Schweden wird immer mal wieder als Musterland des bargeldlosen Bezahlens propagiert, in Deutschland hängt dagegen fast alles noch am Bargeld, auch wenn sich in den letzten Jahren hier vieles geändert hat. Eine neue Studie hat die Meinungen beider Gesellschaften zu zentralen Fragen des Geldausgebens verglichen und zeigt, wie unterschiedlich beide Länder ticken.
Es stimmt schon: Wer in Schweden irgendetwas bezahlen will, tut das selbstverständlich bargeldlos – egal ob große oder kleine Beträge, auf dem Land oder mitten in Stockholm. Schweden wird daher immer mal wieder als Paradebeispiel dafür genannt, dass man auch ohne Bargeld relativ weit kommen kann und mit Bargeld eher schief angeschaut wird. Doch so unterschiedlich das Bezahlverhalten ist, so unterschiedlich sind auch die Präferenzen im Payment von schwedischen und deutschen Verbraucher:innen.
Möglichst einfach sollte der Bezahlvorgang sein
Eine neue Studie von Fidesimo, dem Anbieter einer Kontatklosplattform für Gerätehersteller und Dienstleister, hat jetzt gezeigt, warum welche Konsument:innen sich für ein bestimmtes Bezahlverfahren entscheiden. Klar war bereits vorher, dass schwedische Verbraucher:innen am liebsten digital bezahlen, deutsche Konsument:innen dagegen vor allem in Geschäften bevorzugt bar zahlen. Wobei in beiden Fällen die im jeweiligen Land gängigen digitalen Bezahlverfahren bekannt sind: In Schweden ist immer noch Swish der bekannteste und meistgenutzte Zahlungsdienst (88 Prozent). In Deutschland ist es Paypal (95 Prozent). Und genauso wie die Bekanntheit der beiden Zahlungsmöglichkeiten liegt auch die Präferenz der Schwed:innen für den Onlinekauf bei Swish (interessanterweise nur 23 Prozent) und bei den deutschen Verbraucher:innen bei PayPal (64 Prozent).
Ebenfalls wenig überraschend ist die Beliebtheit des Rechnungskaufs und der Kreditkarte in beiden Ländern. Was dagegen mehr verblüfft, sind die Gründe, die Konsument:innen für die Wahl der Zahlungsmethoden angeben: Sicherheit in Deutschland, Komfort in Schweden. Die meisten Schwed:innen bevorzugen einfache, schnelle und reibungslose Zahlungsabläufe, weswegen hier vor allem Swish als Zahlungsdienst geschätzt wird und als einfach (81 Prozent), schnell und reibungslos (73 Prozent) wahrgenommen wird. Ähnlich verhält es sich mit der Direktüberweisung aus Sicht von mehr als einem Drittel der schwedischen Konsument:innen. Immerhin ist die Direktüberweisung die drittbeliebteste Online-Zahlungsmethode.
Und die Sicherheit?
Sicherheit steht für Schwed:innen dagegen nicht an erster Stelle – ganz im Gegensatz zu deutschen Verbraucher:innen. Die meisten Deutschen bevorzugen Paypal, was von mehr als zwei Dritteln der Konsument:innen als sicher empfunden wird. Ebenfalls entscheidend für die Präferenz von Paypal ist die Einfachheit (77 Prozent) und der schnelle und reibungslose Bezahlvorgang (65 Prozent). Es ist vor allem der Sicherheitsaspekt, der deutsche Kund:innen von vielen anderen Zahlungsmöglichkeiten abschreckt.
An Bargeld wiederum scheiden sich die Geister. Während für deutsche Verbraucher:innen Bargeld im stationären Handel immer noch als besonders sicher angesehen wird (37 Prozent), verhält es sich bei Schwed:innen genau andersherum. Für schwedische Kund:innen ist der Unsicherheitsfaktor bei Bargeldzahlungen gefühlt besonders hoch. In der Studie von Fidesmo geben sie etwa an, Raub, Diebstahl, Verlust oder Betrugsfälle wären bei Bargeldzahlungen ein höheres Risiko als bei anderen Zahlungsarten.
Wearables als Bezahllösung werden kritisch gesehen
Bei Wearables als Bezahlgerät und deren Sicherheit sind sich Schwed:innen und Deutsche dagegen einig. Sie werden sowohl von deutschen Verbraucher:innen als auch von schwedischen im gleichen Maß zum Teil als unsicher wahrgenommen. Die Konsument:innen beider Länder sind sich unsicher, was den Schutz der Daten anbelangt, und befürchten, dass jede:r damit bezahlen könne, sobald sie abhandenkommen. Andererseits wollen gerade junge Verbraucher:innen Smart Wearables gern ausprobieren – wenn die Sicherheit stimmt und beispielsweise Token-basierte Secure-Systeme zum Einsatz kommen.
Ein Grund, warum beispielsweise Wearables auch fürs Bezahlen infrage kommen können, ist die Einfachheit. Denn das hat sich sowohl in Deutschland als auch in Schweden gezeigt: Ist eine Payment-Lösung möglichst einfach und intuitiv, wird sie häufiger genutzt. Man sieht dies beispielsweise auch in Deutschland in der Pandemie, die dazu beigetragen hat, dass viele Kund:innen kleinere Beträge, für die kein aufwendiges Eintippen oder Unterschreiben erforderlich ist, bargeldlos bezahlen. Letzten Endes scheitert das bargeldlose Bezahlen in Deutschland aber vor allem an der Vielzahl der verfügbaren und parallel existierenden Verfahren. Klar ist aber auch, dass Deutsche in den nächsten Jahren vor allem mit Bargeld zahlen werden – einfach, weil sie es so gewohnt sind.
Der Beitrag ist mit so vielen Gender-Formulierungen einfach unlesbar. Ist in letzter Zeit bei euch immer schlimmer geworden. Die meisten eurer Leser sind doch bestimmt eher liberal eingestellt und nicht links. Wem wollt ihr damit gefallen?
Danke für den Artikel, ich wusste nicht, dass Schweden als Musterland des bargeldlosen Bezahlens propagiert wird! Meiner Meinung nach muss Deutschland sich weiterentwickeln, was das Thema Bezahlungen angeht. Finde es immer nervig, dass man nicht überall mit Karte zahlen kann. Aber ich kann mir ein Leben ohne Bargeld im Allgemeinen gar nicht vorstellen.
Ein Aspekt wurde bei diesem Artikel völlig außer Acht gelassen (und das gehört imho zu einer Analyse mit dazu): Die Ausfallsicherheit.
Bei elektronischen Bezahlsystemen bleibt diese Gefahr grundsätzlich vorhanden. Der erst kürzlich aufgetretene Ausfall von EC-Karten-Terminals im Einzelhandel hatte wochenlange ausschließliche Barzahlungen als Folge. Und immerhin steht uns dieser „Fallback“ noch zur Verfügung. So eine Situation wäre in Schweden wohl zu einem deutlich ernsteren Problem geworden.
Bargeld funktioniert selbst dann noch, wenn ansonsten alles ausfallen mag. Und Zahlungen können i.a.R. nicht nachverfolgt werden. Mag das im Alltag auch nicht sonderlich relevant erscheinen: Stetig digitale Spuren zu hinterlassen, ist für Datenschützende nicht immer wünschenswert.