Die zweite Jahreshälfte 2020 hat Tylko genutzt, um von neuen und bestehenden Investoren im Rahmen einer Series-C-Finanzierungsrunde weitere 22 Millionen Euro einzuwerben. Damit kommt das 2015 gegründete Möbel-Startup auf eine Gesamtfinanzierung von 33 Millionen Euro.
Angeführt wurde die aktuelle Runde von Pitango Ventures aus Israel und Evli Growth Partners aus Finnland. Ebenfalls investiert haben die Bestandsinvestoren TDJ Pitango und Experior Venture Fund sowie die Angel-Investoren Brian Walker und Mark Williamson.
2020: Tylko wächst rasant
Die Finanzierungsrunde folgt auf ein starkes Jahr für Tylko. Der auf ein starkes Tech-Stack setzende Hersteller konnte im Jahr 2020 eine Umsatzsteigerung von 132 Prozent im Vergleich zum Vorjahr generieren. Dabei sah es zu Beginn der Coronakrise zunächst gar nicht gut aus, wie Mitgründer Benjamin Kuna dem Business Insider verriet. Im ersten Quartal fielen Tylkos Umsätze drastisch, aber im April kehrte sich der Effekt um. Ab diesem Zeitpunkt verzeichnete das Unternehmen pro Monat ein 40-prozentiges Wachstum. Der Umsatz von Juni bis August verdreifachte sich im Vorjahresvergleich. Bislang hatte Tylko lediglich Verdopplungen im Jahrestakt gesehen.
Die Coronakrise bescherte Tylko letztlich einen Umsatz von 36 Millionen Euro. Im vierten Quartal schrieb der Hersteller erstmals schwarze Zahlen. Die Kundenzahlen verdoppelten sich allein im Jahr 2020 auf 60.000. Dabei ist Deutschland mit einem Wachstum von 137 Prozent und einem Umsatzanteil von 41 Prozent der wichtigste Absatzmarkt des polnischen Unternehmens.
Tylko bringt das Möbelhaus nach Hause – und den Schreiner gleich mit
Das Geheimnis des Erfolgs in einem schwierigen Jahr sieht Tylko neben seiner nachhaltigen Ausrichtung vor allem in seinem Vertriebskonzept. Denn das setzt voll auf digitale Medien.
Mithilfe eines Online-Konfigurators können Interessenten nicht nur aus einem fertigen Angebot wählen, wie es durchaus einige Händler per AR (Augmented Reality) bereits anbieten. Vielmehr können die Nutzer der Tylko-App, die es allerdings nur für iOS gibt, das gewünschte Möbelstück auf die konkreten Bedürfnisse anpassen – vom Regal über das Sideboard bis hin zum Schuhschrank.
In der Augmented-Reality-App lässt sich dann direkt beurteilen, wie das neue Möbelstück in den eigenen vier Wänden aussehen wird. Ist der Kunde zufrieden mit dem Entwurf, kann die Bestellung ausgelöst werden, die Tylko direkt an die Produktionspartner weitergibt, die die Möbel dann passgenau produzieren. Das gehört zum Nachhaltigkeitsanspruch des Anbieters, der auf diese Weise den Materialeinsatz optimieren und die Produkte so effizient wie möglich herstellen will.
Mit den frischen Mitteln will Tylko vor allem seine Augmented-Reality-, Raumerkennungs- und parametrischen Design-Tools weiterentwickeln. Außerdem sucht das Unternehmen Mitarbeiter. Der bisherige Bestand von 140 Beschäftigten soll sich bis Jahresende verdoppeln. Dabei sollen die neuen Mitarbeiter auch in bisher nicht abgedeckten Teilen der Welt zum Einsatz kommen und dort die jeweiligen Märkte bereiten.