Bewerber müssen auf einiges achten, wenn sie ihre Unterlagen an einen potentiellen Arbeitgeber schicken. Anschreiben und Lebensläufe müssen nicht nur aussagekräftig sein, in vielen Berufen wird auch verstärkt darauf geachtet, dass sie optisch ansprechend, wenn nicht gar besonders kreativ gestaltet sind. Auf der anderen Seite ist der Anspruch der Unternehmen hinsichtlich der eigenen Stellenanzeigen nicht besonders groß. Bewerber sehen sich oberflächlich formulierten Anforderungsprofilen, fehlenden Informationen zu Gehältern und Arbeitszeiten, aber auch Rechtschreib- und Grammatikfehlern gegenüber. Nicht wenige Arbeitgeber passen ihre Karriereseiten zudem nicht an gängige Online-Standards an.
75 Karriereseiten im Test: So schlecht pflegen Konzerne ihre Karriereseiten
Die Bewerberfreundlichkeit der Recruiting-Webseiten von 75 deutschen Konzernen hat jetzt die Beratungsfirma Net Federation überprüft. Insgesamt 157 Kriterien standen auf den Prüfstand. Dazu zählen, ob Jobsuchende die Möglichkeit erhalten, ihren Lebenslauf hochzuladen und ob sogenannte One-click-Bewerbungen möglich sind, bei denen Linkedin- oder Xing-Profile mit relevanten Informationen für Recruiter freigegeben werden können. Das Ergebnis: Große Unternehmen tun sich schwer, den eigenen digitalisierten Bewerbungsprozess entlang gängiger Standards auszurichten. Die wenigsten Konzerne haben mehr als die Hälfte der 1.000 zu erreichenden Punkte eingesammelt.
Die Prüfer gingen dabei ähnlich vor, wie es Bewerber tun würden: Wenn sie nach 30 Sekunden die gewünschte Information auf der Unternehmensseite nicht gefunden hatten, wurde der Aspekt schlichtweg als nicht vorhanden vermerkt. Zu den drei besten Arbeitgebern zählen die Deutsche Telekom mit 587 Punkten, Fresenius mit 586 Punkten sowie die Deutsche Bahn mit 548 Punkten. Die Schlusslichter markieren die Coca Cola Company mit 233 Punkten, Vonovia mit 211 Punkten sowie die Generali Deutschland mit 198 Punkten. Net Federation hat jegliche Branchen ins Visier genommen: Vom Autobauer bis zum Versicherer über Medienhäuser und Handelsunternehmen bis hin zum Mischkonzern.
„98 Prozent der Bewerber wünschen sich feste Ansprechpartner.“
Einige Beispiele aus der Studie: Nur 13 von 75 Konzernen bieten im Bewerbungsprozess leicht auffindbar an, einen Lebenslauf als Datei hochzuladen. Dabei gehört diese Möglichkeit zu den zeitsparendsten Varianten, um mit einem potentiellen Arbeitgeber in Kontakt zu treten. Hingegen haben die Tester bemerkt, dass Bewerber oftmals ihren Karriereweg mühselig in Online-Formularbaukästen übertragen müssen. Noch seltener wird nur die One-click-Bewerbung angeboten, die eine Übertragung des Online-Profils aus einem Karrierenetzwerken ermöglicht. Nur zehn Unternehmen bieten den Service an. Besonders zugeknöpft präsentieren sich die Unternehmen zudem in puncto Bewerberchat.
Dabei wünschen sich 98 Prozent der Jobsuchenden einen festen Ansprechpartner. Auf der Karriereseite angeboten wird das jedoch von nur rund der Hälfte der Unternehmen. Vorbildlich zeigt sich hier laut den Studienführern vor allem BASF mit seinem Bewerberchat: Ohne aufwendige Registrierung können Interessierte unter Angabe des Namens und der E-Mail-Adresse ihre dringenden Fragen zur jeweiligen Stellenausschreibung stellen. Viel Potenzial lassen Arbeitgeber außerdem bei den bereitgestellten Informationen ungenutzt liegen. Bewerber wünschen sich beispielsweise Angaben zu flexiblen Arbeitszeitmodellen, um abklopfen zu können, wie weit der Job mit der Familie vereinbar ist.
Viele Bewerber machen Gleit- und Teilzeit oder die Möglichkeit zum Home-Office sogar davon abhängig, ob das Unternehmen überhaupt zur Wahl steht. Die Prüfer verweisen hier auf das Versandhaus Otto, das umfänglich über alle Möglichkeiten informiert – und zwar schon vor der Bewerbung. Auf der Karriereseite heißt es dazu unter anderem: „Wir unterstützen dich in deiner individuellen Arbeitszeiteinteilung, um dir Platz und wertvolle Zeit für deine Familie zu ermöglichen.“ Derartige Angaben haben rund 64 Prozent der ausgewerteten Unternehmen zwar im Auge, 36 Prozent jedoch gar nicht. Oftmals gilt, dass diese Themen erst im Vorstellungsgespräch besprochen werden. Wirklich effizient ist das jedoch nicht – weder für den Bewerber noch für den Recruiter.
Hier seht ihr das komplette Ranking:
PLATZ | UNTERNEHMEN | BRANCHE | PUNKTE |
1 | Deutsche Telekom | Telekommunikation | 587 |
2 | Fresenius | Pharma | 586 |
3 | Deutsche Bahn | Logistik | 548 |
4 | Allianz | Versicherung | 528 |
5 | Otto | Handel | 525 |
6 | BASF | Chemie | 523 |
7 | Daimler | Automobilproduktion | 501 |
8 | Continental | Automobilzulieferer | 499 |
9 | Deutsche Lufthansa | Luft- und Raumfahrt | 491 |
10 | SAP | Software | 485 |
11 | ABB Group | Technologiekonzern | 480 |
12 | Bayer | Chemie | 479 |
13 | BMW | Automobilproduktion | 472 |
14 | Henkel | Konsumgüter | 457 |
15 | Rewe Group | Handel | 449 |
16 | Thyssenkrupp | Technologiekonzern | 436 |
17 | Robert Bosch | Technologiekonzern | 433 |
18 | Fresenius Medical Care | Medical Equipment | 432 |
19 | DZ Bank | Banken | 431 |
20 | Lanxess | Chemie | 428 |
21 | Deutsche Post | Logistik | 427 |
22 | Boehringer Ingelheim | Pharma | 424 |
23 | Deutsche Bank | Banken | 420 |
24 | Evonik Industries | Chemie | 409 |
24 | Bilfinger | Dienstleistungen | 409 |
24 | Audi | Automobilproduktion | 409 |
27 | Ergo Versicherungsgruppe | Versicherung | 408 |
28 | Porsche | Automobilproduktion | 404 |
29 | Heidelbergcement | Baumaterial und -komponenten | 401 |
30 | Salzgitter | Eisen-/Stahlindustrie | 396 |
30 | Beiersdorf | Drogerie und Kosmetikgüter | 396 |
30 | Volkswagen | Automobilproduktion | 396 |
33 | TÜV Rheinland | Dienstleistungen | 395 |
34 | Bertelsmann | Medien | 391 |
35 | Baywa | Handel | 385 |
36 | RWE | Versorger | 381 |
37 | General Electric Deutschland | Technologiekonzern | 380 |
38 | Vodafone | Telekommunikation | 369 |
39 | Commerzbank | Banken | 368 |
40 | Linde | Chemie | 363 |
41 | Tui | Tourismus | 361 |
42 | Adolf Würth | Mischkonzern | 358 |
43 | Voith | Technologiekonzern | 353 |
43 | Hornbach | Handel | 353 |
45 | Real SB-Warenhaus | Handel | 352 |
45 | Talanx | Finanzdienstleistungen | 352 |
47 | K+S | Chemie | 350 |
47 | Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft | Versicherung | 350 |
49 | Infineon Technologies | Halbleiterindustrie | 345 |
50 | Hugo Boss | Textilindustrie | 344 |
51 | Zalando | Handel | 343 |
52 | Deutsche Börse | Finanzdienstleistungen | 341 |
53 | Freudenberg | Technologiekonzern | 326 |
54 | Innogy | Versorger | 324 |
55 | Dekra | Dienstleistungen | 318 |
56 | Metro | Handel | 313 |
57 | Miele & Cie. | Technologiekonzern | 312 |
58 | Eon | Versorger | 311 |
58 | ZF Friedrichshafen | Automobilzulieferer | 311 |
60 | Edeka | Handel | 308 |
61 | Puma | Sportartikel | 307 |
62 | Brenntag | Handel | 305 |
63 | MAN | Maschinen- und Anlagenbau | 294 |
64 | Merck | Pharma | 286 |
65 | Siemens | Elektrotechnologie | 285 |
66 | Leoni | Automobilzulieferer | 283 |
67 | Telefónica Germany | Telekommunikation | 268 |
68 | Adidas | Sportartikel | 263 |
69 | Schaeffler | Automobilzulieferer | 260 |
69 | Symrise | Chemie | 260 |
71 | Kion Group | Maschinenbau | 259 |
72 | McDonald’s Deutschland | Lebensmittel | 243 |
73 | The Coca-Cola Company | Lebensmittel | 233 |
74 | Vonovia | Immobilien | 211 |
75 | Generali Deutschland | Versicherung | 198 |
Da kann man einiges von den kleineren Seiten lernen, die wirklich darauf fixiert sind, die Dienstleistungen angemessen an die Kunden zu bringen (vgl. https://www.berliner-jobanzeiger.de/ ). Aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass bei großen Konzernen kein großer Bedarf besteht, da Bewerber von selbst auf sie kommen.