Australische Forscher wollen Pflanzen auf dem Mond wachsen lassen

Mehrere Jahre haben australische Forscher:innen der Australian National University (ANU) daran gearbeitet, herauszufinden, ob es möglich ist, Pflanzen auf dem Mond zu züchten. Nun hat sich das vom australischen Start-up Lunaria One geleitete Projekt einen Platz auf einer Mondmission gesichert, die 2025 starten soll.
Im Rahmen der Mission namens Australian Lunar Experiment Promoting Horticulture (Aleph) sollen Pflanzen und Samen in einer sorgfältig entwickelten Kapsel die 380.000 Kilometer lange Reise an Bord eines Mondlanders des Raumfahrtunternehmens Intuitive Machines antreten.
„Das ultimative Ziel der Mission besteht darin, etwas Lebendiges, Frisches und Grünes für Astronauten auf dem Mond und später auf dem Mars anzubauen“, erklärte Lauren Fell, Direktorin von Lunaria One. „Der erste Test wird jedoch zeigen, ob die Pflanzen unter den extremen Bedingungen überhaupt überleben können.“ Gemeint sind damit die lange Lagerungszeit auf der Startrampe, die Vibrationen beim Start und die starken Temperaturschwankungen auf dem Mond.
(Über-)Leben auf dem Mond oder Mars?
Die Forschenden betonten vor allem, dass die Mission eine „einzigartige Gelegenheit“ sei, Wissen über die Keimresistenz von Pflanzen zu sammeln, um herauszufinden, welche Pflanzenarten in rauen Umgebungen wie dem Mond überleben könnten, so Caitlin Byrt, ANU-Associate Professor und wissenschaftliche Beraterin für Lunaria One.
Auch hinsichtlich des Klimawandels auf der Erde ist das Forschungsprojekt höchst interessant: Die extremen Bedingungen, mit denen die Erde aufgrund des Klimawandels konfrontiert sei, stellten die Menschheit vor Herausforderungen, wie die Ernährungssicherheit in der Zukunft gesichert werden könne.
Enrico Palermo, Leiter der Australian Space Agency, die das Projekt mit 3,6 Millionen Dollar unterstützt, erklärte: „Zu verstehen, welche Pflanzen im Weltraum wachsen können – und wie sie am besten angebaut werden – wird in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle bei der Erforschung des Weltraums spielen und gleichzeitig wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse für die Erde liefern.“
Diese Pflanzen reisen auf den Mond
Für den Transport an Bord der Raumsonde für die Aleph-Mission haben die Wissenschaftler:innen Pflanzenarten ausgewählt, die sich hinsichtlich ihrer schnellen Keimfähigkeit und ihrer Toleranz gegenüber extremen Temperaturschwankungen für die Bedingungen im Weltraum eignen. Dazu gehört das in Australien heimische „Resurrection Grass“ (Tripogon loliiformis), das sich bereits an extreme Bedingungen wie Trockenheit, Hitze und Kälte angepasst hat. Auf der Erde könnten sie ihren Wassergehalt auf bis zu 10% reduzieren, monatelang ohne Wasser in einer Art Ruhezustand bleiben und wieder wachsen, wenn Wasser verfügbar sei.
„Die Samen und Resurrection Plants können in einem dehydrierten Ruhezustand überleben und werden in einer hermetisch versiegelten Kammer auf dem Mondlander transportiert. Wir hoffen, dass sie nach der Bewässerung keimen und reaktiviert werden“, so Pflanzenbiologe Dr. Brett Williams.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Bei diesem ersten Versuch sollen die Pflanzen in der Kammer des Landefahrzeugs wachsen.
Pflanzen auf Bodenproben vom Mond erfolgreich gezüchtet
In einem wissenschaftlichen Artikel, der in der Fachzeitschrift Communications Biology veröffentlicht wurde, beschrieb Mitautor Robert Ferl vom Fachbereich für Gartenbauwissenschaften der University von Florida einen ersten Erfolg beim Züchten von Pflanzen auf erdfremdem Bodenmaterial: Mehrere Apollo-Missionen hatten in den spätern 60er- und 70er-Jahren knapp 400 Kilogramm Gestein, Erde und andere Proben von der Mondoberfläche mitgebracht. Einen Teil des sogenannten Mondregoliths hatten die Forschenden genutzt, um darin Pflanzen zu züchten – mit Erfolg.
„Heiliger Strohsack. In diesen Mondproben wachsen tatsächlich Pflanzen. Soll das ein Witz sein?“, zeigte sich Ferl überrascht über dieses Ergebnis. Alle Samen waren aufgegangen, allerdings hätten die Pflanzen sichtbar gestresst gewirkt, seien nur langsam gewachsen.
„Wir bauen noch keinen kompletten Garten an“, erklärte Lauren Fell. Mit Blick auf eine nachhaltige menschliche Präsenz auf dem Mond und später auf dem Mars müsse man allerdings Wege entwickeln, Dinge dorthin zu schicken, die wachsen können.