Würdest du von dir behaupten, stets hochproduktiv zu arbeiten? Wenn ja, was machst du richtig? Und worin könntest du besser sein? Das sind Fragen, die ein Team um den Wirtschaftsforscher Robert C. Pozen einigen tausend Lesern des Harvard Business Review vor knapp einem Jahr gestellt hat. Pozen, der zudem als Finanzmanager in renommierten Investmentunternehmen gearbeitet hat, wollte wissen, was effiziente und effektive Arbeit heutzutage ausmacht. Der Umfrage unter 19.957 Personen zufolge, sind Menschen vor allem dann produktiv, wenn sie ein paar Gewohnheiten kultivieren und von bestimmten Eigenarten besser ablassen. Pozen schreibt auf Hbr.org: „Wir haben viel über die persönliche Produktivität gelernt und darüber, was manche Menschen produktiver macht als andere.“
Produktiver arbeiten: Verhaltensweisen beeinflussen unser Tagwerk
Die Befragung fand nicht etwa nur im US-amerikanischen Raum statt. 50 Prozent stammten aus Nordamerika. 21 Prozent waren Europäer, 19 Prozent Asiaten und die restlichen 10 Prozent verteilten sich auf Australien, Südamerika und Afrika. „Im Einzelnen stellten wir fest, dass sich die Profis mit den höchsten Produktivitätswerten in den gleichen Gruppen der Gewohnheiten sammelten“, so Robert C. Pozen. Sie würden ihre Arbeit immer entlang oberster Prioritäten planen und sie einem übergeordneten Ziel unterordnen. Sie hätten zudem effektive Techniken zur Verwaltung großer Mengen von Informationen etabliert. Und sie verstünden die Bedürfnisse ihrer Kollegen, kurze Besprechungen zu halten, reaktionsschnelle Kommunikation zu garantieren und klare Anweisungen zu geben.
Menschen einiger Regionen hätten demnach höhere Produktivitätswerte verzeichnet als andere. „Bei der Analyse der Daten stellten wir fest, dass die höheren Produktivitätswerte in Europa, Asien und Australien von einigen starken Gewohnheiten abhängen.“ Die Menschen in den Regionen verstünden es in besonderem Maße ihr Tagwerk vorauszuplanen, nicht ständig auf Nachrichten von Kollegen zu reagieren, sich früh auf das Endprodukt zu konzentrieren und sich vor dem Lesen oder Schreiben von Texten, sorgfältig auf etwaige Themen vorzubereiten.„Wir haben viel darüber gelernt, was manche Menschen produktiver macht als andere.“
Die Erhebung räumt zudem mit ein paar Vorurteilen auf, wie Pozen sie bezeichnet. Erstens: Längeres Arbeiten bedeutet nicht notwendigerweise eine höhere persönliche Produktivität. Intelligentes Arbeiten sei vielmehr der Schlüssel, um täglich viel zu schaffen. Zweitens: Das Alter beeinflusst in hohem Maße die persönliche Produktivität. Dabei erzielen nicht etwa jüngere Fachkräfte, sondern vor allem ältere hohe Bewertungen. Sie würden quasi die Abkürzungen kennen, gibt der Forscher zu verstehen. Drittens: Die allgemeinen Produktivitätswerte für männliche und weibliche Fachkräfte sind so gut wie gleich, dennoch gab es ein paar geschlechtsspezifische Unterschiede bei bestimmten Gewohnheiten, die deren persönliche Produktivität beeinflussen.
Frauen erzielten demnach besonders gute Ergebnisse, wenn es darum ging, effektive Meetings abzuhalten. So gaben weibliche Befragte öfter als Männer an, eine Agenda im Voraus zu verschicken, Meetings weniger als 90 Minuten lang anzusetzen, und die Teilnehmer am Ende mit einer Vereinbarung über die nächsten Schritte aus der Konferenz zu entlassen. Frauen sagten auch häufiger, dass sie ihre Kalender am Abend zuvor vorbereiten würden. Männer hingegen seien besonders gut darin, wenn es um die Bewältigung eines hohen Nachrichtenaufkommens gehe – sie würden ihre E-Mails nicht zu häufig öffnen und Nachrichten mit geringem Wert öfter überspringen. Außerdem hielten sie sich häufiger Zeiten am Tag frei, um auf Unvorhergesehenes reagieren zu können.
In der unteren Bildergalerie haben wir einige Tipps aus der Befragung gesammelt, die Robert C. Pozen den Lesern des Harvard Business Review gibt und die schlussendlich einige Menschen produktiver machen als andere.
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Die Ergebnisse könnte man auch als eine gute Mischung aus den Ansätzen The One Thing (von Gary Keller) und den Untersuchungen zu Gewohnheiten von Charles Duhigg interpretieren. Während bei einem Ansatz die oberste Priorität vor allen anderen Aufgaben steht, hat Charles Duhigg in seinem Buch bereits sehr anschaulich erklärt, wie man Gewohnheiten im privaten oder beruflichen etabliert, um damit wesentlich produktiver zu werden. Die Interpretation der Ergebnisse scheint sehr ähnliches widerzuspiegeln.