apple eine stärkere Konkurrenz zu Tesla darstellen könnte als die herkömmlichen Autobauer. Der iPhone-Konzern hege vermutlich den Wunsch, das Fahrerlebnis über die vertikale Integration von Hardware, Software und Dienstleistungen zu verbessern. Genau das trauen die Finanzjongleure dem Konzern auch zu. Ähnlich hatten sich Fachleute von Apples Partnerbank Goldman Sachs geäußert. Sie gingen davon aus, dass Apple sich eher als Service-Dienstleister positionieren werde statt als Hersteller.
Morgan Stanleys Mitarbeiter betonen hingegen, Apple besitze alle Zutaten für den Markterfolg. Sie nennen Kapital, die Fähigkeit, Talente anzuziehen und zu halten, bereits erfolgreiche Hardware-Designs und ein reichhaltiges Ökosystem, „das es zu nutzen gilt“. Sie stellen darauf ab, dass ein solches System samt Abo-Einnahmen zu höheren Einkünften führen könne als das eigentliche Autogeschäft selbst. Der Konzern sei „einzigartig positioniert“, um „neue Innovationen in den Bereichen Autonomes Fahren und erneuerbarer Technologie voranzutreiben“. Der Bericht betont, Apple habe in Kerntechnologien investiert, die bei der Fahrzeugentwicklung helfen könnten: Prozessor, Batterie, Kamera, Sensoren und Displays. In Augmented Reality, Zahlungs- und Gesundheitsdiensten sehen sie weitere Wachstumsfelder für das Unternehmen mit Sitz in Cupertino.