Rückkehr zu den Wurzeln – Audi produziert Elektro-SUV Q4 in Zwickau

(Foto: Art Konovalov / shutterstock)
Horch gehört zu den Begründern der Automobiltradition in Sachsen. 1909 gründete er im zweiten Anlauf in Zwickau ein Unternehmen, das ein Jahr später in „Audi“ umbenannt wurde. Nach dem Zusammenschluss mit weiteren sächsischen Fahrzeugherstellern 1932 wurden vier Ringe das Markenzeichen der Auto Union, die zum zweitgrößten Auto-Konzern des damaligen Deutschen Reiches aufstieg – nach Opel, wie der Geschäftsführer des August Horch Museums, Thomas Stebich, erläutert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen der Vorstand und einige Ingenieure nach Westdeutschland. In Bayern gründeten sie das Unternehmen neu, zahlreiche Fachkräfte seien über die noch offene Grenze gefolgt, berichtet Stebich. „In Ingolstadt galt Sächsisch eine Zeit lang als zweite Amtssprache.“ In Zwickau wurde auf dem einstigen Firmengelände später der Trabant gebaut. Seit Anfang der 1990er Jahre produziert Volkswagen im Ortsteil Mosel. Stebich: „Wir haben hier eine durchgängige Automobiltradition, die es sonst in Deutschland und der Welt kaum in der vergleichbaren Dichte gibt.“
Zwickau wird zum Mehrmarkenwerk
Das neue Autowerk mit rund 9.000 Beschäftigten am Zwickauer Stadtrand hat sich bei Volkswagen zur wichtigsten Fabrik für Elektro-Autos in Deutschland entwickelt. Dazu wurde es für rund 1,2 Milliarden Euro umgerüstet. Bisher werden dort die vollelektrischen Modelle ID 3 und ID 4 gebaut. Mit dem neuen Audi wird der Standort nun zu einem Mehrmarkenwerk. Dieses Jahr soll die Produktion weiterer Modelle von Volkswagen, Audi und Seat anlaufen. Als Ziel hat der Vorsitzende der Geschäftsführung von Volkswagen Sachsen, Stefan Loth, 1.400 Fahrzeuge pro Arbeitstag ausgegeben. Im Sommer soll es so weit sein.
Zu geplanten Stückzahlen des neuen, kompakten Elektro-SUV aus Sachsen wollte eine Audi-Sprecherin keine Angaben machen. Der Verkaufsstart sei nach der Premiere in der zweiten Aprilhälfte geplant. Das Unternehmen baut nach eigenen Angaben bereits vollelektrische Autos an Standorten in Brüssel und nahe Neckarsulm; im kommenden Jahr soll auch im Stammwerk Ingolstadt ein rein elektrisches Modell produziert werden, das auf einer gemeinsam mit Porsche gefertigten Plattform gebaut werden soll.
Die Rückkehr von Audi nach Zwickau sei „eine gute Nachricht für Sachsen – und für Audi“, sagt Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). Er verweist auch auf die Werke von Porsche und BMW in Leipzig. „Mit den Standorten Zwickau, Leipzig und Dresden entwickelt sich Sachsen zum E-Auto-Produktionsstandort Nummer 1 in Deutschland.“ Die Branche profitiere hier auch von der Nähe zum Cluster für Mikroelektronik und IT. Neben Elektroantrieben setze Sachsen aber auch auf Wasserstoff, betont Dulig: „Auch hier wollen wir an der Spitze mitfahren.“ dpa