Analyse
Warum fällt der Bitcoin-Kurs? Die Sache mit der Marktkapitalisierung

(Foto: Shutterstock)
Dass der Bitcoin-Kurs sowie das gesamte Ökosystem momentan nicht sonderlich gut performen, dürften die meisten inzwischen mitbekommen haben. In den Abendstunden des 14. November fand der Seitwärtstrend sein Ende: Es ging abwärts.
Im Zuge dessen liest man schnell: Das gesamte Ökosystem hat innerhalb kurzer Zeit viele Milliarden Dollar verloren. Doch hat es das wirklich? Und warum fällt der Bitcoin-Kurs so rapide? Kann das Ökosystem überhaupt „Kapital verlieren“? Die simple Antwort lautet: Nein.
Denn: Die Marktkapitalisierung ist nur ein Richtwert, der Bitcoin-Kurs sowie alle anderen Kurse setzen sich lediglich aus Angebot und Nachfrage zusammen.
Sätze wie „Bitcoin verliert Milliarden an Marktkapitalisierung“ hören sich an, als ob es im Cyber-Space irgendeine (virtuelle?) Bank gebe, in der Geld gespeichert ist und das dann irgendwelche (Wale? Bullen? Bären?) kurzerhand entwenden und – schwupp – ist das Geld wieder weg. Doch so funktioniert das nicht.
Auf die Gefahr hin, sich zu wiederholen: Die Marktkapitalisierung ist ein reiner Richtwert. Im traditionellen Finanzsystem berechnet man damit den Börsenwert einer Aktiengesellschaft. Die Formel ist simpel:
- Aktien x Aktienkurs = Marktkapitalisierung.
Das Bitcoin-Ökosystem hat diesen Begriff und diese Rechenweise für sich übernommen. Die Formel ist ebenso simpel:
- Anzahl der Token x Kryptowährungskurs = Marktkapitalisierung
Das führt jedoch – gerade in der Krypto-Welt – zu massiven Ungenauigkeiten. Zunächst muss man sich fragen:
Der Bitcoin-Kurs (sowie alle anderen Kurse von Kryptowährungen) setzt sich aus den Faktoren Angebot und Nachfrage zusammen. Also: Was ist jemand bereit, für etwas zu zahlen? Und: Was ist jemand anderes bereit, dafür zu akzeptieren? Daraus ergibt sich letztlich auch der Kurs: Unsere Kursseiten beziehen die Daten von verschiedenen Krypto-Börsen und ermitteln daraus dann den Mittelwert – das ist dann der Kurs, der später angezeigt wird.
Daraus ergeben sich dann verschiedene Probleme. Bestes Beispiel Bitcoin: Niemand weiß, wie viele Token tatsächlich existieren. Einige (viele?) sind beispielsweise für immer in den Tiefen der Blockchain verloren, weil jemand seine Private Keys verloren oder seinen Mining-Computer auf den Schrottplatz gebracht hat. Für die Berechnung der Marktkapitalisierung werden dennoch alle Token, die bisher ausgegeben worden sind, als Rechengrundlage genommen.
Deshalb ist Ripples XRP auch auf manchen Listen auf Platz zwei und bei manchen auf Platz drei. Hier werden die von Ripple zurückbehaltenen XRP-Token eingerechnet – oder eben nicht.
Wie man also sieht, setzt sich die Berechnung der Marktkapitalisierung aus einer Reihe von Faktoren zusammen, die lediglich Richtwerte sind. Es gibt keinen übergeordneten unsichtbaren Krypto-Markt, der willkürlich Geld einsaugt und wieder ausspuckt. Es stimmt nur bedingt, dass Investoren beziehungsweise Trader ihr Geld „aus dem Markt wieder herausnehmen“. Sie verkaufen lediglich ihre Kryptowährungen auf den Börsen. Wenn dabei viele Einheiten von Kryptowährungen auf einmal verkauft werden, müssen die Angebote schließlich tiefer gesetzt werden, um Käufer zu finden: Darum fällt der Bitcoin-Kurs.
Dieser Artikel erschien zuerst bei BTC Echo.
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