Astronauten in Gefahr? Wissenschaftler warnt vor zerstörerischem Mondstaub

Mit den geplanten bemannten Mondmissionen im Artemis-Programm betritt die US-Raumfahrtbehörde Nasa zwar kein Neuland, kann aber dennoch nicht auf allzu große aktuelle Erfahrungen blicken, denn die letzte Landung auf der Oberfläche unseres Begleiters ist mehr als 50 Jahre her. Zudem sollen die neuen Missionen eine ganz andere Größenordnung erreichen als die vergleichsweise kleinen Projekte der Vergangenheit.
Hemdsärmelige Empfehlung könnte sich als gefährlich erweisen
Bislang hat sich die Behörde offenbar recht hemdsärmelig mit dem Thema Mondstaub befasst. Zwar ist seit dem letzten Mondbesuch bekannt, dass durch Raketenantriebe ausgelöste Sandstöße die Ausrüstung beschädigen und zu erheblicher Erosion führen können. Aber wie das genau passiert, war bislang nicht untersucht.
Immerhin existiert eine Nasa-Richtlinie, in der empfohlen wird, dass kleine Mondlandefahrzeuge nicht näher als rund zwei Kilometer an den zentralen Apollo-Landestellen landen sollten, um diese Stellen vor den Sandstößen der Raumfahrzeuge zu schützen. Wie Scientific American berichtet, soll dieser Grenzwert willkürlich gewählt sein und darauf basieren, wie weit eine 1,80 m große Person beim Blick über den Mondhorizont sehen kann.
An ebendieser Richtlinie hat auch der Physiker Phil Metzger von der University of Central Florida (UCF) im US-amerikanischen Orlando mitgeschrieben. In seiner jüngsten Forschungsarbeit, die im Wissenschaftsmagazin Icarus veröffentlicht wurde, beschreibt er neue Erkenntnisse über die potenziellen Gefahren des sich schnell bewegenden und extrem giftigen Mondstaubs, der zu regelrechten Sandblasts führen könne. Das wäre vergleichbar mit den Effekten eines Sandstrahlers auf der Erde.
Kraft lunaren Sandstrahlens viel heftiger als angenommen
Nach seiner Auffassung bräuchten Astronaut:innen bessere Sicherheitsstandards, um unter diesen Bedingungen zu überleben. Nach Metzgers Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass die enorme Geschwindigkeit der parallel zum Boden verlaufenden Raketenabgase eine Art kinetische Kraft erzeugt. Die würde den Staub auf kompliziertere Weise als bisher angenommen nach oben und nach außen schleudern, anstatt lediglich Staub aufzuwirbeln und die Mondoberfläche selbst zu erodieren.
Er nimmt an, dass die winzigen beschleunigten Gesteinsbrocken, aus denen sich der Mondstaub zusammensetzt, sich vier- bis zehnmal schneller bewegen als bisher angenommen. Das würde zumindest bedeuten, dass Raumanzüge und Raumfahrzeuge mit zusätzlichen Verstärkungen ausgestattet werden müssten.
„Das Ausmaß der Schäden, die Mondstaub an einem Raumfahrzeug verursachen könnte“, warnt Metzger, „könnte um Größenordnungen schlimmer sein, als wir glaubten“. Ob und wie die Nasa auf Metzgers Erkenntnisse reagiert, bleibt abzuwarten.