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Nicht alle Daten sind Big oder Smart

Egal ob Big oder Smart Data, datengetriebenes Marketing oder Daten-Insights – am Thema Daten kommt kaum eine Branche vorbei.

Von Dr. Jochen Schlosser
4 Min.
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(Bild: Shutterstock)

Die Diskussionen und skizzierten Anwendungsfälle bewegen sich jedoch oft auf dem Niveau von Raketenwissenschaften. Es ist daher Zeit für ein Plädoyer für mehr Bodenhaftung im Umgang mit Daten.

In der breiten Masse angekommen

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Datengetriebenes Arbeiten – ganz gleich ob im Marketing, der Industrie oder im E-Commerce – ist längst nicht mehr nur Innovationstreibern vorbehalten, auch wenn diese oft die leuchtenden Beispiele der Branche stellen. Die Nutzung von Daten ist längst in der breiteren Masse angekommen. Und es wird deutlich, dass sich Unternehmen aller Größen zusehends Gedanken über den Wert ihrer Daten und die eigene Datenhoheit machen. Daten-Management ist damit kein Tech- oder Agenturthema mehr, sondern bei den Verantwortlichen im Unternehmen angekommen. Eigentlich.

Der Datenexperte wird’s schon richten

In deutschen Unternehmen scheint sich hartnäckig das Gerücht zu halten, dass sich das Thema Daten wie von selbst in die Geschäftsabläufe integriert, wenn ein Datenexperte eingestellt wird. Wie im Zirkus wird der Experte zu Meetings hinzubeordert. Tusch, Vorhang auf, Applaus für den Daten-Crack – und in der nächsten Stunde begeistert er das Publikum mit diversen Überschlagsrechnungen und Analysen. Die Menge tobt. Diese Datenleute, einfach spitze. Das Wissen um die enorme Wichtigkeit der Daten ist da, leider ist der Abstand der Meisten zu diesem Thema aber viel zu groß.

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Warum verhält es sich so? Was genau macht den Datenexperten zum Experten? Sein Fachwissen? Seine nicht vorhandenen Berührungsängste gegenüber dem Thema? Sicher, Daten sind ein sensibles Thema mit vielen potenziellen Knackpunkten: Personenbezogene Daten, Datenpannen, Ressentiments der User, das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) oder die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sind nur ein paar Stichworte. Weil Daten mit Vorsicht zu genießen sind und es einiges zu beachten gilt, kommt der Expertentitel nur ausgewählten Mitarbeiter zu. Die Konsequenz für den Datenexperten: Die Verantwortung trägt er allein. Na, danke!

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Ein Experte allein macht noch kein Daten-Management

Fest steht, dass Experten für den Umgang mit Daten und deren anschließende Nutzung nicht erst seit gestern gefragt sind. Der Datenschatz ist keinen Schuss Pulver wert, wenn er nicht gehoben und entsprechend eingesetzt wird: Daten sind die Basis für Geschäftsentscheidungen, geben Auskunft über die wirtschaftliche Lage, versteckte Potenziale oder können genutzt werden, um entsprechend lernfähige Technologien mit ihnen zu füttern und so weiterzuentwickeln. Unternehmen, die mit Beschwichtigung („Das machen die Kollegen im Marketing doch schon ewig, die haben schon immer mit Daten gearbeitet“) oder gar Ablehnung („Ach, das wird eh noch eine Weile dauern, bis das bei uns ankommt“) reagieren, werden auf dem Markt gnadenlos abgehängt.

Die Fähigkeit, aus den generierten und analysierten Daten Erkenntnisse für Produktentwicklung, Kommunikation und Sales zu gewinnen oder entsprechende Maßnahmen zu automatisieren und zu optimieren, wird mehr und mehr zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Steht ein Unternehmen „plötzlich“ vor dieser Situation, kann es dauern, bis es seine Kultur ändert und die Mitarbeiter das nötige Handwerkszeug erlernt haben. Wie zeitaufwendig es sein wird, angestaubtes Wissen rund um Statistik und Daten aufzufrischen oder gar zu erweitern, lässt sich kaum absehen. Der richtige Umgang mit den Daten und deren Nutzung sind also nicht im Hauruck-Verfahren zu erreichen.

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Eine neue Datenkultur

Um den Anschluss nicht zu verlieren, muss also ein neuer Umgang mit den Daten her. Einen Cloud-Service buchen, der das eigene Unternehmen und die Mitarbeiter schrittweise transformiert, ist leider nicht möglich. Möglich ist aber, das Thema Daten von seinem hohen Ross zu holen, es zu vereinfachen und nicht mehr länger zum Expertenthema zu machen. Von entscheidender Bedeutung für den nächsten Entwicklungsschritt ist eine neue Unternehmenskultur rund um Daten, neudeutsch Data as a Culture (DaaC). Hier werden Analysefähigkeiten und Daten-Know-how – ganz gleich ob Big, Smart, Small oder einfach nur Normal Data – gefördert. Ein IT- oder Mathematikstudium braucht es dazu in den wenigsten Fällen und daher ist ein einziger Datenexperte auch kein tragfähiger Weg. Im Gegenteil: Arbeitgeber müssen es schaffen, alle Mitarbeiter für das Thema zu begeistern – ganz normale Mitarbeiter, die keine Codes schreiben oder Big Data analysieren. Denn: Manchmal sind die Daten auch einfach nur Daten und verlangen somit nicht automatisch die Zuwendung von einem Experten. Anstatt neue Abteilungen, oder gar eine Innovations- oder Datenabteilung, aufzubauen, sollte die DaaC eher dazu beitragen, Silos zu sprengen und das Thema ganz natürlich in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Das Daten-Management alle Mitarbeiter etwas angeht, muss von der Belegschaft bis zur Chefetage nicht nur erkannt, sondern gelebt werden. Die Vorstellung, mit der Einstellung eines Datenexperten würden sich alle Probleme und Herausforderungen in Luft auflösen, ist in einem fortschrittlichen und zukunftsorientierten Arbeitsumfeld nicht haltbar.

Daten für Alle

Was heute bereits auf Basis von Daten-Management möglich ist, ist nur ein Vorgeschmack darauf, was in den kommenden Jahren und Jahrzehnten möglich sein wird. Immer mehr und qualitativ hochwertigere Daten sowie immer ausgefeiltere Auswertungsmethoden werden Automatisierung, Machine Learning, künstliche Intelligenz und die Vorhersagen von Verhaltensmustern in den nächsten Jahren enorm verändern und auf ein neues Level heben. In diesem Zuge werden besonders im Arbeitsalltag von uns nach und nach neue Fähigkeiten verlangt, um diese Technologien zu begreifen und zu nutzen. Natürlich sind nicht jedes Unternehmen und jeder Mitarbeiter gleichermaßen betroffen. Doch anstatt der Entwicklung mit Angst zu begegnen, sollte sich jedes einzelne Unternehmen der individuellen Chancen bewusst werden, die eine neue Datenkultur mit sich bringt. Und versuchen, sie für sich zu nutzen.

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