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Basecamp-CEO Jason Fried entschuldigt sich: „Müssen offenbar eine Menge lernen“

Vergangene Woche stand Basecamp aufgrund eines kontroversen Blogposts der Gründer im Zentrum der Aufmerksamkeit. In der Konsequenz hatte ein Drittel der Belegschaft gekündigt. Jetzt entschuldigen sich die Gründer.

2 Min.
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Bekannt ist Basecamp vor allem für die gleichnamige Software. (Foto: Postmodern Studio/Shutterstock)

In einem Blogpost hatte Basecamp-CEO Jason Fried verkündet, er und Co-Founder Heinemeier Hansson wollten die Company-Values ändern. Ein zentraler Punkt: Debatten um gesellschaftliche oder politische Themen sollten Mitarbeiter künftig in ihrer Freizeit führen. Die internen Kommunikationskanäle seien nicht der geeignete Ort.

„Letzte Woche war furchtbar“

Daraufhin hat ein Drittel der Belegschaft gekündigt, darunter mehrere Angestellte in leitenden Positionen. Jetzt haben sich Fried und Heinemeier Hansson entschuldigt. In einem weiteren Blogpost schreibt Fried:

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„Letzte Woche war furchtbar. Wir dachten, die von uns angedachten Änderungen der Company-Values seien simpel, vernünftig und prinzipientreu. Stattdessen haben sie für Sprengstoff gesorgt. Und zwar in einer Weise, die wir so nie erwartet hätten. Wir übernehmen die volle Verantwortung – es tut uns leid. Wir müssen offenbar eine Menge lernen – und das werden wir.“

Kommentar: Wasser predigen, Wein saufen: Wie die Basecamp-Gründer gerade ihren Ruf ruinieren

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Anlass für den initialen Blogpost war eine intern geführte Debatte um eine seit über zehn Jahren existente Liste mit witzigen Kundennamen, die die Gründer beendet sehen wollten. Mitarbeiter empfanden die Liste als unangebracht und potentiell rassistisch. Mehrere der gelisteten Namen waren afrikanischer oder asiatischer Herkunft.

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Vorfall bei All-Hands gab den Ausschlag für Massenexit

Wenige Tage nach der Veröffentlichung folgte ein Blogpost von Co-Founder Heinemeier Hansson. Mitarbeitende, die mit der Neuausrichtung des Unternehmens nicht einverstanden seien, würden eine großzügige Abfindung erhalten. Für viele Angestellte den Ausschlag, die Abfindung tatsächlich anzunehmen, gab laut Recherchen von The-Verge-Reporter Casey Newton ein Vorfall bei einem am Freitag abgehaltenen All-Hands. Bei diesem Anlass stellte Basecamps langjähriger Head of Strategy, Ryan Singer, in Frage, dass es White Supremacy tatsächlich gebe. Weder Heinemeier Hansson noch Fried waren am Freitag offenbar bereit, diese Aussagen des Mitarbeiters zu verurteilen. Viele Mitarbeiter waren davon so enttäuscht, dass sie sich für einen Exit entschieden.

Singer musste seinen Posten in der Konsequenz aufgeben. In einem internen Memo gaben die Gründer eine halbe Stunde nach dem Meeting bekannt, die Situation unter Zuhilfenahme externer Unterstützung angehen zu wollen.

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Keine konkreten Pläne für eine Neuausrichtung

Frieds jüngster Blogpost beinhaltet eine Entschuldigung, bezieht sich aber nicht auf die Spannungen, die dem Ganzen vorangingen. Auch die Situation mit dem mittlerweile gekündigten Head of Strategy wird nicht erwähnt. Pläne für Änderungen der Unternehmensausrichtung werden nicht konkretisiert. Neben einer Entschuldigung und einem Danke explizit an alle Mitarbeiter, die sich trotz des Fehlgriffs entschieden haben, zu bleiben, nutzt Fried in dem Blogpost außerdem die Gelegenheit, allen Mitarbeitern, die das Unternehmen verlassen haben, „alles Gute“ zu wünschen. Ihren Kunden versuchen die Gründer außerdem zu versichern, dass Basecamp trotz des Verlusts eines Drittels ihrer Mitarbeiter weiterhin wie gewohnt für sie da sein werde und schließt mit dem Versprechen, das Unternehmen „neu zu gruppieren, umzumodeln und sich wieder dem Geschäft zu widmen“, das darin bestünde, „großartige Software zu machen. Wir sind seit 22 Jahren im Geschäft – wir werden bleiben bis zum Ende des Internets.“

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6 Kommentare
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Susanne

Schon klasse – die Chefs verordnen von oben herab eine neue Kultur: Mittelalter und Patriarchat lassen grüßen. Warum nochmal wird Gründer.innen-Kultur so wertgeschätzt? Am 18. Mai findet der Tag der Diversity statt, darüber können die Gründer je bis dahin mal nachdenken ….

Antworten
Anachronist87

Bei so einem komplexen Thema sollte die Berichterstattung aber bitte vollständig sein, und nicht gezielt Fakten weglassen oder „frei interpretieren“, nur damit man ein eindeutigeres, leichter verdaulicheres Bild zeichnen kann. Es gab bereits seit letztem Jahr eine Inklusions- und Diversitäts-Arbeitsgruppe in der Firma, welche ein Drittel der Belegschaft umfasst hat. Diese hatte die „Lustige Namens-Liste“ als Stein des Anstoßes für sich entdeckt. Natürlich ist so eine Liste infantiler Humor, aber nur weil sie auch asiatische und afrikanische Namen enthält ist sie nicht automatisch rassistisch. Die Liste prinzipiell abzuschaffen hätte völlig gereicht. Stattdessen wurde sie benutzt, um der Firma „White Supremacy“ zu unterstellen, was eine ziemlich schwerwiegende Behauptung ist. So eine Anschuldigung sollte man gut begründen, was aber nicht passiert ist. Stattdessen wurde dieser Vorwurf Mitarbeitern einfach aufgrund ihrer (weißen) Hautfarbe gemacht. Das hat Ryan Singer zurückgewiesen, unter anderem mit der Bemerkung dass das Unterstellen einer rassistischen Ideologie basierend auf der Hautfarbe ebenfalls Rassismus ist. Weil Jason Fried sich für diesen Einwurf bedankt hat, wurde er aufgefordert sich von „White Supremacy“ zu distanzieren. Und Fried, der selber jüdischer Herkunft ist und Familienmitglieder im Holocaust verloren hat, erwiderte lediglich, dass er es furchtbar findet wenn eine Gruppe eine andere dominiert, er aber überzeugt ist dass dies in der Firma nicht passiert. Trotzdem wurden ihm immer weiter Vorwürfe gemacht. Selbst dass Ryan Singer deeskalierend selbst gekündigt hat war nicht ausreichend um die Gemüter zu beruhigen. Letztlich ist kein rassistischer Akt vorgefallen (und nein, die „Lustige-Namens-Liste ist kein Rassismus, sondern „nur“ geschmacklos), aber dass während der dadurch entstandenen Diskussion nicht genug gegen Rassismus gesagt wurde, war für einen Teil der Belegschaft bereits unangenehm genug um sich in dieser Firma nicht mehr wohl zu fühlen. Und das ist zweifellos traurig, aber wenn es erstmal so weit gekommen ist, ist es vermutlich besser sich einvernehmlich zu trennen, zumal es auch relativ großzügige Abfindungen gab.

Antworten
Franz Wanner

solche Haltung unterstütze ich
jede unangemessene Polarisierung verachte ich
schade, dass nicht mehr ermittelbar ist, ob jene Grundsatz-Überzeugten auch ohne Abfindung gekündigt hätten. Hoffe ich mal, auch wenn ich deren Meinung wahrscheinlich nicht teile. Aber Hoffen beinhaltet berechtigte Zweifel.

Anachronist87

Entschuldige bitte, Susanne, der vorherige Kommentar war nicht an dich persönich gerichtet, ich bin nur im Feld verrutscht

Antworten
Franz Wanner

ist das so?
Aus meiner Sicht, wurde jedem und jeder die eigene Meinung zuerkannt und toleriert, unabhängig davon, ob man die teilt. Nur wurde die Arena der Auseinandersetzung wurde verlagert.
Wollte man das nicht, wäre jeder Jobbörse ein Gesinnungstest vorgelagert. Und genau dies wäre dann ein Gruß aus Mittelalter und Voraufklärung.
PS
Die Benennung von „Patriarchat“ suggeriert den Gegensatz „Matriarchat“. Und befördert dessen (deren) unkritische Verklärung…

Antworten
Anachronist87

Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich ebenfalls nicht verstehe warum das Geschlecht der Verantwortlichen hier relevant ist. Und ich habe auch immer, ohne bewusst darüber nachzudenken, die Idee, dass den Eigentümern einer Unternehmung ein gewisses Mitspracherecht für die Gestaltung ihres Zuständigkeitsbereiches zusteht, als historisch relativ universell betrachtet, und nicht nur auf das Mittelalter beschränkt. Aber vielleicht muss ich mich hier noch etwas besser informieren.

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